Die guten Geister der Wasserratten

Friedrichsthal. 700 000 Euro hat der Förderverein der Bäder der Stadt Friedrichsthal seit 1995 für das Freibad und das Hallenbad gesammelt und damit einen wichtigen Beitrag dafür geleistet, dass Friedrichsthal überhaupt noch beide Bäder öffnen kann

 Helmut Donnevert, Werner Cornelius und Günter Walter (von links) im Hallenbad. Foto: Becker&Bredel

Helmut Donnevert, Werner Cornelius und Günter Walter (von links) im Hallenbad. Foto: Becker&Bredel

Friedrichsthal. 700 000 Euro hat der Förderverein der Bäder der Stadt Friedrichsthal seit 1995 für das Freibad und das Hallenbad gesammelt und damit einen wichtigen Beitrag dafür geleistet, dass Friedrichsthal überhaupt noch beide Bäder öffnen kann. Denn die bringen der Stadt ein jährliches Minus von 450 000 Euro, die der Stadtrat aber eher zu tragen bereit ist, seit sich die Bürger intensiv engagieren, sagt Günter Walter, der Vorsitzende des Schwimmvereins, der auch im Vorstand des Fördervereins mitwirkt.Als die Schließung des Freibads 1993 vom Stadtrat beschlossen wurde, so Walter, habe es keine Alternative gegeben: "Das Bad konnte damals keine gesetzliche Auflage mehr erfüllen und hätte auch ohne Stadtratsbeschluss nicht mehr lange betrieben werden können", sagt Walter. Die Bürgerinitiative "Rettet das Freibad Friedrichsthal" sammelte damals aber nicht nur 3600 Unterschriften, sondern bewog die Stadt, noch mal ins Detail zu gehen.

"Wir hatten damals das große Glück, ein kleines Ingenieurbüro zu finden, dass mit Herzblut an die Sache herangegangen ist und eine stufenweise Modernisierung über fünf Jahre vorschlug", erzählt der damalige Bürgermeister und heutige Fördervereinsvorsitzende Werner Cornelius. "Die bereits veranschlagten Modernisierungskosten von elf Millionen Euro konnten durch den Einsatz des Ingenieurs und dessen gute Ideen auf 3,5 Millionen reduziert und auf fünf Jahre verteilt werden", berichtet der ehemalige Verwaltungschef.

Zu den guten Ideen habe gehört, dass man das Bad schrittweise modernisiert habe, ohne es schließen zu müssen. Neue Becken wurden in die alten Becken eingesetzt, parallel engagierte sich der Förderverein und finanzierte aus Spenden und Beiträgen eine neue Wasserrutsche. Der Schwimmverein engagierte sich und baute sein Clubheim ins Freibadgelände. Zur Refinanzierung der Maßnahmen wurden ein Teil der Liegewiese als Bauland und das Schwimmmeisterhaus verkauft. Diese Ideen retteten das Freibad letztlich, wobei der Förderverein große Beiträge leistete. Er kaufte Rasen, ein Blockheizkraftwerk, eine Tischtennisplatte, die Kleinkinderrutsche für das Hallenbad, Spielgeräte und Plantschbecken, Blumen und Ruheliegen. Ein ortsansässiger Unternehmer spendete 150 000 Euro für das Sprungbecken, die Dampfsauna im Hallenbad wurde gebaut.

Die 350 Mitglieder des Fördervereins tragen diese Ausgaben aber nicht nur durch Mitgliedsbeiträge. Über Kinderspielnachmittage, einen Stand beim Stadtfest oder den "Friedrichsthaler Fackellauf" kommt Geld in die Kasse. "Beim Fackellauf joggen Mitglieder des Fördervereins in alten Badeanzügen am Abend durch den Ort von Kneipe zu Kneipe", erzählt Cornelius, "und leeren dort die bereitgestellten Sammeldosen." Damit kämen jährlich 2000 Euro im Durchschnitt zusammen. "Es ist aber auch wichtig, dass die Hemmschwelle des Stadtrats, das Bad doch noch zu schließen, viel höher ist, wenn das Bürgerengagement so groß ist", fügt Vorstand Helmut Donnevert hinzu. Man merke an der Resonanz, die der Förderverein finde, dass den Menschen wirklich etwas an ihrem Bad liege. Aktuell sei es trotz angespannter Haushaltslage auch nicht in der Diskussion, was sich aber stets ändern könne. Der Förderverein will seine Bemühungen daher nicht verringern. 2011 hat er in die Cafeteria investiert und dort neue Möbel spendiert, über die Investitionen 2012 wird noch beraten. Dabei ziehen Stadt, Schwimmverein und Förderverein an einem Strang und planen gemeinsam.

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