Der "Perso" - klein und kaum beliebt

St. Ingbert. Vor einem Jahr wurde der neue Personalausweis eingeführt, genauer gesagt am 1. November 2010 (wir berichteten). Ein Jahr später wollten wir nun mal wissen, wie es so läuft mit dem neuen kleinen Ausweis im Scheckkartenformat. "Es ist definitiv Mehrarbeit

 Der neue Personalausweis im Scheckkartenformat. Foto: dpa

Der neue Personalausweis im Scheckkartenformat. Foto: dpa

St. Ingbert. Vor einem Jahr wurde der neue Personalausweis eingeführt, genauer gesagt am 1. November 2010 (wir berichteten). Ein Jahr später wollten wir nun mal wissen, wie es so läuft mit dem neuen kleinen Ausweis im Scheckkartenformat. "Es ist definitiv Mehrarbeit. Die Beratung bei Antragstellung und bei Auslieferung dauert deutlich länger als vorher", berichtet die Abteilungsleiterin des Bürgerservice-Centers der Stadt St. Ingbert, Andrea Jung, auf Anfrage. Erfreulicherweise seien die Bürger nicht ungeduldig. Die neue Onlinefunktion werde selten genutzt. Die Stadt St. Ingbert hat laut Jung zwischen November 2010 und Ende November dieses Jahres 4837 Ausweise ausgestellt, davon nutzen 426 Bürger die Onlinefunktion. "Die Bürger sehen wenig Sinn in der Nutzung der Onlinefunktion", so Jung weiter. Vor allem müssten sie sich dann zusätzlich auch noch ein kostenpflichtiges Lesegerät anschaffen.Das Thema Kosten ist es auch, was die Bürger ärgert. Vor allem fällt es dem ein oder anderen schwer, das Geld für das Dokument aufzutreiben. "Wir haben eine Ausweispflicht, wenn jemand also einen abgelaufenen Ausweis hat und damit erwischt wird, ist ein Bußgeld fällig", informiert Jung. Der neue Personalausweis kostet für Bürger über 24 Jahre 28,80 Euro, für Bürger unter 24 Jahre 22,80 Euro. Früher hat das Dokument acht Euro gekostet und der erste Ausweis war für Kinder kostenlos. "Wir als Behörde verdienen daran allerdings nicht mehr als vorher. Wir zahlen 22,80 Euro für die Produktion, stellen den Ausweis für die unter 24-Jährigen also kostenlos aus und verdienen an dem anderen sechs Euro", so Jung weiter. Das sei nicht kostendeckend.

Technisch betrachtet habe es bis jetzt nur wenig Probleme gegeben. "Selbst wenn die in den Ausweis eingearbeiteten Chips einmal fehlerhaft sind, können wir das in den meisten Fällen vor Ort direkt korrigieren", sagt Jung.

Alles in allem sei die Umstellung für die Bürger nicht einfach. So sei es früher beispielsweise so gewesen, dass die Leute angerufen und gefragt haben, ob ihr Ausweis fertig sei. Nun bekommen sie ein Schreiben von der Bundesdruckerei, auf dem auch die Pin-Nummer steht, die zur Aktivierung des Chips benötigt wird. "Allerdings", so informiert Jung, "rufen die Leute in alter Gewohnheit trotzdem an. Vor allem gehen die Briefe auch mal verloren." Positiv sei, dass der Perso genauso schnell fertig sei wie der alte, also in ein bis zwei Wochen, manchmal sei der neue sogar innerhalb von fünf Tagen da.

Meinung

Ein Ausweis,

den keiner will

Von SZ-RedakteurinYvonne Handschuher

Er ist teuer, er hat Funktionen, die nur wenige nutzen, und die Antragstellung und Aushändigung dauern länger als vorher: Alles in allem haben wir mit dem neuen Personalausweis ein Dokument, auf das viele gut und gerne verzichten könnten. Vor allem wird auch von einer verpassten Chance gesprochen. Versprechen bleiben unerfüllt. Der Weg zurück? Fehlanzeige. Immerhin geht der Bürger mit der Bezahlung des Dokuments sozusagen in Vorlage, wird aber leider am Ende doch enttäuscht. Sollte er den Kauf des Dokuments im Internet wie einen Onlinekauf oder eine Reise bewerten, wäre dieser wahrscheinlich eher schlecht. Irgendwie hat es der Staat nicht wirklich geschafft, sich als modern zu präsentieren und ernsthaft mit dem neuen Perso in die digitale Zukunft zu starten. Aber auch nur wenige Unternehmen sind auf den Zug aufgesprungen.

Das einzig Gute: Der Ausweis im Scheckkartenformat ist wohl fälschungssicherer als der alte. Bleibt nur zu hoffen, dass damit nicht der Ehrgeiz der Ganoven geweckt wird und diese sich in Sachen Daten knacken "weiterbilden". Dann wäre dieser immerhin erkennbare Vorteil, außer der Tatsache, dass er so praktisch klein ist, auch noch futsch.

Auf einen Blick

Das Bürgerservice-Center im St. Ingberter Rathaus ist montags, dienstags und mittwochs von acht bis 16 Uhr offen. Donnerstags steht es seinen Kunden von acht bis 18 Uhr zur Verfügung. An Freitagen hat es von acht bis zwölf Uhr offen.

Kosten für den neuen Personalausweis in Scheckkartengröße: Für Personen ab 24 Jahren 28,80 Euro (zehn Jahre gültig); für Personen unter 24 Jahren 22,80 Euro (sechs Jahre gültig);vorläufiger Personalausweis zehn Euro. red

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