Die "Grande Dame" der Kunst

Saarbrücken. Was braucht es, um Galeristin zu werden? Sachverstand, Mut zur Selbständigkeit, vor allem aber: Herzblut. Und: "Man muss auch Idealistin sein", meint Marlies Hanstein. Sie hat vor achtzehn Jahren den Sprung in's kalte Wasser gewagt und am Kieselhumes ihre eigene Galerie eröffnet

Saarbrücken. Was braucht es, um Galeristin zu werden? Sachverstand, Mut zur Selbständigkeit, vor allem aber: Herzblut. Und: "Man muss auch Idealistin sein", meint Marlies Hanstein. Sie hat vor achtzehn Jahren den Sprung in's kalte Wasser gewagt und am Kieselhumes ihre eigene Galerie eröffnet. Mit experimenteller und moderner Kunst hatte Hanstein schnell ihr Publikum, besetzte eine Nische, die in den frühen 90er Jahren von den bereits vorhandenen Galerien nicht abgedeckt war. Ihr Mut hat sich gelohnt: Die Galerie Hanstein ist ein Begriff und die Galeristin hat ihren Traumberuf gefunden. Marlies Hanstein studierte Romanistik und Germanistik, arbeitete zehn Jahre lang als Dozentin für Französisch und Deutsch als Fremdsprache an der Volkshochschule. Sie regte damals an, Vormittagskurse einzurichten und ermöglichte es so vor allem Frauen mit Kindern, an den Kursen teilzunehmen. 1982 zog die Familie nach Paris. Hanstein nutzte die Zeit, um an der "Ecole du Louvre" Kunstgeschichte zu studieren und in diesem Fach ihr Diplom abzulegen. "Vollgetankt" mit Bildern und Kunstwerken kehrte sie 1990 nach Saarbrücken zurück. "Mir war klar, dass für mich nun ein neuer Lebensabschnitt beginnen würde," erklärt sie rückblickend. In ihren alten Beruf wollte sie nicht mehr zurückkehren - zu sehr war sie von der Zeit in Paris geprägt. Hanstein suchte und fand wenig später ein geeignetes Ladenlokal am Kieselhumes. Hier betrieb sie ihre Galerie bis 1998. Wir blättern in alten Fotoalben, über hundert Ausstellungen sind in ihnen dokumentiert. Lachende Menschen, faszinierende Kunstwerke - oft hat Marlies Hanstein interessante Künstler nach Saarbrücken geholt und damit die Kunstszene aufgemischt. Vor allem in den letzten zehn Jahren, seit ihre Galerie ein neues Zuhause in der Bismarckstraße 6 gefunden hatte, direkt an der Kunst- und Kulturmeile der Landeshauptstadt. Die erste Ausstellung in diesen neuen Räumen bestritt der bekannte saarländische Künstler Till Neu. Zu ihm und zu vielen anderen Kunstschaffenden hat Marlies Hanstein eine persönliche Beziehung aufgebaut. Sie gehört mit ihrer idealistischen Einstellung wohl zu einer aussterbenden Spezies, denn die Förderung junger Künstler lag ihr immer sehr am Herzen; das Geld verdiente sie dann eher durch den Verkauf von berühmten Kunstwerken von Chillida, Tàpies, Baselitz. Marlies Hanstein war mit ihrem Konzept immer so experimentell wie ihre Künstler: "Ich wollte zeigen, dass es verschiedene Disziplinen, Techniken und Stilrichtungen in der zeitgenössischen Kunst gibt, eine breite Palette und eben nicht 'die' moderne Kunst", formuliert sie ihr Anliegen. Gern hat sie Skulptur und Malerei kombiniert, "daraus ergab sich eine neue Qualität der Kunstwerke, die in einen Dialog miteinander traten," erklärt sie. Vor zwei Jahren hat sich Marlies Hanstein mit ihrer Galerie in das Hinterhaus der Bismarckstraße 6 zurückgezogen und die Galerieräume im Vorderhaus an Irmgard Besch vermietet, die nun hier ihre Galerie betreibt. Auch wenn die "Grande Dame" der Kunst nun ein bißchen kürzer tritt, ihre Galeriearbeit nur mehr temporär gestaltet, indem sie an unterschiedlichen Orten zeitlich begrenzt Projekte macht, gilt nach wie vor: Was Hanstein ausstellt, hat (ist) Qualität.Infos und Kontakt zu Marlies Hanstein: Telefon (06 81) 9 38 79 78

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