Deutsche Auslandsschulen Saarländer, Lehrer, Weltenbummler

Diese Pädagogen tragen Verantwortung für deutsche Auslandsschulen am Persischen Golf, in Südamerika und Südafrika. Was reizt sie?

 Ralph Zimmer, Dirk Dillschneider und Beate Kiehn begegneten sich in der Lobby des Auswärtigen Amtes in Berlin bei einer Schulleitertagung.

Ralph Zimmer, Dirk Dillschneider und Beate Kiehn begegneten sich in der Lobby des Auswärtigen Amtes in Berlin bei einer Schulleitertagung.

Foto: Dillschneider

DIRK DILLSCHNEIDER

Doha, Katar

Ein „großer Schritt“ sei seine Entscheidung für Doha gewesen, sagt der gebürtige Merziger – und das nicht nur im geografischen Sinne. Seit August 2015 leitet Dillschneider, Lehrer für Chemie und Biologie und ehemaliger stellvertretender Leiter des Schengen-Lyzeums in Perl, die Deutsche Internationale Schule Doha im Emirat Katar, die das Gütesiegel „Exzellente Deutsche Auslandsschule“ trägt. „Die arabische Kultur hat mich interessiert, und da Katar ein sicheres Land ist, habe ich die damalige Herausforderung angenommen“, sagt er.

Die Leitung einer Schule im Auslandsschuldienst sei vielfältiger als im Inland. Die meisten Auslandsschulen verfügten über Kindergarten, Grundschule und weiterführende Schule – alles unter einem Dach. Ein großer Unterschied: 70 Prozent des Schulbudgets müssen durch Elternbeiträge erwirtschaftet werden. „Kaum war ich da, schon war ich Geschäftsführer des Unternehmens Schule.“ 28 Nationalitäten gibt es an seiner Schule.

Dillschneider sagt, ihm mache die Arbeit Spaß. 60-Stunden-Wochen seien keine Seltenheit. „Dafür wird man mit der Sonne Katars belohnt, einem sehr sicheren Land mit guter Infrastruktur und einer Vielfalt der Nationalitäten, einer schönen Architektur und der faszinierenden arabischen Lebenswelt.“ Klar sei es im Sommer heiß, aber man arrangiere sich. „Hier trägt man im Winter bei 20 Grad die ersten Wollpullover.“

Dillschneiders Vertrag in Katar endet voraussichtlich zum Ende des Schuljahres 2020/2021 – ein halbes Jahr vor der Fußball-WM im Wüstenstaat. „Schauen wir mal, ob ich in die Verlängerung gehe und der Vorstand als Schulträger damit einverstanden ist“, sagt Dillschneider. Sein Rat an Saarländer: „In Katar einfach mal vorbei schauen, sich Land und Leute, Strand und Wüste und diese pulsierende Metropole anschauen. Melden Sie sich dann, unter
info@ds-doha.de, vielleicht ist ja Zeit für einen saarländischen Plausch bei einem arabischen Kaffee.“

RALPH ZIMMER

Buenos Aires, Argentinien

Sein Büro hat Ralph Zimmer an der Goethe-Schule in Buenos Aires. Doch der Sozialkunde- und Spanischlehrer, der 14 Jahre lang am Neunkircher Gymnasium am Krebsberg unterrichtete und dort auch vier Jahre Abteilungsleiter für Didaktik war, ist ständig auf Achse. Das bringt sein Beruf mit sich, denn Zimmer ist seit August 2018 als sogenannter Prozessbegleiter für die zwölf Deutschen Auslandsschulen in Argentinien, Chile, Paraguay und Uruguay zuständig. „Nach mehreren europäischen Austauschprojekten hat mich der Gedanke fasziniert, Schulentwicklung in Südamerika begleiten zu können“, berichtet Zimmer.

Prozessbegleiter haben die Aufgabe, Fortbildungsveranstaltungen für Lehrkräfte der Auslandsschulen zu planen und durchzuführen, die Schulen zu beraten und sie bei der Vorbereitung auf die zweitägigen Besuche der Inspektoren von Bund und Ländern zu unterstützen, die sich vor Ort ein Bild von der Qualität der Auslandsschulen machen. Neben Zielformulierungen und Entwicklungsplänen hätten die Schulen Anliegen wie die Formulierung eines Leitbildes oder Förderkonzepte für Deutsch als Fremdsprache.

Nach seinem Referendariat war Zimmer acht Jahre lang Berater saarländischer Schulen für EU-Bildungsprogramme (Comenius und Erasmus+). „Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit in den Schulgemeinschaften ist groß, obwohl die Rahmenbedingungen nicht immer einfach sind und auch schulinterne Fortbildungen erschweren“, sagt Zimmer. Häufig seien die nationalen Ortslehrkräfte an zwei, drei oder sogar vier Schulen beschäftigt, sodass es schwierig sei, gemeinsame Termine zu finden.

Zimmers Fazit nach den ersten Monaten in Südamerika: „Die Aufgabe als Prozessbegleiter ist hochinteressant und abwechslungsreich. Ich freue mich, dass ich viele meiner bisherigen beruflichen Erfahrungen einbringen konnte und hier pädagogische Qualitätsentwicklung in einem großartigen interkulturellen Umfeld mitgestalten kann.“

BEATE KIEHN

Pretoria, Südafrika

Vom Saarland ans andere Ende der Welt: Bis Ende 2017 war Beate Kiehn stellvertretende Schulleiterin des Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasiums in Völklingen, seit Januar 2018 leitet sie die Deutsche Internationale Schule Pretoria in Südafrika. Mit 300 Sonnentagen im Jahr, einer Höhenlage von 1400 Metern, attraktiven kulturellen und historischen Angeboten einer Hauptstadt und der Nähe zu diversen Naturparks kann sich Pretoria als Lebensort durchaus mit seinen bekannteren Schwestern Johannesburg und Kapstadt messen.

Kiehns Schule trägt das Gütesiegel „Exzellente Deutsche Auslandsschule“. Sie nimmt Kinder aller Nationalitäten ab dem Alter von drei Monaten auf und führt sie in einem deutschen und einem englischen Zweig bis zur Klasse 12. Die Schule hat 950 Schülerinnen und Schüler und etwa 75 Lehrerinnen und Lehrer.

„Neben den ‚normalen‘ Aufgaben einer Schulleiterin und der Herausforderung, mich in völlig neue Bereiche wie Grundschule, Kindergarten und Unternehmensführung einzuarbeiten, ist für mich der Kontakt mit Menschen, die einen ganz anderen kulturellen, sprachlichen und sozialen Hintergrund haben, besonders spannend“, sagt Kiehn. „Eine Deutsche Auslandsschule ist immer auch ein Kulturzentrum.“

Höhepunkte gibt es im Laufe eines Schuljahres einige: Fußballturniere mit den Schulmannschaften der Partnerschulen aus den ehemaligen Townships, alle zwei Jahre eine Sportolympiade zusammen mit den Schülern der Deutschen Schule Johannesburg, der Deutschen Internationalen Schule Kapstadt, der Deutschen Höheren Privatschule Windhoek, der Deutschen Schule Hermannsburg und der German Swiss International School – Accra (Ghana), Chorprojekte, Theateraufführungen, Konzerte, Kunstausstellungen, Benefizveranstaltungen und eine „Science Week“. „Auch wenn die Stelle als Schulleiterin ein 24/7-Job ist, freue ich mich, mindestens weitere fünf Jahre hier bleiben zu können“, sagt Kiehn.

 Im Wüstenstaat Katar leitet Dirk Dillschneider die Deutsche Schule in der Hauptstadt Doha.

Im Wüstenstaat Katar leitet Dirk Dillschneider die Deutsche Schule in der Hauptstadt Doha.

Foto: SZ/Steffen, Michael
 In Argentinien hat Ralph Zimmer sein Büro. Zuständig ist er für alle deutschen Schulen in Argentinien, Chile, Paraguay und Uruguay.

In Argentinien hat Ralph Zimmer sein Büro. Zuständig ist er für alle deutschen Schulen in Argentinien, Chile, Paraguay und Uruguay.

Foto: SZ/Steffen, Michael
 In Südafrika leitet Beate Kiehn die Deutsche Internationale Schule Pretoria. Vorher war sie am Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium Völklingen.

In Südafrika leitet Beate Kiehn die Deutsche Internationale Schule Pretoria. Vorher war sie am Marie-Luise-Kaschnitz-Gymnasium Völklingen.

Foto: SZ/Steffen, Michael

Zusammengestellt von Daniel Kirch

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