Der Pilot fragt: „Wo stehen wir?“

Kreis Saarlouis · Organisationsuntersuchung – ein gewaltiges Wort für ein interessantes Unterfangen. Bei der Verwaltung des Landkreises Saarlouis sollen mit Hilfe der Berater von Pricewaterhouse-Coopers Stärken und Schwächen ausgemacht werden.

"Wir sind Pilot", sagt der Saarlouiser Landrat Patrik Lauer mit ein bisschen Stolz. Als erster im Saarland führt der Landkreis eine so genannte Organisationsuntersuchung durch. Eine sehr umfangreiche Aufgabe, auch wenn es schlicht um die Frage geht: "Wo stehen wir?"

190 000 Euro zahlen dafür je zur Hälfte der Kreis und das Land, das sich vom Pilotprojekt Ergebnisse auch für die anderen Kreise und den Regionalverband erhofft. Denn es soll kein Gutachten, das ja dann doch in der Schublade landet, werden. "Das Projekt ist erst beendet, wenn die Umsetzung läuft", sagt Lauer. Als Beleg dafür nennt er, dass 15 Prozent des Budgets für praktische Umsetzung kalkuliert sind.

Ausdrücklich nicht geht es laut Lauer außerdem um Personalabbau ("wir sind nicht das Land"). Stärken und Schwächen werden gesucht, "natürlich auch um Personalkapazitäten freizuschaufeln", sagt der Landrat, "aber vor allem, um für eine gerechtere Aufteilung der Arbeit zu sorgen". Das Ergebnis sei zwar "völlig offen", sagt Lauer. Aber sicher sei, dass am Ende des Prozesses Verwaltung und Politik "etwas in die Hand" bekämen.

Diejenigen, die maßgeblich dafür sorgen sollen, dass Fakten auf den Tisch kommen, sind die Berater von Pricewaterhouse-Coopers (PwC) um Projektleiter Peter Jagnow. PwC hat bundesweite Erfahrungen mit Organisationsuntersuchungen bei kommunalen Verwaltungen. Bis Dezember will Jagnow mit seinem Team fertig werden (die Umsetzungsphase folgt). Zunächst werden Daten erhoben, etwa welche Ressourcen für welche Aufgaben eingesetzt werden. Sind diese analysiert, folgen Interviews mit den Leuten im Landratsamt, die wiederum analysiert und zum Gesamtbild zusammengefügt werden.

Jagnow und Lauer betonen, dass das Projekt mit der, nicht gegen die Belegschaft durchgeführt wird. Und während Lauer durchaus mit Widerständen rechnet, hat Jagnow "ein gutes Gefühl" aus den kurz zuvor absolvierten fünf Präsentationen für die insgesamt 860 Beschäftigten der Kreisverwaltung mitgenommen: "Ich hatte nicht den Eindruck, dass ich einer Mauertruppe gegenübersaß."

So oder so führt für Lauer kein Weg an kritischer Betrachtung der Kreisverwaltung vorbei. Mit den Fakten, die jetzt gewonnen würden, werde es einfacher, für das Fortbestehen der Landkreise als Verwaltungsebene zu argumentieren. Denn der Landrat rechnet nicht mit bösen Überraschungen: "Nur wer schlecht ist, hat Angst vorm Vergleich."

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