Di Fabio kritisiert Trend zu bindungsloser Gesellschaft

Saarbrücken · Religion vermittelt stabile Werte in der Schnelllebigkeit und Beliebigkeit unserer Welt. Diese These hat Professor Udo di Fabio bei einem Vortrag am Dienstagabend in der Saarbrücker Basilika St.

Johann vertreten. Der Staatsrechtler und ehemalige Verfassungsrichter sprach vor über 100 Zuhörern über das Zusammenspiel von Macht, Gesellschaft und Religion. Er kritisierte die Tendenz, bei einer unliebsamen gesellschaftlichen Entwicklung sofort nach staatlichen Gegenmaßnahmen zu rufen. Solche Eingriffe führten zu einem drastischen Verlust der Vielfalt des Lebens und zu einer erzwungenen Anpassung. Wer einen solchen Verlust an Reichhaltigkeit wolle, gehe in eine gefährliche Richtung. "Der will eine Homogenität, die dem Grundgesetz nicht entspricht", so di Fabio.

Was wir an Konflikten in der heutigen Gesellschaft vorfänden, sei das Resultat einer Politik, die das Abschaffen von Bindungen des Menschen zum Ziel hätte. Auch in den Medien werde diese Form der Unabhängigkeit glorifiziert. Überdies schwinde auch die öffentliche Akzeptanz von Verbänden, die als Organisationen zwischen dem Staat und dem Einzelnen vermittelten. In einer zunehmend bindungslosen Gesellschaft sei außerdem die Vereinbarkeit von Familie und Beruf in Frage gestellt. In einer lebenswerten Gesellschaft "bleibt doch alles davon abhängig, dass Menschen im Mittelpunkt der Systeme stehen", so di Fabio.

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