"Der Raum, in dem wir leben"

Saarlouis. Kurz und bündig umriss Schulsprecherin Sina Heinrich die Lage: "Wir sind von 7.30 Uhr bis in den Nachmittag hier, es ist der Raum in dem wir leben. Es soll kein Raum sein, in dem wir zum Lernen aufbewahrt werden." Was besser werden könnte am Außengelände, im Bistro und mit Bewegungsmöglichkeiten das haben Schüler zu drei Konzepten zusammengefasst

Saarlouis. Kurz und bündig umriss Schulsprecherin Sina Heinrich die Lage: "Wir sind von 7.30 Uhr bis in den Nachmittag hier, es ist der Raum in dem wir leben. Es soll kein Raum sein, in dem wir zum Lernen aufbewahrt werden." Was besser werden könnte am Außengelände, im Bistro und mit Bewegungsmöglichkeiten das haben Schüler zu drei Konzepten zusammengefasst. Ein Teil ist schon umgesetzt, ein weiterer wird folgen. Daraus wurde "MPG 2015 - Ein Gymnasium bewegt sich". Gestern stellten die Schüler vor, wie sie ihr Max-Planck-Gymnasium (MPG) in Bewegung bringen.

Das Projekt ist keine Einzelaktion einer Schule. Es gehört unter das Dach "Gemeinsam Schule gestalten - Landkreis Saarlouis macht Schule". Eine Konstruktion, die neu und bisher einzigartig ist, wie die Leiterin des Bereichs Schule beim Landkreis, Margit Jungmann, gestern sagte. Am MPG seien alle drei Segmente des Projektes, Schulhofgestaltung, Bewegung und Ernährung, erstmals komplett aufgeblättert worden. Das Konzept: Bevor eine Schule Maßnahmen wie etwa eine Schulhof-Sanierung angeht, soll sie Schülerinnen und Schüler daran beteiligen. Nicht unverbindlich oder zufällig, sondern ganz systematisch.

Zunächst 15 bis 20 Schüler pro Schule finden sich dazu in einer "Zukunftswerkstatt" zusammen. "Wir haben Ideen gesammelt und mit Punkten bewertet", sagte gestern ein Teamsprecher aus einer Neuner-Klasse. "Herausgekommen ist eine Hitliste." Ganz oben in diesem Fall: eine "Chillecke" zum Ausspannen hinter dem Bistro und ein Bewegungsparcours. In einer zweiten Phase entstanden konkrete Vorschläge, darunter ein Modell des Schulhofs, wie er sein soll. Ein ähnliches Verfahren für den Bereich Ernährung führte zu einem Wechsel des Pächters des Schulbistros "Max Inn" und zu einem Bistro-Beirat. Im Bereich Bewegung, so stellten die Schüler vor, führte der Wunsch nach mehr Bewegung in den Pausen zu einem neuen Modell: Die Handballer der HG Saarlouis organisierten Michelle Rubly, die ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) absolviert. In den Mittagspausen leitet sie zu Artistik, Tischtennis oder Volleyball an.

Der Landkreis meint es mit der Schülerbeteiligung, die offen ist für andere Partner, Eltern, Lehrer, durchaus ernst. Was umsetzbar ist, will der Kreis bei seinen Schulen auch verwirklichen. 17 Schulen des Kreises haben bereits Interesse an solchen Zukunftswerkstätten angemeldet.

Motor des Prozesses ist Natalie Sadik. Lange freiberuflich, arbeitet sie jetzt als Schulentwicklungsplanerin beim Kreis. Ihr Antrieb, sagt sie, sei, "die Jugendlichen selbst gestalten zu lassen. Sie wissen ganz gut selbst, was sie brauchen." Und wer seine Schule mitgestaltet habe, gehe gerne hin. Typisch sei, sagt Sadik, wie unterschiedlich jetzt Kinder und bisher die Bauplaner Farben für die Räume wählten.

"Die Ideen der Kinder und Jugendlichen", ergänzt Margit Jungmann, "sind vernünftiger als man vielleicht denkt. Man kann ihnen was zutrauen."

Meinung

Aha-Erlebnis dieses Modells

Von SZ-Redakteur

Johannes Werres

Sie hatten ihren Spaß daran, die MPGler, ihre Ideen haben ihre Schule durchaus verändert. Das Modell ist gut. Dass Jugendliche brauchbare Ideen haben, kann aber niemanden wirklich wundern. Auch nicht, dass sie Ideen gern umsetzen. Das Aha-Erlebnis liegt eher im Staunen darüber, dass solche Prozesse nicht längst Schulalltag sind.

Schule ist lebensbestimmend für die Schüler. Eine Funktion wie die einer Schulentwicklungsplanerin müsste Standard sein: vom Schulträger her organisiert, um Schüler ganz selbstverständlich an Planungen zu beteiligen, nicht unverbindlich nett, sondern sehr verbindlich. Wie sagt die Schulsprecherin Sina? Nicht nur die Schüler sollten fit werden für die Zukunft. Schule in Bewegung bringen - das ist wirklich nicht leicht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort