Des einen Freud - des anderen Leid

St. Wendel. Ganz St. Wendel war am Freitagabend beim Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in schwarz, rot, goldener Hand. Ganz St. Wendel? Nein! Denn im Restaurant Dionysus am Dom hoffte eine Hand voll griechischer Fans in blau-weißen Trikots und mit Schals in den Landesfarben auf eine Sensation durch ihre Mannschaft. "Die Vorfreude ist sehr groß

 Jorgos aus Griechenland freut sich mit seiner Familie über den 1:1-Ausgleich der Griechen. Foto: B&K

Jorgos aus Griechenland freut sich mit seiner Familie über den 1:1-Ausgleich der Griechen. Foto: B&K

St. Wendel. Ganz St. Wendel war am Freitagabend beim Spiel der deutschen Fußball-Nationalmannschaft in schwarz, rot, goldener Hand. Ganz St. Wendel? Nein! Denn im Restaurant Dionysus am Dom hoffte eine Hand voll griechischer Fans in blau-weißen Trikots und mit Schals in den Landesfarben auf eine Sensation durch ihre Mannschaft."Die Vorfreude ist sehr groß. Der bessere soll gewinnen", sagte Wirtin Lola Prinz vor dem Anpfiff. Sie ist in Griechenland geboren, lebt aber seit 1974 in Deutschland. Wegen ihres Ehemanns Karl-Heinz Prinz verließ sie damals die Heimat.

Das deutsche Spiel gegen Griechenland konnte sie mit einem Teil ihrer Familie im Dionysos verfolgen. Denn wegen der am Tag darauf stattfindenden Hochzeit von Tochter Jennifer waren Verwandte aus Patros angereist. Mit dabei Schwester Alexandra Lasari: "Ich hoffe, dass wir gewinnen", sagte sie. "Mein Vater, der früher selbst professionell gespielt hat, meinte, dass wir entweder 1:0 gewinnen oder 0:5 verlieren, weil es bei der griechischen Nationalmannschaft oft auf die Psyche ankommt", so Lasari in nahezu perfektem Deutsch weiter. Ihre Deutsch-Kenntnisse sammelte die Griechin, während eines Studiums in Saarbrücken zu Beginn der achtziger Jahre.

Auch der Sohn von Alexandra Lasari, der zwölfjährige Jorgos, hoffte auf einen griechischen Sieg. Der Lieblingsspieler aus dem griechischen Team von Jorgos, stand allerdings nicht auf dem Platz. "Es ist Giorgos Karagounis", berichtete Jorgos. Der fehlte wegen einer Gelbsperre im letzten Gruppenspiel gegen Russland.

Trotz der Unterstützung in St. Wendel reichte es für Griechenland aber nicht zum Weiterkommen, Deutschland siegte 4:2, und die Griechen müssen nach Hause fahren. Nach Hause ging es auch für Familie Lasari am Sonntag. Vom Flughafen Frankfurt Hahn nach Volos, und von dort weiter in die Heimat nach Patros. Dort arbeitet Alexandra Lasari als Zollbeamtin. Sie bekam die wirtschaftliche Krise ihres Landes voll zu spüren. "Mein Gehalt wurde um 40 Prozent gekürzt. Das ist natürlich eine ganze Menge", erzählte sie.

So ist jetzt Sparen angesagt. Wochenendausflüge entfallen weitestgehend, ebenso wie Restaurantbesuche. Auch beim Kauf von Kleidern oder Lebensmitteln wird der Gürtel enger geschnallt. Trotzdem sieht Lasari optimistisch in die Zukunft. "Am Anfang war die Krise für uns ein Schock. Aber im Moment ist es besser geworden. Wir hoffen, dass die neue Regierung es schafft", so die Griechin. sem

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