Die große Freiheit auf vier Rädern

Bexbach · Auf der Campingmesse Bexbach ist für jeden etwas dabei: Vom Luxus-Mobil mit Fußbodenheizung bis zum minimalistischen Wohnwagen.

 Betreten erwünscht: Auf der Campingmesse in Bexbach können Besucher einen Blick in Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile werfen. Foto: Oliver Dietze

Betreten erwünscht: Auf der Campingmesse in Bexbach können Besucher einen Blick in Zelte, Wohnwagen und Wohnmobile werfen. Foto: Oliver Dietze

Foto: Oliver Dietze

Michael Kraechter drückt auf einen schwarzen Knopf. Das Bett, das über den Fahrersitzen eingebaut ist, fährt mit einem leisen Knarzen runter - alles vollautomatisch. "Man will im Urlaub ja nicht mehr Arbeit haben als zu Hause", sagt Kraechter, der für den Wohnmobil-Hersteller Pilote arbeitet. Der Pilote Le Voyageur ist das Luxusmodell unter den Wohnmobilen, die der Händler Nitzsche Reisemobile zur Campingmesse in Bexbach mitgebracht hat. Mit "Zurück zur Natur" hat das nicht mehr viel zu tun. Hier bekommt der Camper für einen stolzen Preis mehr Komfort geboten als manch einer zu Hause hat. Zwei Fernseher, ein Ofen mit Warmhaltefach, eine Rundbank aus weißem Leder, Fußbodenheizung. "Ein absolutes Muss", sagt ein beleibter Schweizer im Wolfs-T-Shirt, der gerade durch die Tür tritt. "Mit einer Luftheizung ist einem nur bis zu den Knien warm. Uns Männern macht das ja nichts aus, aber die Frauen bekommen kalte Füße." Seine Begleiterin verdreht die Augen.

Zum 56. Mal findet derzeit die Messe "Camping-Freizeit-Automobil" in Bexbach statt, es ist die größte im süddeutschen Raum. Camping ist beliebt wie nie, das Geschäft boomt. Im ersten Quartal dieses Jahres wurden 14 366 Reisemobile und Caravans neu zugelassen - laut dem Caravaning Industrie Verband ein neuer Rekord.

Hört man sich auf der Messe um, was das Besondere am Campen sei, fällt häufig das Wort "Freiheit". Mit einem Zelt oder Wohnwagen lässt der Urlauber das Hamsterrad des Alltags hinter sich und ist ein paar Wochen lang frei und völlig ungebunden. Gefällt's ihm an einem Ort nicht, weil das Wetter trüb ist oder die Zeltnachbarn nerven, zieht er eben weiter.

Für Thomas Fries aus Ottweiler, der selten einen Messebesuch ausfallen lässt, ist es eine Glaubensfrage: Man kann nur Camper sein oder Nicht-Camper. "Es gibt keine Grauzone", sagt der 60-Jährige. Er selbst: ganz klar Camper, und das seit 30 Jahren. Freiheit, das bedeutet für ihn auch: keine Hotel-Frühstückszeiten von neun bis elf. "Beim Campen kann ich auch mal drei Stunden Frühstücken. Da kümmert's auch keinen, wie man aussieht. Wenn ich wollte, könnte ich sogar in Unterwäsche vorm Wohnwagen sitzen."

Ein paar Meter weiter bietet Matthias Wirth von Saarwirth die große Freiheit für den kleineren Geldbeutel an. Seine Wohnwagen sind nur halb so lang wie die Luxusmodelle und deutlich günstiger. "Klein, aber fein", sagt er und deutet auf eine Bank, auf der ein sehr großer Mensch wahrscheinlich nur mit angewinkelten Knien schlafen könnte. Beliebt bei jungen Familien mit Kind, sagt Wirth.

Daneben präsentiert Decathlon Zelte in allen Größen und Formen. Im kleinsten, einem Wurfzelt, kann man eigentlich nur liegen. Sieht nach Himalaya-Überquerung mit Trockennahrung und geschmolzenem Schnee als Trinkwasser aus. Die Verkäuferin belehrt einen eines Besseren: "Dieses Modell ist bei jungen Leuten für Festivals sehr beliebt." Leuchtet ein: Das Aufbauen dürfte selbst mit mehreren Bieren intus kein Problem sein. Trekkingzelte seien viel leichter und böten weniger Angriffsfläche für den Wind, erklärt die Dame. Die hat sie zur Messe nicht mitgebracht. Wäre wohl auch die falsche Kundschaft. Auf der Messe sind vor allem ältere Menschen unterwegs.

Messeleiter Volker Wagner ist zufrieden mit dem Auftakt. Dabei war er zwei Tage zuvor noch ordentlich ins Schwitzen geraten. Ein großer Aussteller hatte auf den letzten Drücker abgesagt. 1200 Quadratmeter Fläche drohten leer zu stehen. Aber Wagner hat es hingekriegt, der Platz wurde gefüllt. Schon in den vergangenen Jahren waren einige saarländische Aussteller abgesprungen. Mit der Attraktivität der Messe habe das nichts zu tun, sagt Wagner. Die Besucherzahlen hätten über die Jahre immer konstant bei 45 000 gelegen. Und das Ende der Messe bedeute so ein Absprung ganz sicher nicht: "Es geht im Leben immer weiter." Man habe nämlich auch neue Aussteller aus Ludwigshafen und Speyer hinzugewonnen.

Wagner leitet die Messe dieses Jahr zum ersten Mal, er ist aber praktisch mit ihr groß geworden. Schon als Kind war er jedes Jahr hier. Später verdiente er sich als Parkplatzeinweiser ein paar Mark dazu. Als er schließlich gefragt wurde, ob er die Leitung übernehmen wolle, zögerte Wagner, selbst passionierter Camper, keine Sekunde: "Die Messe ist ein Stück Herzblut für mich."

Zum Thema:

Messe läuft bis 7. Mai Die Messe "Camping-Freizeit-Automobil" in Bexbach findet noch bis zum 7. Mai statt. Sie ist werktags von 13 bis 18 Uhr geöffnet, am Wochenende von 10 bis 18 Uhr. Das Programm steht unter www.camping-freizeit-automobil.de/ .

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