Die Kraniche sind in der Luft

Nonnweiler/Wadern. Die Kraniche fliegen wieder gegen Süden. Am Donnerstagnachmittag hat der Vogelschutzexperte Bernd Konrad aus Krettnich mehrere hundert Tiere gezählt, die über den Peterberg hinweg das Primstal überquert haben. Auch in der Nacht zum Freitag waren die Rufe der Kraniche zu hören. In diesem Jahr sind die Kraniche recht spät an

Nonnweiler/Wadern. Die Kraniche fliegen wieder gegen Süden. Am Donnerstagnachmittag hat der Vogelschutzexperte Bernd Konrad aus Krettnich mehrere hundert Tiere gezählt, die über den Peterberg hinweg das Primstal überquert haben. Auch in der Nacht zum Freitag waren die Rufe der Kraniche zu hören. In diesem Jahr sind die Kraniche recht spät an. Das hängt laut Konrad mit der bisher milden Witterung an den Sammelplätzen in Norddeutschland zusammen. Der Voglekundler rechnet damit, dass in den kommenden Tage große Schwärme die Region überqueren. Der Peterberg und das Primstal liegen in der Hauptzugrichtung der Tiere. Bernd Konrad war im Oktober sechs Tage in Norddeutschland im Kranichzentrum Groß-Mohrdorf an der Ostsee und an den umliegenden Rastplätzen der Kraniche. Er berichtet: "Als wir am 19. Oktober in Groß- Mohrdorf ankamen, rasteten dort noch 67000 Kraniche. Vier Tage lang konnten wir hier die Kraniche bei ihren Aktivitäten beobachten und fotografieren. Normalerweise ziehen die Kraniche jedes Jahr um Mitte Oktober bei Nordostwind in den Süden. Die Mitarbeiter im Kranichzentrum erzählten mir die Lebensgewohnheiten der Kraniche in der Zugzeit. Morgens ab sieben Uhr fliegen die Kraniche vom Schlafplatz am Bodden in die umliegenden Felder zum äsen. Auf markierten Parkplätzen kann man hier anhalten und die Kraniche auf den abgeernteten Maisfeldern beobachten. Jeder Kranich frißt am Tag etwa 300 Gramm Mais. Tausende stehen hier auf dem Feld und immer stehen Familien zusammen. Die Jungvögel haben noch ein bräunliches Gefieder. Wenn ein Seeadler über die Kraniche fliegt, werden sie unruhig. Seeadler greifen gelegentlich die Jungvögel an und die Altvögel stürzen sich sofort auf den Seeadler und vertreiben ihn. Abends eine Stunde vor Sonnenuntergang treffen sich die Kraniche auf riesigen Feldern direkt vorm Bodden. Direkt nach Sonnenuntergang geht das Spektakel los. Tausende Kraniche fliegen auf und direkt über unsere Köpfe zum Schlafplatz am Bodden. Eine Stunde lang erklingen die Rufe Grus Grus über uns am Himmel. Noch im Dunklen kann man immer wieder die Rufe Grus Grus hören. Tausende Besucher kommen jedes Jahr im Oktober hierhin, um dieses Naturschauspiel, eines der größten auf der Welt zu beobachten. Vor dem 15. Oktober sind die ostziehenden Kraniche, die aus Skandinavien kamen, in das Rastgebiet nach Ungarn gezogen. Dort rasten 80000 Kraniche. Diese ziehen später weiter nach Marokko. Im Oktober standen 65000 Kraniche an der Ostsee bei Groß Mohrdorf und 80000 Kraniche in Ostdeutschland bei Linum an der Havel. Sobald der Nordostwind hier aufkommt, fliegen die Kraniche zu Tausenden hier los. Für uns im Saarland heißt es, dass in den nächsten Tagen große Trupps Kraniche über uns hinwegziehen. Von hier ziehen sie weiter zum Lac du Der in die Champagne, wo sie sich noch einmal stärken, bevor sie im November ins Winterrastgebiet in die Extremadura nach Spanien weiterfliegen." vf

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