Der Zug kam fast pünktlich
Einöd. Ein bisschen war es, als sei eine Gruppe aufgeregter Schüler auf Klassenfahrt unterwegs - nur, dass die vermeintlichen Schüler die Schulbänke schon vor Jahrzehnten verlassen haben: Gestern Morgen machten sich 35 gestandene Einöder, angeführt von Ortsvorsteher Dr
Einöd. Ein bisschen war es, als sei eine Gruppe aufgeregter Schüler auf Klassenfahrt unterwegs - nur, dass die vermeintlichen Schüler die Schulbänke schon vor Jahrzehnten verlassen haben: Gestern Morgen machten sich 35 gestandene Einöder, angeführt von Ortsvorsteher Dr. Karl Schuberth, zusammen mit Freunden aus Zweibrücken auf, um vom reaktivierten Bahnhaltepunkt Einöd (Saar) mit dem ersten Zug ins nahe gelegene Stambach bei Contwig in der Pfalz zu fahren. Um 7.41 Uhr sollte der Zug von Saarbrücken aus einfahren, die obligatorischen zwei Minuten Verspätung nahmen die Premieren-Zuggäste mit genau dem Humor, den ein jahrelanges Ringen um einen Bahnanschluss wohl mit sich bringt. "Die Einrichtung des Bahnhaltepunktes hatte Verspätung, das passt die Verspätung des ersten Zuges ganz gut dazu", war es mit einem sichtlichen Augenzwinkern aus dem Kreis der Bahnfahrer zu hören. Und auch der Umstand, dass der Fahrkartenautomat am neuen Haltepunkt noch nicht in Betrieb war, war bestenfalls Anlass für Frotzeleien, nicht aber für echten Ärger. Karl Schuberth brachte die Einöder Befindlichkeiten mit Blick auf den malerischen Wintereinbruch gestern Morgen und auf die Frage, was ihn an diesem Sonntag mehr freue, mit einem Lachen auf den Punkt: "Die Eröffnung des Bahnhaltepunktes ist natürlich wichtiger, Schnee haben wir immer mal wieder." Schuberth, der zusammen mit dem Einöder Ortsrat lange für die Reaktivierung des Bahnhaltepunktes gekämpft hatte, ordnete den Zugewinn für die Region realistisch ein. "Für Einöd selbst wird der neue Bahnhaltepunkt mit Sicherheit keine riesigen Veränderungen bringen. Aber er gehört einfach hierher. Wenn an Einöd eine Bahnlinie vorbeifährt, dann muss auch hier ein Haltepunkt sein." Dass die neue Zustiegsmöglichkeit Vorteile bringt, da war sich Schubert sicher. So sei der neue Bahnhaltepunkt ein deutliche Attraktivitätssteigerung für Einöd als Wohnort mit guter Anbindung. Schuberth machte aber auch klar: "Diese Neuerung benötigt nun noch die Ergänzung, dass wir auch nach Homburg fahren können." Die so angesprochene Verlängerung der S-Bahn-Verbindung von Homburg nach Zweibrücken bezeichnete Einöds Ortsvorsteher nicht als Vision mit unklarer Perspektive, sondern "als ein Schritt in der nächsten Zukunft. Ich denke, in einem Zeitrahmen von fünf Jahren müsste dies machbar sein." Auch Bernhard Marschall, Vorsitzender des Vereins zur Förderung des Schienenverkehrs in und um Zweibrücken, ordnete den neuen Bahnhaltepunkt in Einöd als Mosaikstein auf dem Weg zu einer weitergehenden Anbindung der beiden Schwesterstädte ein. Meinung
Gewinn für die Region
Von SZ-Redakteur Jürgen Neumann Dass Einöd wieder zu einem Bahnhaltepunkt wird, dies hat keiner mehr für möglich gehalten: Jahrelang haben sich Kommunalpolitiker, wie Ortsvorsteher Dr. Karl Schuberth, Vereine, Umweltverbände und Eisenbahnfreunde dafür eingesetzt, dass "die Bahn widder inn Enedd halt". Auch wenn es floskelhaft klingt, was lange währt, wird oft gut. Deshalb war am Sonntag die Freude groß, dass die Deutscher Bahn AG nach langem Hin und Her ihre Stilllegungsentscheidung von vor über 20 Jahren revidierte. Mit dem neuen Halt verknüpfen die Bahnverkehrsplaner die Hoffnung, dass viele Personen, vor allem auch Fahrrad-Touristen, die Züge nutzen, um die Sehenswürdigkeiten und auch die Gastronomie zu erkunden. Einöd ist mit seiner Lage geradezu als Eingangstor zum Bliestal geeignet. Das Biosphärenfest im nächsten Jahr in Einöd sollte dies bereits bestätigen. Auf einen BlickSeit gestern Morgen besteht im nahezu stündlichen Rhythmus die Möglichkeit, vom reaktivierten Haltepunkt Einöd (Saar) entweder in die Vorderpfalz nach Zweibrücken, Pirmasens und, je nach Fahrzeit, auch Landau zu fahren oder Saarbrücken ohne Umsteigenotwendigkeit zu erreichen. Weitere Informationen gibt es online unter www.der-takt.de. thw