"Die EU-Politiker leisten zu wenig"

Saarbrücken. Die dürftige Beteiligung der Deutschen an der Europawahl 2004 (43 Prozent) ließ Zweifel daran zu, ob sich die Menschen in diesem Land wirklich mit der Europäischen Union identifizieren.Nun wollte die SZ in der Saarbrücker Innenstadt wissen, wie Wähler vor der Europawahl am Sonntag über die EU denken

Saarbrücken. Die dürftige Beteiligung der Deutschen an der Europawahl 2004 (43 Prozent) ließ Zweifel daran zu, ob sich die Menschen in diesem Land wirklich mit der Europäischen Union identifizieren.Nun wollte die SZ in der Saarbrücker Innenstadt wissen, wie Wähler vor der Europawahl am Sonntag über die EU denken. Dafür stellte sie den Menschen drei Fragen: Was ist für Sie typisch europäisch? Was hat die EU für Sie getan? Was würden Sie als Europaabgeordneter ändern?"Ich würde mehr für Kinder tun", antwortet Bianka Jost, 39, aus Alt-Saarbrücken auf die letzte Frage. Zudem würde sie in der Wirtschaftskrise nicht nur etwas für die großen Konzerne wie Opel tun, sondern auch den kleinen Unternehmen helfen. Typisch europäisch sei für sie die Steuerverschwendung: "Die Europapolitiker verdienen zu viel und leisten zu wenig", lautet ihr Urteil. Für sie persönlich habe die EU bislang jedenfalls nichts getan.Das sieht Martin Alt, 32, aus Heusweiler genauso - auch nachdem er lange über die Frage nachgedacht hat: "Nein, mir fällt nichts ein, was die EU für mich getan hat." Dafür fällt ihm auf Anhieb etwas Negatives ein: "Als Europaabgeordneter würde ich Bürokratie abbauen." Typisch für Europa sei für ihn die gemeinsame Währung.Die gleiche Antwort gibt Tammo Knop, 30, aus Saarlouis auf die Frage, was für ihn typisch europäisch sei. Er sieht die EU insgesamt sehr positiv. Zu der Frage, was ihm die europäische Einigung gebracht habe, fallen ihm gleich mehrere Dinge ein: "Der Euro und die Öffnung der Grenzen machen das Reisen für mich einfacher." Auch ein Praxissemester im Ausland während seines Studiums sei ohne Weiteres möglich gewesen. Als Europaabgeordneter würde Knop die Gesellschaftsformen der Unternehmen weiter vereinheitlichen. Als Stichwort nennt er die einheitliche Europa-GmbH. Katharina Schneider, 23, aus Schafbrücke würde sich ebenfalls dafür einsetzen, dass die EU-Länder ihre Gesetze noch mehr aufeinander abstimmen: "Ich wünsche mir, dass Europa weiter zusammenwächst." Trotzdem stehe Europa für sie schon jetzt für eine starke Gemeinschaft und einen großen Zusammenhalt. Für sie persönlich habe Europa allerdings noch nicht so viel gebracht - "außer stressige Stunden an der Universität", fügt die Jurastudentin augenzwinkernd hinzu.Bernd Stiebel, 70, aus Klarenthal freut sich besonders darüber, dass er nun ohne Probleme ins angrenzende Frankreich fahren kann. Dieser Vorteil steht für ihn ebenso für Europa wie die einheitliche Währung. Zu verbessern gibt es laut Stiebel aber dennoch etwas: "Als EU-Abgeordneter würde ich versuchen, die Machtbefugnisse des Europaparlaments zu stärken."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort