"Der Stolz der ganzen Familie"

Nunkirchen. Mit 18 Jahren, im September 1956, machte Hardi-Herfried Chall aus Nunkirchen seinen Führerschein. Kurz darauf sollte er ein Auto bekommen, "damals noch keine Selbstverständlichkeit, ich hatte ja noch kein eigenes Einkommen." Seine Eltern, selbst ohne Führerschein, halfen ihm bei der Finanzierung

Nunkirchen. Mit 18 Jahren, im September 1956, machte Hardi-Herfried Chall aus Nunkirchen seinen Führerschein. Kurz darauf sollte er ein Auto bekommen, "damals noch keine Selbstverständlichkeit, ich hatte ja noch kein eigenes Einkommen." Seine Eltern, selbst ohne Führerschein, halfen ihm bei der Finanzierung. Die Suche begann und schließlich wurden sie bei einem Gebrauchtwagenhändler in Saarbrücken fündig: ein grüner Renault C4, zwei Jahre alt und mit über 80 000 Kilometern Laufleistung sollte es sein. "Dieses Crème-Schnittchen war damals ein beliebter, begehrter und bequemer Kleinwagen", schreibt Chall, "das Fahrzeug wurde der Stolz der ganzen Familie." Mit den damals üblichen Weißwandreifen, Sonnenblende, Luxus-Radkappen sowie einem Radio war es ausgestattet, Samstag wurde es gewaschen und poliert."Jede freie Minute, jedes Wochenende unternahmen meine Eltern mit mir als stolzem Fahrer Ausflüge in den Schwarzwald, an den Rhein, an die Mosel oder nach Frankreich, einmal sogar nach Aachen und nach Neu-Ulm." Drei Jahre lang erfüllte der Wagen treu seinen Dienst, bis eines Samstags auf der Autobahn Richtung Mannheim ein lauter Knall nichts Gutes verhieß: "bei etwa 70, 80 Kilometern Stundengeschwindigkeit: ein Knall, wie ein Donnerschlag! Das Auto blieb stehen und lief nicht mehr", erinnert sich Chall. Ein Kolben war abgerissen, hatte den dicken Motorblock duchschlagen und verursachte so 200 DM Abschleppkosten, bis nach Saarlouis. Dort musste ein neuer Motor eingebaut werden, was die stolzen Wagenbesitzer erneut teuer zu stehen kam. "Noch heute denke ich an das damalige Erlebnis, spreche mit meiner Ehefrau und mit meinen Kindern darüber", erzählt Chall, "so ganz wohl war mir und meinen Eltern damals nicht zumute." Einige Wochen später wurde das "geliebte Wägelchen" dann verkauft und durch einen Opel-Rekord ersetzt.

Hintergrund

125 Jahre alt wird das Automobil in diesem Jahr. Das Jubiläum ist Anlass zu einer Leseraktion. Wenn Sie sich noch an Ihr erstes eigenes Auto erinnern, egal, ob es 60 oder sechs Jahre her ist, schicken Sie uns bitte ein Foto und eine kleine Geschichte dazu. Per E-Mail: redmzg@sz-sb.de; per Post: Saarbrücker Zeitung, Redaktion, Poststraße 47, 66663 Merzig.

Bitte schreiben Sie uns auch, wie wir Sie telefonisch erreichen können, falls wir Fragen haben. In loser Folge werden wir dann Ihre persönlichen Erinnerungen an Ihren ersten fahrbaren Untersatz veröffentlichen. red

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