Streit um Gondwana und Haldenmetro Schluss mit lustig in Reden
Schiffweiler · Die Almwirte drohen mit Rückzug und Gondwana geht die Puste aus. Die Landesregierung gerät unter Handlungsdruck.
Es brummt gerade mächtig auf der Redener Halde, durch die SR-Sommeralm. Ein Hinweis darauf, wie viel Besucher-Gold auf dem ehemaligen Grubengelände durchaus noch zu schürfen wäre. Doch die Sausen-Stimmung wird von Hiobsbotschaften getrübt. Zwei Hauptakteure am „Freizeit- und Erlebnis-Standort“ erheben schwere Vorwürfe gegenüber der landeseigenen Entwickler-Gesellschaft Industriekultur Saar (IKS). Sowohl der Gondwana-Betreiber Matthias Michael Kuhl wie auch die Almwirte fühlen sich hingehalten, ja getäuscht. Bei beiden droht ein Ausstieg aus den Pachtverträgen mit der IKS. Bei Kuhl ist das nichts Neues. Zoff mit der Politik, Prozesse und Schließungsdrohungen gehören zu den 15 Jahren seines Redener Engagements wie Gebrüll zum T-Rex. Und nun scheint ein neuer „Krieg“ ins Haus zu stehen, diesmal geht es um Gebäudeschäden an Kuhlschen Hallen, angeblich verursacht durch nicht korrekt verdichteten Baugrund. Der Schuldige aus der Sicht von Gondwana Invest (GI): Das Land, das den Boden verkauft und nicht ordnungsgemäß hergerichtet habe. Gestützt wird diese Behauptung durch ein von Kuhl in Auftrag gegebenes geotechnisches Gutachten, das unserer Zeitung vorliegt. Der Ingenieur hält fest, „dass der gründungsrelevante oberflächennahe Baugrund unter der Konstruktionsgründung nicht dauerhaft standsicher ist“. Aus Gutachter-Sicht existiert also ein erheblicher Mangel, den Kuhl mutmaßlich zum Anlass nehmen wird, um seine Pachtzahlungen – rund 30 000 Euro monatlich – einzustellen. Ein Rechtsstreit um Schadenersatz droht.
„Uns ist keine offizielle Mängelrüge bekannt“, sagt dazu der Sprecher der IKS in der Strukturholding Saar (SHS) Ludwin Vogel. Gleichwohl kennt er die Kuhl-Vorwürfe. Dem Vernehmen nach kursierten Schreiben in politischen Kreisen. Vogel weist die Kritik zurück, die Baugrund-Bearbeitung sei nicht korrekt gelaufen. „Auf Grund der Vertragslage sehen wir einer möglichen anwaltlichen Auseinandersetzung gelassen entgegen“, sagt er. Könnte nicht doch ein Gerichts-Marathon mit Gutachten und Gegengutachten bevorstehen? Der IKS-Sprecher hält das für unwahrscheinlich.
Dann ist aus Landessicht also alles gut? Mitnichten. Denn das Kernproblem lautet ganz anders: Das Betriebsmodell Gondwana trägt sich nicht unter den aktuellen Vertragsbedingungen, obwohl knapp unter 100 000 jährlich Besucher kommen. Seit Jahren wurde in den Parcours nichts mehr investiert, das Geld für Werbung fehlt. Aus einer der SZ bekannten Aktennotiz geht hervor, dass der Betrieb einen Jahresumsatz von 1,6 Millionen Euro macht, dass jedoch ein monatliches Leck von rund 24 000 Euro klafft, unter anderem wegen der Pachtzahlungen an das Land. „Gondwana geht die Luft aus“, sagt Stefan Mörsdorf, der ehemalige Umweltminister des Saarlandes, der Kuhl berät. Denn der Investor war selbst in dieser Sache für die SZ nicht zu sprechen. Mörsdorf verweist auf einen Millionenbetrag, den Kuhl, der persönlich haftet, bereits aus eigener Tasche zugeschossen habe. Das gehe nicht mehr lange. „Es wird eine hässliche Angelegenheit. Der Standort wird tot sein, nicht nur das Prähistorium“, so Mörsdorf. Er appelliert an die Landesregierung, nicht auf Verträge zu pochen, sondern eine neue Einigung mit Kuhl zu finden, etwa für eine ertragsabhängige Pacht. Seit Monaten bemühe sich Kuhl vergeblich um Gesprächstermine. So etwas sei „politisch unverantwortbar“, so der Ex-Minister.
In der Warteschleife hängen auch die Almwirte. Sie hoffen seit drei Jahren, seit sich ihr Engagement in Reden konkretisierte, auf das „Haldentransportmittel“, als Voraussetzung für einen gastronomischen Ganzjahresbetrieb auf dem Plateau. Dort kommt man derzeit nur zu Fuß hin. Und das als Zwischenlösung installierte „Almtaxi“ wird laut Almwirt Guido Geiger nicht angenommen. „Unser Geschäft ist so nicht profitabel. Wir fühlen uns verschaukelt. Uns wurden falsche Versprechen gemacht. Noch bei der Eröffnung sagte Wirtschafts-Staatssekretär Jürgen Barke, die Haldenbahn werde 2018 eingeweiht. Aber es tut sich nichts.“ Dies, obwohl die Wirte in ihrem Zehn-Jahres-Pachtvertrag ein außerordentliches Kündigungsrecht für den Fall vereinbart haben, dass die Haldenbahn von der IKS nicht gebaut wird. Geiger: „Kommt sie nicht, machen wir nicht weiter. Wir brauchen endlich Klarheit und lassen uns nicht mehr vertrösten.“ Geiger hält die Haldenbahn für den Generalschlüssel dafür, dass sich Reden touristisch überhaupt weiterentwickelt. Egal, welches zusätzliche Freizeitangebot man installieren wolle – seien es Glampinghütten oder Downhill-Routen für Mountainbiker –, dafür „muss man rauf auf den Berg“. Er und sein Partner Timo Schwarz haben sich eine Schlusslinie gegeben, die nächste IKS-Aufsichtsratsitzung im August. Dort wird laut Aussage der IKS tatsächlich ein Beschluss fallen. Die Aufsichtsratmitglieder müssten nur noch festlegen, welches Konzept für die Beförderung gewählt werde. Drei Modelle stünden zur Wahl. Klingt kaum nach einer Schnell-Abstimmung.