Der Präsident widmet der Jungfrau 20 Minuten

Domrémy-la-Pucelle. Rund 100 Tage vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen hat Amtsinhaber Nicolas Sarkozy am Freitag den Geburtsort von Jeanne d'Arc in Lothringen besucht. Ein Blitzbesuch im Dorf Domrémy-la-Pucelle und dem benachbarten Vaucouleurs mit vier Programmpunkten in kaum drei Stunden

Domrémy-la-Pucelle. Rund 100 Tage vor der ersten Runde der französischen Präsidentschaftswahlen hat Amtsinhaber Nicolas Sarkozy am Freitag den Geburtsort von Jeanne d'Arc in Lothringen besucht. Ein Blitzbesuch im Dorf Domrémy-la-Pucelle und dem benachbarten Vaucouleurs mit vier Programmpunkten in kaum drei Stunden. Dabei ging es wohl weniger darum, Stimmen zu hören, wie es der Jungfrau einst geschah, sondern Stimmen zu gewinnen.Sarkozy nahm in seiner rund 20 Minuten dauernden Rede die Heilige vor Vereinnahmung in Schutz. Sie gehöre zum kollektiven Gedächtnis des Landes wie Charles de Gaulle oder der Widerstandskämpfer Jean Moulin. Johanna dürfe nicht jenen überlassen werden, die sich ihrer bedienen wollten, um zu spalten.

Damit ging Sarkozy indirekt auf den rechtsextremen Front National (FN) ein, der seit Jahrzehnten regelmäßig vor der Pariser Reiterstatue der Heiligen am 1. Mai Gedenkveranstaltungen durchführt. Dort lobte in den 80er Jahren der damalige Vorsitzende des Front National, Jean-Marie Le Pen, den Geist der "nationalen Befreiung", der das Leben der Jungfrau durchwirkt habe.

Seine Tochter, die jetzige FN-Vorsitzende Marine Le Pen, machte sich denn auch schon vor der Lothringen-Visite des Präsidenten über die plötzliche Jeanne-d'Arc-Verehrung Sarkozys lustig. Er wolle wohl in ihre Fußstapfen treten, spottete sie. Doch habe sie das reinere Herz und die längeren Beine, und deswegen werde er sie nicht einholen.

Sarkozy seinerseits legte in seiner Rede zwar den Akzent auf die Tugenden der Jungfrau von Orleans. Ausdrücklich nannte er dabei deren Patriotismus. Doch sei dies eine Liebe zum eigenen Land, die ohne Hass auf andere ausgekommen sei, interpretierte er den Lebensweg der Heiligen. Die katholische Kirche in Frankreich hat ihr Gedenkjahr für die Heilige am Freitagabend mit einem Gottesdienst in Domrémy eröffnet. Die große Feier findet dort am 13. Mai statt. Dann gibt es eine Messe vor der Basilika, die der Vorsitzende der Französischen Bischofskonferenz zelebriert.

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