"Die Arbeitslosigkeit ist ein Abbild der aktuellen Krise"

Im Januar 2009 - bei Ihrem Dienstantritt - lag die Arbeitslosenquote im Bereich der Geschäftsstelle Homburg bei 7,1 Prozent. Jetzt im Dezember 2009 lag die Quote bei 7,2 Prozent. Das klingt noch relativ konstant.Haben: Tatsächlich sieht die Quote noch relativ konstant aus. Das liegt aber auch daran, dass es zum Januar 2009 schon deutlich hochging

Im Januar 2009 - bei Ihrem Dienstantritt - lag die Arbeitslosenquote im Bereich der Geschäftsstelle Homburg bei 7,1 Prozent. Jetzt im Dezember 2009 lag die Quote bei 7,2 Prozent. Das klingt noch relativ konstant.

Haben: Tatsächlich sieht die Quote noch relativ konstant aus. Das liegt aber auch daran, dass es zum Januar 2009 schon deutlich hochging. Im Vorjahresvergleich liegt die Zahl der Arbeitslosen in Homburg aktuell nämlich zwölf Prozent über den Werten von Dezember 2008. Dabei wuchs die Zahl der Arbeitslosengeld I-Empfänger um 13 Prozent, die Zahl der Arbeitslosengeld II-Empfänger um elf Prozent. Diese Dynamik ist schon erheblich.

Was hat sich hinter den Zahlen von 2009 bewegt?

Haben: Die Arbeitslosigkeit bildet das Typische der aktuellen Krise ab. So ist es eine Arbeitslosigkeit der Männer um 21,8 Prozent höher als im Vorjahresvergleich. Die Männer trifft es in den Produktionsbranchen wie Automobil, Maschinenbau. Bei Frauen, die stärker in Bereich Pflege oder Handel arbeiten, blieb die Quote fast konstant (plus 0,8 Prozent). Besonders hat die Arbeitslosigkeit bei den Älteren über 55 Jahren zugenommen - 29,3 Prozent. Bei den Jüngeren unter 25 Jahren liegt die Arbeitslosigkeit 13,8 Prozent über der vom Dezember 2008. Schlecht ist die aktuelle Entwicklung für Zeitarbeiter, weil Firmenleitung und Betriebsräte in vielen Bereichen erst einmal die Stammbelegschaft zu retten versuchen. Die Stellennachfrage für Zeitarbeit ist um mehr als 50 Prozent eingebrochen.

Wie stark ist Homburg von Kurzarbeit betroffen? ?

Haben: Im September 2009 - aktuellere Zahlen liegen mir nicht vor - waren im Gesamtbezirk Neunkirchen 7227 Menschen - in Kurzarbeit. Das hat etwa 2300 Arbeitsplätze gesichert. Und die Anträge für Kurzarbeit gehen bei uns auch in 2010 weiter ein.

Und mit wie vielen Arbeitslosen rechnen Sie im Jahresschnitt 2010?

Haben: Je nachdem wie sich die Wirtschaft entwickelt - Prognosen schwanken zwischen minus 0,5 bis plus 2,5 Prozent -, erwarten wir 13 000 bis 11 500 Arbeitslose im Jahresdurchschnitt im Gesamtbezirk Neunkirchen. 2009 lag diese Zahl bei 10 400.

Sie haben in Ihrem November-Bericht festgestellt, dass wieder viele Personen in Förderprojekte eingetreten sind und statistisch nicht mehr als arbeitslos zählen. Wie sähen die Zahlen sonst aus?

Haben: Lassen Sie es mich so formulieren: Wir fangen damit einen großen Teil Arbeitslosigkeit ab. Es ist eine hohe soziale Befriedungsquote.

Wie sehen Sie die Diskussion um die Strukturreform in Sachen "Arge" als Folge des Verfassungsgerichtsurteils?

Haben: Von uns als Arbeitsagentur ist die Entscheidung so hinzunehmen. Der Vorteil ist, dass es jetzt eine klare Entscheidung, eine klare Zuständigkeit gibt. Die Vorbereitungen intern laufen. Aber wir wollen auf alle Fälle die Kooperation aufrechterhalten.

Und in welcher Verfassung starten Sie in Ihr zweites Jahr in Neunkirchen?

Haben: Optimistisch. Ich habe hier eine exzellente Mannschaft, das Haus ist gut aufgestellt. Wir stehen vor großen Aufgaben. Und das ist auch spannend.

Hintergrund

Die Arbeitsagentur Neunkirchen betreut die Landkreise Neunkirchen und St. Wendel sowie Homburg mit Bexbach und Kirkel. Sitz ist in Neunkirchen, Ringstraße 1. Die Mitarbeiterzahl wurde inzwischen auf 342 aufgestockt.

Die beiden Geschäftsstellen der Arbeitsagentur in St. Ingbert, sowie in Blieskastel gehören hingegen in den Zuständigkeitsbereich der Agentur für Arbeit in Saarbrücken.

Hartz IV: Neunkirchen und Homburg haben für die Betreuung der Arbeitslosengeld II-Empfänger das Modell einer Arbeitsgemeinschaft (Arge) mit der Arbeitsagentur gewählt, St. Wendel macht es allein. cle

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