Die doppelte Mund-Art

Heusweiler. Sigurd Blass stellte sein neues Buch "Maaahlzeid!" in der Brasserie am Heusweiler Markt vor. Für Lesungen favorisiert der Autor aus Illingen kulinarische Orte. Seine Bücher drehen sich nämlich um die saarländische Lebensart

 Sigurd Blass stellte sein Mundart-Lexikon übers Essen und Trinken in der Heusweiler Brasserie am Markt vor, rechts Wirtin Stefanie Bauer. Foto: Becker & Bredel

Sigurd Blass stellte sein Mundart-Lexikon übers Essen und Trinken in der Heusweiler Brasserie am Markt vor, rechts Wirtin Stefanie Bauer. Foto: Becker & Bredel

Heusweiler. Sigurd Blass stellte sein neues Buch "Maaahlzeid!" in der Brasserie am Heusweiler Markt vor. Für Lesungen favorisiert der Autor aus Illingen kulinarische Orte. Seine Bücher drehen sich nämlich um die saarländische Lebensart. Schon in seinem ersten Werk, eine Art saarländische Geschichtsstunde, fand er heraus: "Unser Ursprung war ein Keltenstamm, aufpoliert durch römische Finessen, daher unser Hang zum guten Essen". Er definierte unser heutiges Lebensgefühl als Savoir-vivre mit Stil - Deutschland war schon immer die Braut des Saarlandes, doch Frankreich die Maitresse, zu der man gut essen geht. Saarländer seien keine Spießer, sondern Genießer. In einer Champagnerlaune kam ihm die Idee zum zweiten Buch, einer freien Übersetzung der Fabeln von Jean de La Fontaine. Ins Saarländische hat er die Verse übertragen nach den Regeln von Edith Braun.

Blass lebte lange Zeit im Ausland. Als Personalchef einer Reifenfirma führte ihn sein Weg nach Frankreich, Brasilien und Thailand. Aber: "Wer lange in der Fremde war, hat eine größere Affinität zur Heimat, der weiß zu schätzen, was ihm fehlt." Als Rentner, zurück im Saarland, fing der heute 71-Jährige an zu schreiben.

Zu seinem jüngsten Buch wurde Blass bei einem Besuch in Australien inspiriert. Dort blätterte er in Büchern übers Essen und Trinken und dachte bei sich, unsere saarländische Küche hat doch viel mehr zu bieten, da setze ich mich zu Hause dran und mache was draus. Sieben Jahre ist das her, denn gut Ding will Weile haben. Blass hat nämlich ein Wörterbuch gemacht, und da hieß es systematisch vorgehen, Schlagwörter überlegen, reimen.

Als Kritikerin und Erstleserin fungiert seine Frau. Was ihr nicht gefällt, wird verworfen und neu gereimt. Von A wie "Ääner dringge gehen" bis Z wie "Ziwwelschmeer" reicht der humorvolle Reigen. Auch das "saarländische" Leib- und Magengewürz hat seinen Platz: "Die Oma von der Zischelhidd, die wo ned so vill Rende gridd, schdelld immer Maggi off de Disch" und sagt: "das wär eschd saarländisch".

Christel Keller, die ebenso wie Blass dem Mundartring Saar angehört, hat saarländische Rezepte beigesteuert. Zur Bebilderung wählte der Autor tafel- und trinkfreudige Szenen von Wilhelm Busch.

Die kulinarische Philosophie von Brasseriechefin Stefanie Bauer ist ähnlich wie die literarische Fantasie von Sigurd Blass: Sie bringt francophile Einflüsse rein und serviert kreativ-bodenständig - wie Kartoffelviezsuppe in Tassen aus Brotteig. So planen die beiden am Sonntag, 5. Dezember, ab 10 Uhr, einen literarisch-kulinarischen Brunch. Gelesen wird in den Pausen, wenn kein Besteck klappert. hof

Lexikon des Saarvoir-vivre: "Maaahlzeid!", Sigurd Blass, 12,95 Euro, in der Brasserie.

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