Neue Studie Deutschland droht massiver Lehrer-Mangel 

Berlin/Saarbrücken · Mehr Geburten, dazu viele Flüchtlingskinder: Steigende Schülerzahlen bringen laut Studie das Bildungssystem in Not.

 Ein Schüler meldet sich im Unterricht. (Symbolfoto)

Ein Schüler meldet sich im Unterricht. (Symbolfoto)

Foto: dpa/Armin Weigel

In Deutschland gehen nach einer neuen Studie bis 2030 viel mehr Kinder zur Schule als bislang angenommen – mit möglicherweise drastischen Folgen für Länder und Kommunen. Die Schülerzahl steigt von knapp acht Millionen um acht Prozent auf fast 8,6 Millionen in 13 Jahren, wie aus Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. Bisher wurde ein Absinken auf gut 7,2 Millionen Schüler bis 2025 vorhergesagt. Die Prognoselücke könnte sich massiv auf den Bedarf an Pädagogen, Schulklassen und guten Schulgebäuden auswirken. Es drohe ein „dramatischer Engpass“.

Laut Studie werden 2030 über alle Schulstufen hinweg etwa 28 100 zusätzliche Klassen und 42 800 zusätzliche Vollzeitlehrkräfte benötigt. Auf Länder und Kommunen kämen pro Jahr 4,7 Milliarden Euro höhere Bildungskosten zu. Zwischen den Jahren 2000 und 2015 waren indes wegen sinkender Schülerzahlen knapp 1800 Grundschulen geschlossen worden. Tatsächlich hat sich auch im Saarland im Zuge einer hoch umstrittenen Reform die Zahl der Grundschulen von ehemals 269 auf heute 162 verringert.

Bildungsexperten warnten gestern vor einer Überforderung des Schulsystems – es sei derzeit nicht ausreichend vorbereitet. Bislang basieren die Berechnungen der Kultusministerkonferenz der Länder (KMK) auf Schülerzahlen aus 2012. Seitdem aber ist die Geburtenrate fünf Mal in Folge gestiegen, und der Flüchtlingszustrom hat bis zu 300 000 zusätzliche Schüler nach Deutschland gebracht. KMK-Generalsekretär Udo Michallik widersprach jedoch dem Eindruck, die Länder hätten falsch kalkuliert. Man gehe schon länger von steigenden Schülerzahlen aus.

Auch das saarländische Bildungsministerium gab sich gestern gelassen. „Die Zahlen überraschen uns nicht“, erklärte ein Sprecher auf SZ-Anfrage. Die Landesregierung habe „die notwendige Flexibilisierung im Haushalt geschaffen, um die erforderlichen Stellen für Lehrkräfte zur Verfügung zu stellen“. Allen Beteiligten sei klar, dass zusätzliche Einstellungen erforderlich sein könnten.

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