Wartezimmer weiterhin überfüllt Die Grippe hat das Saarland fest im Griff

Saarbrücken · Egal ob Schule, Industrie oder Saarbahn – die Grippe sorgt weiterhin für leere Büros und Ausfälle im Busbetrieb.

 Fieberthermometer, Schmerzmittel und Nasenspray sind in der anhaltenden Grippe-Saison für viele Saarländer unverzichtbar. Denn die Influenza sorgt weiterhin in allen Bereichen für eine Vielzahl an Krankenscheinen.

Fieberthermometer, Schmerzmittel und Nasenspray sind in der anhaltenden Grippe-Saison für viele Saarländer unverzichtbar. Denn die Influenza sorgt weiterhin in allen Bereichen für eine Vielzahl an Krankenscheinen.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Die Nase läuft, der Kopf schmerzt, das Fieberthermometer schlägt aus. Viele Saarländer leiden derzeit unter der Grippe. Die Influenza füllt Arztpraxen – und leert gleichzeitig Fabriken, Büros und Kindergärten.

Vor allem die Saarbrücker Stadtwerke haben mit krankheitsbedingten Personalausfällen zu kämpfen (die SZ berichtete). Deren Sprecherin, Ulrike Reimann, berichtet von einem weiterhin hohen Krankenstand bei Mitarbeitern im Gesamtkonzern, nicht nur bei der Saarbahn GmbH. Die Grippewelle sei dieses Jahr besonders stark. Die Fahrtausfälle seien jedoch so weit kompensiert worden, dass es im Saarbahnbereich keinerlei Ausfälle mehr gebe. Anfang der Woche fuhren auch die Busse wieder planmäßig. Am Donnerstag kam es jedoch wieder zu vermehrten Ausfällen im Busbetrieb. Da Busfahrer – anders als Bahnfahrer – durch Kontakt mit den Passagieren den Viren besonders ausgesetzt sind.

Auch in den großen Unternehmen des Landes sind die Auswirkungen des Grippehochs zu spüren. Das Ford Werk in Saarlouis beschäftigt rund 7000 Mitarbeiter. Pressesprecher Marko Belser: „Dieses Jahr ist der Krankenstand um 20 Prozent höher als sonst“, allerdings sei der Februar immer der Monat mit den meisten krankheitsbedingten Ausfällen. Innerhalb des Betriebes gebe es aber einen Austausch. Lücken in stark betroffenen Abteilungen werden mit anderen Mitarbeitern aufgefüllt. Außerdem gebe es im Februar weniger Urlaub, kurzfristige Anträge würden nicht gestattet werden. „Es gibt keinen Produktionsausfall, weil wir gut vorbereitet sind und die Grippewelle zu stemmen wissen“, betont Belser.

„Wir merken die Grippewelle deutlich, kriegen es jedoch ausgeglichen“, sagt auch ZF-Pressesprecherin Karin Markenstein. Produktionsausfälle habe es bei dem Automobilzulieferer, der etwa 8400 Menschen im Saarland beschäftigt, nicht gegeben. Dagegen sei man im ZF Werk rechtzeitig vorgegangen. „Nachdem die ersten Anzeichen der Grippewelle sichtbar wurden, haben wir unsere Mitarbeiter über Hygienemaßnahmen und Virenübertragung aufgeklärt“, sagt Markenstein.

Die Influenza macht auch vor Erziehern und Betreuern in Kitas und Schulen nicht Halt. Die Arbeiterwohlfahrt (Awo), die derzeit an 18 freiwilligen Ganztagsschulen für die Nachmittagsbetreuung zuständig ist und über 20 Kindertagesstätten im Saarland unterhält, teilt auf SZ-Anfrage mit, dass der Krankenstand beim Personal momentan höher sei als sonst. Dies gehe aus einer aktuellen Umfrage in den Freiwilligen Ganztagsgrundschulen hervor. Aber bisher sei es noch in keiner Schule zu Reduzierungen der Betreuungszeiten gekommen. „In den Ganztagsgrundschulen sind 88 Prozent unseres Personals gesund“, sagt Awo-Pressesprecher Jürgen Nieser. In den Kitas schlage die Grippe jedoch besonders zu. Durch den hohen Krankenstand habe man in mehreren Kitas Einsatzpläne umgestellt und auf Personal aus anderen Awo-Kindertagesstätten zurückgreifen müssen. Die Kitas im Regionalverband Saarbrücken sind besonders von der Krankheitswelle betroffen, berichtet Nieser. „Wenn unsere Kollegen nicht so engagiert bei der Sache wären, dann würde das alles nicht so reibungslos funktionieren“, sagt er. Die Eltern bräuchten sich keine Sorgen zu machen, die Awo halte das Betreuungsangebot auch in diesen schwierigen Zeiten aufrecht.

Derzeit führt das saarländische Gesundheitsministerium eine Grippebefragung durch. Es werden unter anderem Daten über Influenzafälle aus Kindergärten, Schulen, Krankenhäusern, Arztpraxen und Behörden erhoben. Die Auswertung zeigt laut Ministerium, dass die Erkrankungsrate beim Personal von Kindergärten, Grundschulen und Sekundarstufe bei 10,5 Prozent liege. Zum Vergleich: Anfang des Jahres waren nur 4,3 Prozent dieses Personals an der echten Grippe erkrankt.

Mit der Zunahme der Grippeerkrankungen steigt auch der Kundenandrang in den Apotheken. „Es heißt ja, man solle sich weiter impfen, deswegen gibt es natürlich eine stärkere Nachfrage nach Grippeimpfstoffen“, sagt der Geschäftsführer der Apothekerkammer des Saarlandes, Carsten Wohlfeil. Es seien jedoch genug Impfstoffe für die momentane Grippesaison vorhanden. Auch bei normalen Grippemedikamenten, wie Schmerz- und Fiebermitteln, gebe es keine Engpässe.

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