Koblenz Die Feuerwehren kämpfen um ihre Zukunft

Koblenz · In Rheinland-Pfalz brennt es in manchen Dörfern und Städten bei der Freiwilligen Feuerwehr. Die Mitgliederzahlen sinken. Im Saarland ist die Lage bisher hingegen recht stabil.

 Eine Lagerhalle steht im Industriegebiet in Mainz-Mombach in Brand. In dem Bundesland sorgt sich die Feuerwehrführung darüber, dass zu wenige in das Ehrenamt wollen.

Eine Lagerhalle steht im Industriegebiet in Mainz-Mombach in Brand. In dem Bundesland sorgt sich die Feuerwehrführung darüber, dass zu wenige in das Ehrenamt wollen.

Foto: dpa/Sebastian Stenzel

Der Präsident des Landesfeuerwehrverbands Rheinland-Pfalz, Frank Hachemer, kennt die Probleme. Vor zehn Jahren hatten die Freiwilligen Feuerwehren im Land noch gut 60 000 Mitglieder. Heute sind es nur noch 51 000. „Mittlerweile stagnieren die Zahlen auf deutlich niedrigerem Niveau“, sagt Hachemer. Mit einem „Zukunftspapier“ und neuen Vorschlägen will sein Verband gegensteuern.

Für die Finanzierung der Feuerwehr sind die Kommunen verantwortlich. Aber auch aus Mainz fließt Geld. Verbandspräsident Hachemer berichtet, dass in manchen Gemeinden Feuerwehren bereits geschlossen worden seien, weil die Mitglieder und das Geld fehlten. Andere Wehren seien langfristig ernsthaft bedroht. Wie viele Feuerwehren das genau seien, sei statistisch nicht erfasst. Manch eine Kommune könne nicht einmal eine neue Grundausstattung zahlen. „Ich kenne Fälle, da lag die Ausrüstung verschimmelt im Spind oder sie musste privat vervollständigt werden“, erzählt der Präsident.

Dementsprechend brodelt es bei den Ehrenamtlern. In Bitburg hatten im Mai 70 Feuerwehrleute gegen den Stadtrat protestiert und mit der Niederlegung ihres Ehrenamtes gedroht. Anlass waren Äußerungen eines Stadtrats, der die Feuerwehrleute als übermotiviert bezeichnet hatte. Sie würden häufig über das Ziel hinausschießen, lautete ein weiterer Vorwurf. Weder Stadt noch Feuerwehr wollen sich dazu äußern.

In Pirmasens mit seinen 18 Haupt- und rund 90 Ehrenamtlichen ist der seit Wochen schwelende Streit um den hauptamtlichen Stadtfeuerwehr­inspektor inzwischen beigelegt. 44 Feuerwehrleute hatten aus Protest gegen ein neues Konzept zunächst den Dienst quittiert. Der Streit hatte sich daran entzündet, dass die Feuerwehrleute den Stadtfeuerwehrinspekteur künftig nicht mehr wählen können. Stattdessen wird nun der hauptamtliche Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz diese Funktion mit übernehmen, die bislang von einem ehrenamtlichen Feuerwehrmann ausgeübt worden war. Darüber hinaus kommen künftig die beiden Stellvertreter aus den Reihen der Ehrenamtlichen. Die Wehrleute fürchteten, mit dem neuen Konzept seien die Interessen der Freiwilligen Feuerwehr nicht mehr ausreichend vertreten.

Jetzt will die Stadt Pirmasens aufrüsten. 2018 sollen nach Angaben von Feuerwehrdezernent Stilgenbauer gut 1,2 Millionen Euro in sechs neue Fahrzeuge investiert werden. Zwei Fahrzeuge im Wert von 400 000 Euro hätten bereits kurz vor Weihnachten 2017 ausgeliefert werden sollen. „Dann wurde bei der Endabnahme aber festgestellt, dass sie nicht dem Ausschreibungstext entsprechen“, berichtet Stilgenbauer. Es habe an der geforderten Geländegängigkeit der Wagen gemangelt. „Ohne die hätten wir aber keinen Zuschuss vom Land bekommen und die Fahrzeuge gar nicht nutzen können“, sagt der Dezernent.

Damit in Zukunft auch die Helfer aus umliegenden Orten schneller zum Einsatz nach Pirmasens kommen, gibt es zwei neue Außenstandorte an beiden Enden der Stadt. „So können wir gewährleisten, dass die Freiwilligen nicht quer durch die Stadt zur Hauptwache fahren müssen“, erklärt Stilgenbauer. Was die Zukunft betrifft, sei man im Moment mit 50 Jugendlichen noch gut aufgestellt.

Laut Verbandspräsident Hachemer fehlen vor allem die Freiwilligen zwischen Ende 20 und Mitte 50. Viele in diesem Alter hätten Familie, seien im Beruf angekommen und wären eigentlich die ideale Zielgruppe. „Einige waren dann aber schon ein paar Jahre ehrenamtlich aktiv und wollen sich immer öfter auch mal anders orientieren.“

Hier setzt das „Zukunftspapier“ des Landesfeuerwehrverbands an. So sollen beispielsweise künftig ehrenamtliche Lotsen des Landesverbandes als „Feuerwehr für die Feuerwehr“ im Einsatz sein. „Sie helfen bei allen möglichen Krisen innerhalb der Wehr oder mit der Politik, beraten und informieren auf Wunsch vor Ort“, erklärt Hachemer. Ziel sei es, einen derartigen Ansprechpartner pro Landkreis zu etablieren. „Wir wollen so ein noch detaillierteres Bild der Lage erhalten, aber auch direkte Hilfe an die Basis bringen“, sagt Hachemer. Außerdem sollen künftig gezielt Frauen und Zugezogene angesprochen werden. „In punkto Willkommenskultur muss die eine oder andere Mannschaft auch selbst noch dazulernen“, sagt Hachemer.

Im Gegensatz dazu ist die Lage im Saarland relativ entspannt. Laut der Jahresstatistik der Feuerwehren ist die Zahl der Aktiven seit 2013 bei knapp 11 500 relativ stabil, darunter 187 Berufsfeuerwehrleute in Saarbrücken. Beim Nachwuchs verzeichneten die Wehren im Vergleich zum Vorjahr Zuwächse. So stieg die Zahl der Angehörigen der Jugendfeuerwehr um 158 auf 4258. Und auch unter den Frauen scheint das Ehrenamt attraktiver zu werden: Ihr Anteil wuchs um 9,2 Prozent auf 1058 Feuerwehrfrauen.

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