In seinem Vortrag zeigte der 67-Jährige auf, wie die heilende Kraft der Natur wieder in die christliche Spiritualität zu holen ist. Die Natur sei ein Bild für das innere Geschehen der Seele und des Leibes. Durch ihre heilenden Pflanzen schenke sie Dinge, die Leib und Seele guttun. Die frühe Kirche habe die Weisheit der Natur in ihrer Spiritualität aufgenommen und in den Festen des Kirchenjahres zum Ausdruck gebracht. Grün ging auf die hohen Kirchenfeste ein und erklärte die spirituellen Bedeutungen. So sei der Kirschbaum das Heilkraut des Advents. Das Fest der heiligen Dreikönige sei verbunden mit dem Weihrauch. "Weihrauch hat eine heilende Wirkung, was sich medizinisch beweisen lässt", erklärte der Pater.

Die Kirche habe die Heilkraft der Natur immer geschätzt. "Aber heute ist ihr die Moral wichtiger als die Spiritualität", bedauerte der Pater. Auf die Frage, ob die Kirche unter anderem dadurch auch den Zugang zu den Menschen verloren hat, antwortete der Pater im Gespräch mit der Saarbrücker Zeitung: "Die Kirche ist in ihrer Sprache zu sehr moralisierend. Bevor ich eine Botschaft verkünde, muss ich auf den Menschen hören und das tut die Kirche viel zu wenig."

Der Pater hat über 200 Bücher veröffentlicht, mehr als 20 Millionen Exemplare wurden bisher verkauft. Damit ist er der meist gelesene christliche Autor. Ein Grund, weswegen die Menschen seinen spirituellen Impulse folgen, sieht er in der Art seiner Ausführungen: "Ich spreche eine einfache Sprache, ich moralisiere nicht, bin kein Ratgeber und bewerte die Leute nicht."

Der Bestsellerautor sprach auch über moderne Krankheiten, wie das Burnout-Syndrom. "Wer ständig gegen seinen Rhythmus arbeitet, betreibt Raubbau. Nur wer im Rhythmus lebt, kann effektiv arbeiten", sagte Grün. Der Mensch müsse das Trübe aus sich rausholen, dem Rhythmus der eigenen Seele folgen und zu den Quellen der inneren Kraft zurückfinden.