Die Kamera im Wald sieht alles

Saarbrücken. Von vielen unbemerkt, findet inzwischen in saarländischen Wäldern eine großflächige Überwachung statt. Landesjägermeister Daniel Hoffmann schätzt, dass bereits sehr viele saarländische Jäger Wildkameras einsetzt. Die Jäger wollen mit ihrer Hilfe etwa erfahren, "wann kommen wie viele Wildschweine an eine Futterstelle"

Saarbrücken. Von vielen unbemerkt, findet inzwischen in saarländischen Wäldern eine großflächige Überwachung statt. Landesjägermeister Daniel Hoffmann schätzt, dass bereits sehr viele saarländische Jäger Wildkameras einsetzt. Die Jäger wollen mit ihrer Hilfe etwa erfahren, "wann kommen wie viele Wildschweine an eine Futterstelle". So ließe sich feststellen, welche Tiere man schießen könne - und welche nicht. Jeder Dritte der rund 3500 saarländischen Jäger nutze eine oder mehrere Kameras, meint Hoffmann. Damit könnten bis zu 5000 Kameras in Wald und Feld installiert sein.Dies stößt auf massive Kritik der Datenschützer. Judith Thieser, Landesbeauftragte für Datenschutz und Informationsfreiheit, hat kein Verständnis für das Vorgehen der Jäger. "Unsere Freiheit ist das, was uns wichtig ist", sagt sie. Die flächendeckende Überwachung des Bürgers müsse verhindert werden. 90 Prozent der heute benutzten Kameras würden datenschutzwidrig eingesetzt. "1984 steht da schon Pate", so Thieser. "Das Problem heute ist, dass die Geräte so billig sind. Auch sind sie leicht zu bedienen. Der Laie findet für sich immer eine Anwendung", meint Thieser. Im Datenschutz aber gelte das Prinzip: "Es ist alles verboten, wenn es nicht ausdrücklich erlaubt ist." Zudem sieht sie keinen konkreten Zweck im Vorgehen der Jäger.

Auf Seiten der Jäger sind Wildkameras nicht unumstritten, viele schwören aber darauf. "Der Einsatz von Wildkameras ist in der Wildbiologie nicht mehr wegzudenken", meint Landesjägermeister Hoffmann. Sie lieferten "unmittelbare Fotobeweise" und ließen eine Tierbeobachtung ohne den "Störfaktor Mensch" zu. Hoffmann sieht jedoch noch einen Grund für den Einsatz der Wildkameras: "Es ist auch ein Stück Bequemlichkeit dabei."

Die Geräte waren früher sehr teuer und wurden nur für wissenschaftliche Zwecke verwendet. Inzwischen seien die Geräte aber sehr preiswert. Eine Tag und Nacht einsetzbare Wildkamera könne heute ab 100 Euro erworben werden. "Das ist ein Riesengeschäft geworden", sagt Hoffmann.

Die Landesdatenschutzbeauftragte Thieser bietet den Jägern nun ein Gespräch an, wie und wo Kameras installiert werden dürfen. Wer Hinweise zum Einsatz von Überwachungskameras sucht, findet Infos auf der Webseite des Datenschutzzentrums Saarland.

datenschutz.saarland.de

"1984 steht

da schon Pate."

Datenschutzbeauftrage

Judith Thieser in Anspielung auf George Orwells

Roman "1984"

Meinung

Keine Bilderjagd

im Forst

Von SZ-RedakteurOliver Schwambach

Kaufhäuser, Unterführungen, Plätze, selbst Schwimmbäder: Es gibt kaum noch Orte, an denen man sich unbeobachtet fühlen darf. Fast überall erfassen einen Kameras. Meist sogar aus gutem Grund. Weil sich potenzielle Straftäter so vielleicht zwei Mal überlegen, ob sie klauen, rüpeln oder randalieren. Doch der Einsatz solcher Kameras findet - überwiegend jedenfalls - kontrolliert statt. Wohin genau Jäger ihre Objektive richten, kann man aber bestenfalls ahnen. Klar ist es angenehmer, im warmen Wohnzimmer den Wildwechsel per Video zu beobachten, statt auf einem zugigen Hochsitz auszuharren. Dass dabei aber auch harmlose Spaziergänger ausgespäht werden, geht zu weit. Denn wer garantiert, dass derlei Jagdbilder nicht im Internet landen?

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort