Die Gewerbesteuer rauf, die Grünflächen reduzieren

Köllertal. Sie betreiben Schwimmbäder und Kindergärten, bauen Sportanlagen und kehren die Straßen. Aber längst fehlt den Kommunen das Geld dafür. Denn nicht nur der Bund ist himmelhoch verschuldet, viele Gemeinden und Städte in Deutschland sind es ebenfalls

Köllertal. Sie betreiben Schwimmbäder und Kindergärten, bauen Sportanlagen und kehren die Straßen. Aber längst fehlt den Kommunen das Geld dafür. Denn nicht nur der Bund ist himmelhoch verschuldet, viele Gemeinden und Städte in Deutschland sind es ebenfalls. So ist etwa Püttlingen mit 44 Millionen Euro in den Miesen, Heusweiler mit 30 Millionen Euro, und das lange Zeit schuldenfreie Riegelsberg liegt mittlerweile auch mit sieben Millionen Euro im Minus. Was also können die Kommunen tun, um die Schuldenspirale aufzuhalten. Und: Was wären die Bürger bereit, dafür in Kauf zu nehmen? Wir haben uns auf der Straße umgehört und sind auf konstruktive Ideen, aber auch auf viel Ratlosigkeit gestoßen. "Man hätte schon viel früher Geld zurücklegen müssen", ist sich Regina Laub (Fotos: A. Engel) aus Heusweiler sicher. "Jeder Privatmensch muss das machen". Hätte man rechtzeitig damit angefangen, in allen Bereichen sparsamer zu haushalten, hätte vielleicht auch das Heusweiler Schwimmbad überleben können. Wenn sie damit dazu beitrage, öffentliche Gelder zu sparen, so wäre Carmen Mahler aus Heusweiler bereit, auch längere Strecken als bisher zurückzulegen, um zu Behörden und Ämter zu gelangen. Eine Kommunen übergreifende Aufgabenverteilung finde sie gut, aber problematisch für ältere Leute. "Zumindest ein Bürgerbüro müsste in allen drei Köllertal-Kommunen erhalten bleiben", sagt sie. "Sparen, wo denn?", fragt die Schülerin Jelena Miljanic von der Erweiterten Realschule Heusweiler. Wir treffen die Neuntklässlerin zusammen mit ihren Freundinnen Lena Alff, Dilan Gök und Anny-Ellen Reichel.Für Jugendliche gebe es ohnehin kaum Freizeitangebote in Heusweiler, sind sich die vier jungen Frauen einig. Und in das Jugendzentrum, das ohnehin im Moment renoviert werde, gingen nur Jugendliche aus schwachen Milieus. "Das kann man meinetwegen schließen, um zu sparen", sagt Miljanic. Bescheidenes, aber immerhin etwas Sparpotenzial, sieht Herbert Schillo in Püttlingen. Schillo stört sich an den vielen Grünflächen, die von der Stadt gepflegt und in Stand gehalten werden müssten. Diese könne man reduzieren. Er schlägt vor, in allen kommunalen Bereichen zwei bis drei Prozent einzusparen, um aus den Schulden rauszukommen. "Sparen? Schwierig ", sagt Heinrich Hess und schweigt erstmal. Man werde nicht drum herumkommen, die Gewerbesteuern zu erhöhen, überlegt er. Viel Spielraum für Einsparungen sieht er in Püttlingen nicht. Auch Claudia Lorenz aus Riegelsberg ist das Thema Sparen in der Kommune im Moment eher ein Dorn im Auge. "In Riegelsberg werden zwei katholische Kindergärten geschlossen, das muss die Stadt auffangen", sagt sie. Sie sei positiv angetan von Bürgermeister Klaus Häusle, der sich bei dem Thema sehr engagiere. Auf den Saarbahn-Anschluss, in den Riegelsberg anders als Heusweiler nicht finanziell involviert ist, hätte Lorenz verzichten können. "Ich muss einmal pro Woche auf den Winterberg nach Saarbrücken. Eine Fahrt kostet sechs Euro. Da fahre ich lieber mit dem Auto." Riegelsberg sei eine sehr bürgerfreundliche Gemeinde, sagt Michael Funke. "Und sparen ist eben bürgerunfreundlich, deshalb tut sich jeder so schwer mit dem Thema." Natürlich könne er das Naheliegendste, die Schließung des Schwimmbads, vorschlagen. Andererseits gehöre das Schwimmbad zu Riegelsberg. Wäre er denn bereit - sofern Kommunen Verwaltungen zusammenlegten - nach Heusweiler zu fahren, um Ämter aufzusuchen? "Klar", lacht Funke, "ich wohne sowieso genau in der Mitte der beiden Gemeinden."

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