Die Angst vor dem "Verwiegen"

Die Angst vor den neuen Müllgebühren war diese Woche Thema Nummer eins in unseren Leserbriefen. Kein Wunder. Schließlich hat die Stadt angekündigt, dass die Gebühren 2011 nach dem "Verwiegesystem" berechnet werden. Schon der Name lässt Schlimmes erahnen. Denn die Müllmänner sollen den Müll nicht einfach wiegen - was man ja verstanden hätte. Nein. Sie sollen ihn "verwiegen"

Die Angst vor den neuen Müllgebühren war diese Woche Thema Nummer eins in unseren Leserbriefen. Kein Wunder. Schließlich hat die Stadt angekündigt, dass die Gebühren 2011 nach dem "Verwiegesystem" berechnet werden. Schon der Name lässt Schlimmes erahnen. Denn die Müllmänner sollen den Müll nicht einfach wiegen - was man ja verstanden hätte. Nein. Sie sollen ihn "verwiegen". Eigentlich ein Skandal. Denn wir wissen, was die Vorsilbe "ver" bedeutet - denken wir nur an Worte wie verrechnen, verheben, vertun. Wenn ein Metzger sich verwiegt, kosten 500 Gramm Salami plötzlich nur noch so viel wie 50 Gramm - oder wie fünf Kilo. Jetzt sage bloß keiner: Die Stadt will schon das Rechte und hat sich nur etwas extravagant ausgedrückt. Schließlich sagt sie auch "Lichtsignalanlage", wenn sie Ampeln meint oder "straßenbegleitendes Hochgrün" statt Bäume. Einige Bürger fragen sich, ob man sie mit dieser Sprache verblöden will. Und es gibt weitere Indizien dafür. Denn die Stadt erklärt: "Die Müllverwiegung gibt Anreiz, Müll zu sparen." Furchtbare Idee: Müll sparen. Und dann unterm Kopfkissen horten? Mit Müll ist es doch sicher wie mit Geld. Je mehr ich mache, desto mehr kann ich sparen. Für harte Zeiten. Glücklich wer ein Müllkonto bei einer Müllbank hat.

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