Die Heimkehr der Missionare

St. Wendel. "Ich habe viel von der Welt gesehen, viel mitgemacht und konnte helfen, ein Land mitaufzubauen", sagt Bruder Killian mit einem Lächeln. Gemütlich sitzt der 76-Jährige in seinem Zimmer im Seniorenheim der Steyler-Missionare in St. Wendel und erzählt aus seinem Leben. An der Wand hängt eine große Urkunde mit dem persönlichen Segen von Papst Benedikt XVI

 Pflegedienstleiterin Christel Sebastian kümmert sich um die Bewohner des Heims - auch um Bruder Killian. Er verbrachte viele Jahre auf Mission in Papua-Neuguinea. Foto: Florian Rech

Pflegedienstleiterin Christel Sebastian kümmert sich um die Bewohner des Heims - auch um Bruder Killian. Er verbrachte viele Jahre auf Mission in Papua-Neuguinea. Foto: Florian Rech

St. Wendel. "Ich habe viel von der Welt gesehen, viel mitgemacht und konnte helfen, ein Land mitaufzubauen", sagt Bruder Killian mit einem Lächeln. Gemütlich sitzt der 76-Jährige in seinem Zimmer im Seniorenheim der Steyler-Missionare in St. Wendel und erzählt aus seinem Leben. An der Wand hängt eine große Urkunde mit dem persönlichen Segen von Papst Benedikt XVI., daneben ein Bild des Bruders mit Papst Johannes Paul II.23 Jahre lebte Killian in Rom, arbeitete als Mechaniker im Generalat der Steyler Missionare, machte Botengänge für den Vertreter des Ordens beim Heiligen Stuhl, ging im Vatikan ein und aus. Doch sein eigentliches Abenteuer, seine Mission, begann schon Jahre früher. "1962 wurde ich Missionar in Papua-Neuguinea", erzählt der alte Ordensbruder, der aus Heidelberg stammt. Zuerst arbeitete er als Pflanzer auf einer Ordensplantage, dann als Leiter einer Missionsstation, baute Häuser, richtete eine Volksschule und eine Ambulanz ein. Später wurde er Chef der Hauptstation in Alexishafen. "Dort hatten wir 6000 Hektar Land, eine Schreinerei, eine Werft und zwei Schulen", sagt Killian. Immer stand er im direkten Kontakt mit den Menschen, sprach zu ihnen im Pidgin-Englisch. "Ich weiß nicht mehr, wie viele Menschen ich getauft habe, es müssen viele gewesen sein."

2012 kam Bruder Killian nach einem Schlaganfall ins Wendalinusheim der Steyler Missionare nach St. Wendel. "Unsere Bewohner waren auf Mission auf allen Kontinenten der Welt", sagt Bruder Stefan Theobald, der Leiter des Wendalinusheims, nicht ohne Stolz. 71 Mitbrüder wohnen in dem Seniorenheim, das 2007 gegründet wurde. In der Zeit vor der Gründung kamen alte und kranke Ordensmitglieder in einen Krankenstock in ihrem jeweiligen Missionshaus und wurden dort gesund gepflegt. So geschieht es in vielen anderen Orden heute immer noch. "Unsere Ordensbrüder werden aber immer älter", erklärt Bruder Stefan. "Und es mangelt an jungen Mitbrüdern." Der Orden beschloss, alle alten und kranken Ordensangehörigen zentral in St. Wendel unterzubringen. Es entstand das "Seniorenheim der deutschen Provinz der Steyler Missionare", das einzige Altenheim des Ordens in Deutschland. "Wir sind Privilegierte", meint Bruder Stefan. "Wenn wir ins Altenheim gehen, kommen wir nach Hause, in bekannte Strukturen." Fünf Mal am Tag wird im Heim gebetet. Tagesabläufe, die jeder seit seiner Jugend kennt.

Durch die geistlichen Bewohner steht das Pflegepersonal vor besonderen Aufgaben. "Tanz- oder Backkurse wie sie in anderen Seniorenheimen angeboten werden, würden bei uns nicht funktionieren", sagt Pflegedienstleiterin Christel Sebastian. "Wir müssen uns da schon etwas einfallen lassen." Die Ordensbrüder seien sehr gesundheitsbewusst, meint Sebastian, Gymnastik sei sehr angesagt. Demenzpatienten wird im Heim besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Nach vielen Jahren auf Mission in der Fremde fällt einigen Brüdern, die an Demenz leiden, die deutsche Muttersprache schwer. "Wenn man sie dann auf Deutsch anspricht, geht es wieder. Aber oft wechseln sie nach ein paar Minuten wieder ins Englische", erklärt Sebastian.

Auch Pater Neumann ist nach vielen Jahren der Mission im Wendalinusheim. Der 73-Jährige ist fast blind. "13 Jahre war ich in Japan", erzählt der Theologe. An der ordenseigenen Nanzan-Universität unterrichtete er japanische Studenten über das Christentum. Seine Mission war schwer, denn einem Eintritt in die Kirche standen viele Japaner zögerlich gegenüber. "Aber mit Hochzeiten und Weihnachten hatten wir als Christen eine Marktlücke in Japan", erklärt der Pater.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort