Deutsch-Rap schlägt Schlager

Saarbrücken · Bislang war das Duo „Genetikk“ höchstens Kennern des Deutsch-Raps ein Begriff. Jetzt sind die beiden Saarbrücker an die Spitze der deutschen Hitparade gestürmt. Ihre wahre Identität wollen sie aber auch in Zukunft geheim halten.

 Nicht ohne meine Voodoo-Maske: Das Rap-Duo „Genetikk“ bleibt bei seinen Auftritten lieber anonym. Foto: Selfmade Records

Nicht ohne meine Voodoo-Maske: Das Rap-Duo „Genetikk“ bleibt bei seinen Auftritten lieber anonym. Foto: Selfmade Records

Foto: Selfmade Records

Junger Rap aus Saarbrücken statt Schlager aus Hessen - das Saarbrücker Duo "Genetikk" hat in dieser Woche die Gebrüder Amigos von der Spitze der offiziellen Media-Control-Hitparade verdrängt (die SZ berichtete). Doch während das für viele eine kleine Sensation ist und ihre Plattenfirma "Selfmade Records" sich freut, dass sie "Genetikk" "innerhalb von 15 Monaten vom absoluten Geheimtipp zum Deutsch-Rap-Aushängeschild" gemacht habe, sehen Rapper Karuzo und Produzent Sikk das gelassen. "Wir legen da keinen Wert drauf", sagten sie im Interview mit dem Radiosender BigFM Saarland und ergänzten: "Wichtiger als die Chart-Platzierung und die verkauften Platten ist der Einfluss, den ein Künstler nehmen kann."

Nachdem sie erfahren hatten, dass sie es an die Hitparaden-Spitze geschafft haben, war die Freude darüber jedoch groß: "Platz eins ist wirklich etwas Besonderes, das kann uns nie wieder jemand wegnehmen. Wir haben sehr hart dafür gearbeitet und ein bisschen Glück gehört auch immer dazu", sagen sie im SZ-Gespräch.

Nach ersten Veröffentlichungen ab 2010 im Internet und ihres über Musikplattformen vertriebenen Tonträgers "Voodoozirkus" sei "D.N.A." für das Duo das "erste richtige Album", so Sikk. Seit Ende 2011 stehen sie bei dem Independent-Label unter Vertrag. "Aber niemand darf uns reinreden", betont der Produzent. Auf "D.N.A." wirken auch andere bekannte Künstler wie RZA und Sido mit.

Ihre wahre Identität wollen Karuzo und Sikk nicht verraten. "Es geht uns einfach darum, gute Musik zu machen", stellen sie klar. Ihr Privatleben wollen sie dagegen schützen. Bekannt ist über die beiden nur, dass sie Mittzwanziger sind, aus Saarbrücken kommen und sich schon während der Schulzeit kennen gelernt haben. Mit 13 Jahren begannen sie, gemeinsam Musik zu machen, und gründeten eine Hip-Hop-Band.

Um nicht erkannt zu werden, trat das Duo zunächst mit Gesichtsbemalung auf. "Die Schminke hat genervt, weil sie bei Live-Auftritten immer verlaufen ist", sagt Karuzo. Heute bevorzugen die Rapper deshalb Voodoo-Masken. "So können wir auf die Straße gehen und keiner erkennt uns", ergänzt er.

Schon Kollegen wie Cro, dessen Markenzeichen eine Pandamaske ist, oder Sido, der sein Gesicht früher unter einem verchromten Totenkopf verborgen hat, zogen mit dieser Verkleidung viel Aufmerksamkeit auf sich. Doch "Genetikk" betonen: "Bei uns wird nicht viel über die Maske geredet, die Leute beschäftigen sich einfach mit unserer Musik."

Während viele Musiker aus der Region zunächst Live-Erfahrungen im Saarland sammeln, gab das Duo sein erstes Konzert 2012 direkt im Vorprogramm des bekannten US-Hip-Hoppers GZA in Köln. "Das war der erste Auftritt, den wir jemals gemacht haben - und dann direkt vor 400 Leuten, die uns alle gehasst haben - und nachher geliebt", erinnert sich Karuzo. Auf ihrer ersten eigenen Tour mit ihren Label-Kollegen spielten sie Ende 2012 erstmals in der Heimat, in der Saarbrücker Garage. Am 22. September sind sie dort nun solo zu sehen. "Das fühlt sich anders an - vertraut und gleichzeitig fremd. An Orten, wo du normalerweise privat bist, bist du auf einmal mit Maske", sagt der Rapper.

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