Die Bahn will Umbau nicht zahlen

Limbach · Der Bahnhof in Limbach ist behindertengerecht gestaltet, aber an der Unterführung hakt es noch. Hierbei sträubt sich die Bahn. Sie ist zwar Eigentümer, sieht sich aber dennoch nicht als Finanzier. Denn die Unterführung sei für eine reine Bahnnutzung inzwischen überflüssig.

 Wolfgang Gütlein, Landesbehindertenbeauftragte des Saarlandes, machte deutlich, dass die Rampen der Unterführung am Limbacher Bahnhaltepunkt für Rollstuhlfahrer wie ihn wegen ihres Gefälles ein nahezu unüberwindbares Hindernis darstellen. Foto: Thorsten Wolf

Wolfgang Gütlein, Landesbehindertenbeauftragte des Saarlandes, machte deutlich, dass die Rampen der Unterführung am Limbacher Bahnhaltepunkt für Rollstuhlfahrer wie ihn wegen ihres Gefälles ein nahezu unüberwindbares Hindernis darstellen. Foto: Thorsten Wolf

Foto: Thorsten Wolf

Das Ergebnis des Ortstermins am Limbacher Bahnhaltepunkt am Dienstagmorgen kann man wohl getrost der Kategorie "Unverständlich" zuordnen. Am Südgleis hatten sich der Landesbehindertenbeauftragte Wolfgang Gütlein, Kirkels Bürgermeister Frank John, Klaus Heib als Behindertenbeauftragter des Saarpfalz-Kreises und Ulrich Demmer von der Bahn AG getroffen, um ein heikles Thema zu diskutieren:

Die Unterführung vom Südgleis zum Nordgleis ist nicht behindertengerecht, zu steil sind die Rampen für Rollstuhlfahrer und Menschen mit starken Gehbehinderungen. Das wirkt seltsam, wurde der komplette Haltepunkt doch vor einiger Zeit behindertengerecht gestaltet. Stimmt - bis eben auf die Unterführung. Und den Grund, den Ulrich Demmer dafür nannte, den wird "Otto Normalverbraucher" wohl kaum verstehen. Demmer: "Fakt ist, dass die Unterführung Teil unserer Bahnanlage ist. Fakt ist aber auch, dass diese Unterführung mit dem damaligen Umbau des Bahnhaltepunktes für die reine Bahnnutzung überflüssig wurde." So könne und dürfe die Bahn AG, auch wenn sie wollte, in einen behindertengerechten Umbau der Unterführung keinen einzigen Euro stecken. Immerhin stellte Demmer in Aussicht, dass sich die Bahn AG als Eigentümer der gesamten Anlage einem Umbau nicht verschließen würde. Das Geld dafür müsse allerdings aus anderen Kassen kommen. "Wir können in diese Unterführung, die nicht bahnspezifisch ist, nicht investieren", so Demmer. Im Klartext: Wer als Behinderter von einem Gleis aufs andere wechseln muss, dem steht aus Sicht der Bahn AG ja der längere Weg durchs Dorf offen. Für Betroffene bedeutet dies allerdings, einen deutlichen Umweg von immerhin rund einem Kilometer in Kauf nehmen zu müssen.

Kirkels Bürgermeister Frank John wurde angesichts dieser Situationsbeschreibung Demmers deutlich hörbar sarkastisch. "Dann würde es sich ja für die Bahn AG anbieten, diesen Bahnhaltepunkt in Zukunft in Limbach-Süd und Limbach-Nord umzubenennen. Denn wenn man Ihrer Argumentation folgt, dann haben Sie ja hier zwei Bahnhaltepunkte." Johns Fazit in einem Wort: "Unverständlich."

Mit eben jenem Unverständnis reagierte auch Wolfgang Gütlein, Landesbehindertenbeauftragter des Saarlandes, Rollstuhlfahrer und Limbacher - und damit genau Teil der Personengruppe, die scheinbar keinen Anspruch darauf hat, dass die Bahn AG den Umbau der Unterführung aus der eigenen Tasche finanziert. Gütlein hatte den Ortstermin angesetzt, zufrieden konnte er nach dem Austausch der Positionen nicht sein. "Das, was hier jetzt geschildert wurde, das kann ich niemandem vermitteln." Dabei hatte Gütlein deutlich und an der eigenen Person vermittelt, dass die beiden Rampen der Unterführung mit ihren mehr als sechs Prozent Gefälle für Rollstuhlfahrer wie ihn ein nahezu unüberwindbares Hindernis darstellen.

Für Gütlein ist klar: Die Bahn ist in der Pflicht. Doch die Positionen scheinen kaum vereinbar. Das mag auch an den zu erwartenden Baukosten für eine entsprechende Umgestaltung der Unterführung liegen. Mit rund einer Millionen Euro muss wohl für jede der beiden Seiten des Bahnhaltepunktes gerechnet werden. Doch die Bahn AG, so deren Position, darf nicht zahlen, die Gemeinde kann nicht. Nun will Wolfgang Gütlein das Thema im Landesbehindertenbeirat ansprechen - im Wissen, dass auch dort vor allem eines herrschen wird: Unverständnis.

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