Der schreibende Kaufmann Bernd Ernst war zu Gast im Kulturtreff

Luisenthal. Die Lesung mit Bernd Ernst im Kulturtreff in Luisenthal hatte fast Workshop-Charakter. Der Autor aus Pirmasens hatte (Foto: SZ) nämlich auch Manuskripte im Gepäck, und so entspann sich schnell ein kritisches Gespräch

Luisenthal. Die Lesung mit Bernd Ernst im Kulturtreff in Luisenthal hatte fast Workshop-Charakter. Der Autor aus Pirmasens hatte (Foto: SZ) nämlich auch Manuskripte im Gepäck, und so entspann sich schnell ein kritisches Gespräch. Als "zu milde" empfand ein Zuhörer eine Kurzgeschichte, in der der Ich-Erzähler ein Ohr seiner Gebliebten im Salat findet und hinter schwedischen Gardinien landet. Eine Zuhörerin, die selbst auch schreibt, war hingerissen von der ungewöhnlichen Zeitperspektive - er schaut aus der Zukunft in die Vergangenheit - in einem Liebesgedicht. So wurde jeder Text sehr genau unter die Lupe genommen.Für Ernst Bernd geht es beim Schreiben "auch um Selbstfindung". Man verarbeite dabei Dinge, führe sie sich über die Sprache vor Augen. "Schreiben ist für mich das Wiederfinden von einer Wahrnehmung, die im Alltag verlorenen gegangen ist", sagt er.

Seit 2005 verfasst der 41-jährige Kaufmann Gedichte. 2008 kamen die ersten Kurzgeschichten dazu. Ernst Bernd dichtet meist in der Mittagspause. Er sei ein leidenschaftlicher Leser, erzählt er. So hätte er immer ein Buch dabei. Oft würde ein Bild, ein Satz ihn inspirieren. "Wenn es klick macht" sei die erste Form da. Er mache sich eine Notiz und eile zurück ins Büro an den Computer. Manchmal gäben auch thematische Ausschreibungen in Literaturzeitschriften den Anstoß.

Über die Musik sei er zum Gedicht gekommen, erzählt Bernd Ernst. Er wäre mit einer Band unterwegs gewesen. Hätte erst gesungen, dann auch getextet. Die Doors und Jim Morrison hätten ihn inspiriert. "Dann habe ich probiert Theaterstücke zu schreiben". Sei bei Brecht hängengeblieben. "Gedichte schreiben, das hat in unserer heutigen Zeit ja auch etwas Meditatives", meint der Autor.

Bernd Ernst verblüfft das Publikum durch originelle Sichtweisen. Mal führt er ein Gespräch mit seinem eigenen Kopf, mal betrachtet er die Welt aus der Sicht einer Unterhose. Oft reiht sich in den Zeilen Bild an Bild, und so schildern sich die Zuhörer nach der Lesung auch ihre eigenen Kopf-Kino-Erlebnisse.

Bernd Ernst: Fenster mit Stadtrand. Verlag Periplaneta. Berlin 2010.

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