Deutschmeister des Rock 'n' Roll: Peter Kraus in der Saarlandhalle

Saarbrücken. Stand da nicht neulich was in der Zeitung? Peter und Conny seien jetzt im Museum gelandet, im Bonner Haus der Geschichte. Einsortiert als Schlager-Souvenir hinter Glas - so wie Knisterplatten und gilbige Fotos. Nun, den Eindruck eines Museumsstücks macht Peter Kraus am Freitagabend in der Saarlandhalle so gar nicht

Saarbrücken. Stand da nicht neulich was in der Zeitung? Peter und Conny seien jetzt im Museum gelandet, im Bonner Haus der Geschichte. Einsortiert als Schlager-Souvenir hinter Glas - so wie Knisterplatten und gilbige Fotos. Nun, den Eindruck eines Museumsstücks macht Peter Kraus am Freitagabend in der Saarlandhalle so gar nicht. Eher scheint er mit Macht beweisen zu wollen, dass selbst die Rente mit 67 ein allzu frühes Ruhestandsalter wäre. Vergessen sind die seichten Tage als Kuschelbarde der Nation. Kraus singt wieder Rock 'n' Roll - so vital, so mitreißend, so original auch, dass es eine Lust ist. Da glückt ihm das Zurück zu seinen allerersten Jahren, als Peter, der wilde Teenager, Mitte der 50er "Tutti Frutti" auf Deutsch röhrte - und noch nicht fürs Wirtschaftswunderlichtspiel kassenträchtig den süßen Jungen von nebenan mimte. Jetzt, wo er eben (im März war's) den letzten Geburtstag vor dem Siebzigsten feierte, zeigt er seinen Fans in der (so der Veranstalter) "gut gefüllten" Saarlandhalle, dass er's noch immer kann. Seine Stimme lässt selbst nach zwei Stunden nicht nach. Man merkt: Dieser Peter Kraus singt den Rock 'n' Roll nicht bloß, er liebt ihn - und seine exzellente siebenköpfige Combo ebenso. Kraus steppt in engen Stiefelletten über die Bühne. Sein Publikum wippt sich erst beim Sitztanz in Gesundheitsschuhen warm. Dann aber drängt es sie nach vorn zur Bühne: Und so manche Mittsechzigerin spürt wieder den 17-jährigen Backfisch in sich. Diesem, seinem Publikum, wollte der Sänger und Entertainer die großen Titel von Chuck Berry & Co. wohl besonders mundgerecht anbieten - und hat sie übersetzt. Rock-'n'-Roll-Klassiker "endlich auf Deutsch" verheißt denn seine aktuelle CD. Ob die Welt wirklich darauf wartete? Andererseits: "Zieh doch endlich mal die Jeans aus" geht zwar schwerlich als begnadeter Poetenstreich durch, das Original, "See you later alligator", aber noch weniger. Und überhaupt: Was zählt beim Rock 'n' Roll, ist der Sound - und den haben Kraus und seine Combo drauf. Und so bleibt nach guten zweieinhalb Stunden Peter Kraus in der Saarlandhalle auch das schöne Gefühl, dass Zeit nicht zwingend etwas Unveränderliches ist, sondern das, was man daraus macht.

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