Die große Fassungslosigkeit

Saarlouis. Fassungslosigkeit: ja - großes Unverständnis: ja, auch ihnen ist unbegreiflich, wie jemand derart reagieren kann. Aber ist es ausgeschlossen, dass diese Tragödie ebenso an allen anderen Schulen passieren kann? Nein

 Nachdenklich zeigten sich (von links) Kevin Kuntze, Matthias Tabellion, Angelina Rupp, Tim Oster, Kathleen Seidel, Kai-Oliver Maas, Edgar Marokel und Alexander Dörr. Fotos: Heike Theobald

Nachdenklich zeigten sich (von links) Kevin Kuntze, Matthias Tabellion, Angelina Rupp, Tim Oster, Kathleen Seidel, Kai-Oliver Maas, Edgar Marokel und Alexander Dörr. Fotos: Heike Theobald

 Edgar Marokel (links) und Alexander Dörr.

Edgar Marokel (links) und Alexander Dörr.

 Kevin Kuntze, Zehntklässler an der ERS "In den Fliesen".

Kevin Kuntze, Zehntklässler an der ERS "In den Fliesen".

Saarlouis. Fassungslosigkeit: ja - großes Unverständnis: ja, auch ihnen ist unbegreiflich, wie jemand derart reagieren kann. Aber ist es ausgeschlossen, dass diese Tragödie ebenso an allen anderen Schulen passieren kann? Nein. Schüler aus der zehnten Klassenstufe der Erweiterten Realschule I in Saarlouis unterhalten sich mit der Saarbrücker Zeitung über den Amoklauf von Winnenden bei Stuttgart."Schockierend - als ich davon hörte, dachte ich gleich an Erfurt", sagt Edgar Marokel, 17, aus Roden. Einige seiner Mitschüler zogen gleich den Vergleich zu Amokläufen in Amerika. Aber Erfurt und die Bluttat des 17-jährigen ehemaligen Schülers der Erweiterten Realschule in Winnenden lässt Amerika plötzlich gar nicht mehr so weit weg erscheinen. "Es ist unglaublich, dass der so viele Menschen getötet hat, dabei war er so unscheinbar und ruhig", sagt Kevin Kuntze, 16, aus Ensdorf. Und schnell sind er und seine Klassenkameraden sich einig, dass, wenn jemand eine solche Tat begeht, er meistens zu den zuvor unauffälligen Menschen gehört. Worüber allerdings auch Einigkeit herrscht ist, dass Gewaltspiele alleine nicht zu einem solchen Amoklauf führten. "Wir finden es nicht gut, dass, wenn so etwas passiert, immer gleich über die Computerspiele diskutiert wird", meinen Edgar und sein Klassenkamerad Alexander Dörr. Sie selbst würden ab und zu solche Spiele spielen, um sich virtuell auszutoben.Nicht die Spiele, aber der Umstand, dass der Vater Waffen im Haus hatte, sei der ausschlaggebende Punkt gewesen, der zu dieser Tat führte. "Waffen im Haus, das darf einfach nicht sein", sagt Kai-Oliver Maas, 17, aus Picard. Matthias Tabellion, 15, aus Wadgassen stimmt zu, er ist im Schützenverein und kann nicht begreifen, warum der Vater des Amokläufers so leichtsinnig gewesen ist. "Der Vater trägt eine große Mitschuld", meint auch Tim Oster, 17, aus Saarlouis.Und dennoch: Die Schüler zeigen Mitleid mit der Familie des Amokläufers. "Deren Leben ist gelaufen", sagt Tim. "Die haben das schlimmste Los gezogen, das man sich vorstellen kann", sagt Angelina Rupp. Aber gibt es Möglichkeiten, eine solche Tat zu verhindern? "Würde mir ein verändertes Verhalten einer Person auffallen, würde ich darauf hinweisen", sagt Kathleen Seidel, 15. Und das Verhalten der Schüler zu beobachten, darin sieht auch Herbert Möser, Konrektor der ERS I, eine Chance, rechtzeitig zu reagieren. "Wenn der Lehrer Unregelmäßigkeiten erkennt, muss er den Schüler darauf ansprechen, der Schüler wird nie den ersten Schritt machen", sagt Möser. Und wie sieht es mit Sicherheitsmaßnahmen in der Schule aus? "Wir sind doch hier nicht im Gefängnis", meinen die Schüler. Aus der Schule einen Hochsicherheitstrakt zu machen, das ist auch für Möser ausgeschlossen. "Das kann bestimmt nicht die Lösung sein." "Nicht gleich über Computerspiele diskutieren."Edgar und Alexander, Schüler

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort