Wohltätigkeit Hilfe aus Völklingen in Bangkok

Völklingen/Bangkok · Die 22-jährige Studentin Sylvana Klima aus Völklingen arbeitet in der thailändischen Hauptstadt bei einer Wohltätigkeitsorganisation, die Kinder von der Straße holt.

 Arithat Nilsarika (11, li.) und Krisana Padsawa (10) haben die neue Bildungseinrichtung in Bangkok für benachteiligte Kinder mit Thaiboxen eingeweiht. Sie tragen ein gesegnetes Stirnband, das Mongkon, das vor Verletzungen schützt und traditionelle Handbandagen.

Arithat Nilsarika (11, li.) und Krisana Padsawa (10) haben die neue Bildungseinrichtung in Bangkok für benachteiligte Kinder mit Thaiboxen eingeweiht. Sie tragen ein gesegnetes Stirnband, das Mongkon, das vor Verletzungen schützt und traditionelle Handbandagen.

Foto: United Through Sports

Mal nicht jeden Morgen mit dem Bus zur Uni, mal keine Hausarbeiten schreiben: Sylvana Klima (22) aus Völklingen-Lauterbach hat ihr Saarbrücker Studentenleben gegen ein Praktikum in der thailändischen Hauptstadt Bangkok eingetauscht. Die Germanistik- und Anglistik-Studentin arbeitet seit Mitte Dezember für die im vorigen Jahr gegründete Wohltätigkeitsorganisation United Through Sports und die Initiative Sport is your Gang in Bangkok. Ziel beider: Benachteiligte Kinder und Jugendliche von der Straße in Sportclubs bringen, um ihnen Spaß an Bewegung, Respekt und Selbstbewusstsein zu vermitteln – und neue Perspektiven aufzeigen.

Die gebürtige Püttlingerin Klima ist hauptverantwortlich für die Instagram- und Facebook-Auftritte der Organisation United Through Sports und „ein bisschen Mädchen für alles“. Sie sucht zum Beispiel Referenten für Veranstaltungen aus, organisiert Events mit mehr als 2000 Kindern oder kauft, wie vor wenigen Tagen, Möbel für eine neue sportpädagogische Einrichtung – die Mongkon Academy am Ambassador Hotel in Bangkok. „Wir nutzen den Sport, um soziale Probleme anzugehen. Sport ist eine Sprache, die jeder spricht“, erklärt sie. Er vermittele körperliche und geistige Stärke und biete ein breites Fundament für die Persönlichkeitsentwicklung.

In Bangkok tut das vor allem der Nationalsport, Thaiboxen oder Muay Thai. Darum hat die Organisation United Trough Sports mit den Einnahmen aus einem großen Sportfestival – der SportAccord Convention in Bangkok, zu der auch der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees Thomas Bach anreiste – ein Fitnessstudio für die thailändische Kampfkunst Muay Thai und weitere Sportarten aufgebaut. Eine Etage über dem Studio hat sie eine Bildungs-Akademie für sozial schwache Kinder und Jugendliche eröffnet. „Das Problem der meisten sozialen Initiativen ist, dass sie zu 100 Prozent von Spenden abhängen und irgendwann sterben, weil die Gelder ausgehen. Das wollen wir verhindern. Darum finanziert unser Fitnessstudio die Bildungs-Akademie“, erklärt Sylvana Klima. Wer unten trainiere, bezahle mit seinen Beiträgen die Bildung von benachteiligten Kindern oben drüber. „Es gibt in Bangkok sehr viele Straßenkinder, die keine Schule besuchen. Diese Kinder fallen aus dem System und enden in gewalttätigen Gangs. Dank unseres Angebots erleben sie eine soziale Struktur. Wir können so teilweise verhindern, dass die Kinder abdriften und ihnen eine Chance auf Bildung geben.“ Freiwillige von der Universität unterrichteten die Kinder in der Mongkon Academy, auch der internationale Muay Thai Verband IFMA unterstützt die Bildungseinrichtung.

 Sylvana Klima (22) aus Völklingen-Lauterbach.

Sylvana Klima (22) aus Völklingen-Lauterbach.

Foto: Klima

Manche der Kinder haben auch Zugang zu Bildung, aber ihre Eltern sind dennoch so arm, dass sie sich keine Extras leisten können. Klima: „Wir haben es gerade zwei Jungs ermöglicht, nach Buenos Aires zu fliegen, um an den Olympischen Jugendspielen teilzunehmen. Sie haben bei der Eröffnungszeremonie mitgemacht und sind vor mehr als 500 Jugendlichen aufgetreten. Beiden wäre es ohne die Initiative nie möglich gewesen das Land zu verlassen, geschweige denn mit einem Flugzeug nach Buenos Aires zu fliegen. Diese Reise hat ihnen so viel Selbstbewusstsein gegeben und Mut gemacht.“

Um Mut ging es auch bei dem Auftritt von Jugendlichen aus dem großen Mae La Flüchtlingscamp bei einem Sport-Festival, das United Through Sports organisiert hat. „Wir haben sie auf der Bühne vor tausenden Zuschauern eingebunden, auch um das mediale Interesse auf ihre Situation zu lenken. Das war sehr berührend. 50 000 Flüchtlinge, vor allem Kinder und Jugendliche, leben in dem thailändischen Lager und man liest kaum etwas darüber“, gibt Klima zu bedenken.

Da die Wohltätigkeitsorganisation United Through Sports noch jung ist, sei es derzeit das Ziel, sie bekannter zu machen und nach Kooperationsmöglichkeiten zu suchen. Hinter United Through Sports steht übrigens die Organisation AIMS, ein Zusammenschluss aller Sportarten, die sich im Prozess um die Anerkennung als Olympische Sportarten befinden. Sylvana Klimas Onkel, Stephan Fox, ist Generalssekretär des internationalen Muay Thai Verbandes IFMA in Thailand, Vizepräsident von AIMS und von der zentralen Dachorganisation der Sportverbände weltweit GAISF. Fox stammt aus Geislautern. Er wanderte 1984 aus dem Saarland nach Thailand aus, war 1995 Weltmeister im Thaiboxen und ist bis heute in Asien ein Superstar. Er hat Sylvana von dem noch jungen sozialen Projekt begeistert und half ihr auch bei der Wohnungssuche. „In den letzten Monaten habe ich gelernt, wie Sport kulturell vermitteln kann. Oftmals kostet es sehr wenig, ein Lächeln in Gesichter zu bringen, die ihr Lachen verloren haben oder niemals eins hatten“, sagt Klima. In wenigen Wochen, Ende März, ­ endet ihr Aufenthalt in Bangkok. Eigentlich. Im Moment überlegt die 22-Jährige nämlich, ob sie ihr Praktikum nicht doch verlängert. Ihren Rückflug hat sie noch nicht gebucht.

United Through Sports in Bangkok sucht Bücherspenden für die Mongkon-Academy. Benötigt werden Kinderbücher in englischer Sprache, Bilderbücher und Lehrbücher in Englisch. Kontakt: sylvanaklima@aol.com

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