Die harte Arbeit auf dem Feld in Szene gesetzt

St. Wendel. "Wir wollen zeigen, welch harte Arbeit die Getreideernte in früheren Zeiten war. Denn gerade die jungen Menschen können sich ja gar nicht mehr vorstellen, wie es war, als es noch keine Maschinen gab, die diese Arbeit in wenigen Stunden erledigen", erklärte Rudolf Marx, Vorsitzender des 250 Mitglieder starken VLF St

 Das Getreide wurde wie früher zu Garben gebunden und als Kasten zum Trocknen aufgestellt. Foto: Thorsten Grim

Das Getreide wurde wie früher zu Garben gebunden und als Kasten zum Trocknen aufgestellt. Foto: Thorsten Grim

St. Wendel. "Wir wollen zeigen, welch harte Arbeit die Getreideernte in früheren Zeiten war. Denn gerade die jungen Menschen können sich ja gar nicht mehr vorstellen, wie es war, als es noch keine Maschinen gab, die diese Arbeit in wenigen Stunden erledigen", erklärte Rudolf Marx, Vorsitzender des 250 Mitglieder starken VLF St. Wendel, welche Absicht hinter der Ernte-Aktion steckte. "Außerdem wollen wir beim Erntedankfest im Oktober Korn dreschen." Nachdem die Schnitter mit prüfendem Blick noch einmal ihren Wetzstein über die Sensen gezogen hatten, mähten sie mit weit ausholenden Bewegungen los. "Dabei ist wichtig, dass die geschnittenen Halme mit dem so genannten Getreideworf möglichst aufrecht gegen das noch stehende Getreide gemäht werden. Denn dann können die Binderinnen das Getreide leichter und schneller aufnehmen", erklärte Marx. Ein guter Mäher beschäftigt dabei wenigstens zwei Binder- oder Gleckerinnen, wobei eine Glecke einem Arm voll Getreide entspricht. Zwei bis drei dieser Glecken wurden zu einer Garbe zusammengebunden. Diese Garben trugen die Frauen und Kinder - bei der Ernte mussten alle mithelfen - zusammen und stellten sie zu so genannten Kasten auf. In diesen Kasten gelangte das Korn schließlich von der Gelb- zur Vollreife. "Dieser Reifeprozess dauert etwa zwei bis drei Wochen", erklärte Bernhard Wagner aus Gronig, der als Schnitter bei der Ernteaktion mitmachte. "Ich bin Jahrgang 1939 und weiß noch aus eigener Erfahrung, wie das früher war." Heute ist es Nostalgie, damals war es Überlebenskampf: "Während des Krieges und in der Nachkriegszeit gab es ja nichts. Da war man froh, wenn man selbst bisschen was zum Ernten hatte." Allerdings war dieser Broterwerb hart: "Als dann in den 50er Jahren beim Mähen Pferdegespanne zum Einsatz kamen, war das eine unheimliche Erleichterung", erinnerte sich Wagner. Auch Herbert Schreiner aus Alsweiler wusste noch wie es war, als Essigwasser zur Erfrischung gereicht wurde: "Die Ernte war körperlich harte und schweißtreibende Arbeit. Und da es keine isotonischen Getränke oder so etwas gab, hat man Essig ins Wasser gemischt und Natronpulver und Zucker dazugetan. Das hat erfrischt und brachte neue Kraft." Und während die Schnitter und die Gleckerinnen vesperten, nutzten einige der zahlreichen Besucher die Gelegenheit und versuchten sich selbst an der Sense. Etwa 14 Tage werden die Kasten nun auf dem Feld stehen. Dann wird das Getreide eingefahren.

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