Die große Sehnsucht nach dem tiefen Schlaf

Gesunder Schlaf ist nicht alles. Wer jedoch von Schlafstörungen gepeinigt ist, kommt sich vor wie Sisyphos in der griechischen Mythologie: Er fühlt sich am Morgen wie jemand, der unablässig einen Felsblock den Berg hinauf rollt. Nichts geht ihm von der Hand, alles ist Qual und Mühsal

Gesunder Schlaf ist nicht alles. Wer jedoch von Schlafstörungen gepeinigt ist, kommt sich vor wie Sisyphos in der griechischen Mythologie: Er fühlt sich am Morgen wie jemand, der unablässig einen Felsblock den Berg hinauf rollt. Nichts geht ihm von der Hand, alles ist Qual und Mühsal. Im Sulzbacher Knappschaftskrankenhaus arbeitet neuerdings ein Mann, der sich mit Schlafstörungen und deren Behandlung bestens auskennt: Professor Hans-Willi Breuer (56), Chefarzt der Inneren Medizin. Mehr als 80 Schlafstörungen sind ihm bekannt, es gebe eine "Riesenbandbreite", wie er sagt.

Am häufigsten sei die Schlafapnoe. Damit wird jener krankhafte Zustand bezeichnet, bei dem das Atmen aussetzt. Der Mensch bekommt nicht mehr genug Sauerstoff. Der schwerste Fall, den Breuer erlebt hat, war ein Patient, der 120 Mal in der Stunde Atemaussetzer hatte, mindestens 1200 Sekunden hat er nicht geatmet. So etwas stellt man im Schlaflabor fest, wie es etwa die Knappschaftsklinik in Püttlingen vorzuweisen hat.

"Da spielt das Gehirn nicht mehr mit, der Blutdruck wird hochgepeitscht", beschreibt Hans-Willi Breuer die Gefährlichkeit der Schlafapnoe. Solchen Patienten werde eine in Australien entwickelte Maske aufgesetzt, die - salopp gesagt - die umgekehrte Funktion eines Staubsaugers hat. Das heißt: erhöhte Luftzufuhr, die der Atemnot entgegenwirkt. Die Maske muss der Patient nachts immer tragen, um seine Gesundheit nicht zu gefährden. Hans-Willi Breuer weiß auch, dass vor allem fettleibige Menschen an Schlafapnoe leiden. Das Dicksein enge den Halsbereich ein und reduziere damit auch die Sauerstoffzufuhr. Nun sollte man annehmen, dass diejenigen Dicken, die sich einer eingehenden Behandlung unterzogen haben, hernach ihr Gewicht reduzieren. "Das Gegenteil ist der Fall", sagt Breuer und verweist auf eindeutige Untersuchungsergebnisse bei einer Vielzahl von Patienten.

Noch weitaus interessanter für die medizinische Forschung sind die Erkenntnisse der laut Breuer weltweit größten Studie, die er noch in seiner Zeit als Chefarzt am Maltester Krankenhaus St. Carolus in Görlitz erstellt hat. In Kürze wird sie in der Fachzeitschrift "Somnologie - Schlafforschung und Schlafmedizin" veröffentlicht. Es geht um den Zusammenhang von Diabetes und Schlafapnoe. Untersucht wurden 2500 Patienten, wobei sich bemerkenswerterweise folgendes herausstellte: 27 Prozent dieser untersuchten Personen wiesen Diabetes und Schlafapnoe aus. Was die Dringlichkeit zeige, sich mit dieser Erkenntnis verstärkt auseinanderzusetzen.

Breuer hat im Übrigen den "Carolus-Schlaf-Score" entwickelt - ein Fragebogen, der eindeutige Hinweise darauf gibt, ob ein Mensch an Schlafstörungen leidet und wie stark diese im Einzelnen ausgeprägt sind.

Auch in der Sulzbacher Knappschaftsklinik wird Patienten dieser Fragebogen vorgelegt. Dabei wird unter anderem gefragt nach Alkohol- und Nikotinkonsum, nach regelmäßiger Medikamenten-Einnahme, nach Beschwerden des Bettnachbarn aufgrund regelmäßigen, heftigen Schnarchens, nach Wachphasen in der Nacht und Übermüdung am Tag und vieles andere mehr. Am Ende kann der medizinische Experte bewerten, ob der Patient wegen eines Schlafapnoe-Syndroms dringend Hilfe benötigt. Sehr bewährt, sagt Hans-Willi Breuer, habe sich der "Carolus-Schlaf-Score" in der Schlafambulanz und im Schlaflabor.

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