Die Faszination Albert Weisgerber

St Ingbert · Eine Schule, eine Straße, auch eine Stiftung trägt seinen Namen: Albert Weisgerber. Jetzt gibt es einen Film über ihn. Er wurde nur 37 Jahre alt, schuf aber rund 400 Werke und wird in seiner Heimatstadt verehrt wie kaum ein Zweiter.

 Nach der Erstaufführung des Films „Ich male wie ein Wilder“ über Albert Weisgerber im Kino Neues Regina gab es eine Diskussionsrunde. Von links: Filmemacher Boris Penth, Professor Gerhard Sauder, Moderatorin Sabine Janowitz, die Kuratorin der Albert-Weisgerber-Stiftung, Andrea Fischer, sowie Fred Oberhauser. Foto: Cornelia Jung

Nach der Erstaufführung des Films „Ich male wie ein Wilder“ über Albert Weisgerber im Kino Neues Regina gab es eine Diskussionsrunde. Von links: Filmemacher Boris Penth, Professor Gerhard Sauder, Moderatorin Sabine Janowitz, die Kuratorin der Albert-Weisgerber-Stiftung, Andrea Fischer, sowie Fred Oberhauser. Foto: Cornelia Jung

Foto: Cornelia Jung

. Die roten Samtsessel reichten nicht aus, als die Aufführung des Weisgerber-Films "Ich male wie ein Wilder" im Neues-Regina-Kino in St. Ingbert stattfand. Flugs stellte man noch ein paar zusätzliche Stühle auf, und Oberbürgermeister und "Platzanweiser" Hans Wagner verwies die jüngeren Zuschauer auf die seitlichen Treppen.

Moderatorin Sabine Janowitz war überwältigt von so viel Resonanz, zumal am selben Tag die "Saar Art" eröffnet wurde, bei der auch viele Reden geschwungen wurden. "Sie sind gekommen, um mit uns eine Geburtstagsparty zu feiern und eine Weltpremiere zu erleben. Albert Weisgerber wird hier in St. Ingbert hochgehalten. Das sehe ich an ihrem Interesse", erklärte Janowitz.

Zum 135. Geburtstag erwies man dem bekanntesten Künstler-Sohn der Stadt Reverenz. "Weisgerber hat die Verbindung zu seiner Heimatstadt nicht abreißen lassen und hat hier immer wieder gern Halt gemacht", so Hans Wagner. Er sei es mit seinen gemalten Biergarten- und Marktszenen gewesen, der in der Stadt das Interesse für Kunst geweckt hätte. Der Film könne dazu beitragen, Weisgerber wieder mehr im Bewusstsein unserer Stadt zu verankern. Und dann war es soweit. Der Film, weswegen alle gekommen waren, zog die Gäste nahezu 30 Minuten in seinen Bann. Ein Künstler, der in St. Ingbert aufgewachsen, zwischen Kaiserslautern, Frankfurt, München und Paris wechselte, in seiner kurzen Lebenszeit rund 400 Bilder schuf, und "heute entzückt, morgen bedrückt" war, wie Theodor Heuss, der erste Präsident der Bundesrepublik, über seinen Jugendfreund sagte. Weisgerber fiel mit 37 Jahren im Ersten Weltkrieg.

Ein St. Ingberter Maler zwischen Melancholie und Heiterkeit wurde in dem Film von Boris Penth den nachfolgenden Generationen näher gebracht. Ein Streifen, der mit Fachwissen und Sensibilität produziert wurde, was nicht verwundert, als der Filmemacher Penth in der anschließenden Diskussion erzählte, dass er nicht nur auf den "Filmfreak" zu reduzieren sei. Er ist auch Kunstliebhaber und -sammler, der immer, wenn er früher seine Eltern in Blieskastel besuchte, auch im Weisgerber-Museum vorbeischaute. "Meine Mutter war Malerin, und es war somit ein gefundenes Fressen, dass wir Albert Weisgerber auf unserer Liste hatten", sagte Penth. Er äußerte sein Bedauern darüber, dass dem Künstler nur ein so kurzes Leben beschieden war, "denn hätte er länger gelebt, wäre er erste Liga, neben Macke, Beckmann und Kirchner". So sei er in der Wahrnehmung, nicht in der Qualität, in der zweiten Reihe gelandet. Das wird durch die länger dauernde Schließung des Weisgerber-Museums nicht gerade besser, was auch in der Diskussion thematisiert wurde. Doch im nächsten Jahr dann könne man Weisgerbers Werke in der Alten Baumwollspinnerei bewundern. Das sei dringend notwendig, wie Fred Oberhauser findet. Andrea Fischer, Kuratorin der Albert-Weisgerber-Stiftung, wies darauf hin, dass es nur einem Zufall zu verdanken sei, dass Weisgerbers Bilder, die den Grundstock der Sammlung bilden, nicht verschleudert und in alle Winde zerstreut wurden, sondern von der Stadt erworben werden konnten.

Trotzdem sei es "traurig, dass Weisgerber so viele Kunsthistoriker nicht kennen", so Gerhard Sauder. Diesem Umstand kann der Film abhelfen, und auch Fischer freute sich, dass es wieder mehr Anfragen gibt, Weisgerber-Bilder in der Republik ausstellen zu wollen - von ihm, dem Grenzgänger und einem Vertreter der Generation im Aufbruch vor dem Ersten Weltkrieg. Und wenn das Marketing passt, dann wird Weisgerber, wie von einem Besucher moniert, nicht mehr wie ein "unehelicher Sohn" behandelt, sondern wie es ihm gebührt, als großer Sohn unserer Stadt.

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