Der Oberprinz allein unterwegs

Im Malstatter Kulturzentrum Breite63 wird das Jahr 2014 am Freitag, 17. Januar, um 20 Uhr, von keinem Geringeren als Sebastian Krumbiegel mit seinem Projekt „Solo am Piano“ eröffnet. SZ-Mitarbeiter Stefan Uhrmacher sprach mit dem Prinzen-Sänger über musikalische Helden, Traum-Projekte und Kleinpodien.

 Prinzen-Frontmann Sebastian Krumbiegel. Foto: Markus Wustmann

Prinzen-Frontmann Sebastian Krumbiegel. Foto: Markus Wustmann

Foto: Markus Wustmann

Wie haben Sie die Pop- und Rockmusik-Szene der DDR in Erinnerung? Hat die Sie neben den internationalen Größen überhaupt interessiert?

Sebastian Krumbiegel: Es gab natürlich eine rege Szene, allerdings war das im Großen und Ganzen nicht meine Musik. Puhdys, Karat, City, Electra - mir waren vor allem die Texte immer viel zu indirekt, zu poetisch verschlüsselt, zu wenig geradeaus. In den 1970er- und 1980er-Jahren, als ich bewusst anfing, deutschsprachige Musik zu hören, waren eher Udo Lindenberg oder auch Rio Reiser mein Ding. Irgendwann kamen dann aber auch im Osten Bands wie Pankow oder Rockhaus, die eine klarere Sprache hatten - das fand ich gut. Popmusik funktioniert immer in erster Linie über Sprache. Hat der oder die mir was zu erzählen, bewegt mich das?

Wer waren die Helden und Vorbilder Ihrer musikalischen Jugend?

Krumbiegel: Udo war und ist für mich ein großer Held. Lindenberg hatte immer was zu erzählen, und daran hat sich, mit kleinen Aussetzern, bis heute nichts geändert. Das Wichtigste ist, dass jemand als Künstler mit einer Haltung durchs Leben geht. Ich will keinen profillosen Schlagerfuzzi, der von Liebe-Triebe-Herz-Schmerz singt. Lindenberg, Reiser, Lennon - das waren meine Helden, neben den Beatles insgesamt, Queen, wegen der großartigen Gesangssätze, und vielen 60er-Bands, wie den Stones, The Who oder den Kinks.

Ihre Großmutter war Klassiksängerin, Sie sangen im Thomanerchor und studierten in Leipzig an der ältesten deutschen Musikhochschule. Wie ist heute Ihre Verbindung zur "Ernsten Muse"? Sind Sie hier noch aktiv?

Krumbiegel: Aktiv nicht wirklich, aber zuhörend. Das Phänomen ist, dass wenn du in deiner Kindheit Johann Sebastian Bach gesungen hast, weißt, was Musik ist. Noch heute, wenn ich die großen Bach-Werke höre, kenne ich jeden Ton und singe innerlich mit. Meine Großmutter Philine Fischer war mir übrigens immer eine große Unterstützung. Es ist ein Segen, wenn Du eine Großmutter hast, die Dich ermutigt und Dir Tipps gibt - ich sehe das rückblickend immer öfter regelrecht demütig. Ich hatte sehr viel Glück und habe oft die richtigen Leute getroffen, die mir weitergeholfen haben.

Von den Thomanern zum Prinzen, von den Stadien zu Kleinkunstpodien. Daneben noch zahlreiche andere Musikprojekte - und bei einigen Filmproduktionen waren Sie auch dabei. Ist Vielseitigkeit bei Ihnen Konzept?

Krumbiegel: Ich habe keinen Chef, der mir sagt, wo ich langzugehen habe. Ich kann selbst entscheiden, wo ich hin will. Und ich bin neugierig und versuche, sehr bewusst, neugierig zu bleiben. Sobald Langeweile aufkommt, stimmt irgendwas nicht. Denn wenn du selbst gelangweilt bist, dann langweilst du auch diejenigen, von denen du willst, dass sie Dir zuhören sollen. Mir geht es - das klingt vielleicht egoistisch - in erster Linie darum, mich selbst bei Laune zu halten. Dabei ist Abwechslung ein ganz gutes Konzept.

Seit wann treten Sie solistisch auf, und wie kam es dazu?

Krumbiegel: "Solo am Piano" bin ich eigentlich erst seit zwei, drei Jahren unterwegs. Ich spiele, wenn ich zuhause bin, jeden Tag Klavier, und wenn ich unterwegs bin, kann ich auch an keinem Klavier vorbeigehen, ohne zu checken, wie es klingt. Irgendwann kam dann die Idee: Warum sollst du das nicht mal ausprobieren - kleine Clubs, stilvolle kleine Theater. Es funktioniert, es macht Spaß - und ich merke, dass ich, wenn ich neue Sachen mache, besser und sicherer werde. Außerdem ist es wirklich inspirierend, so nahe am Publikum dran zu sein. Meine Solo-Konzerte sind dermaßen kuschelig-intim - oft schreibe ich, wenn ich dann nachts im Hotel bin, noch Textideen auf, aus denen neue Lieder entstehen.

Vom finanziellen Aspekt einmal abgesehen: Wo fühlen Sie sich heute wohler, auf großen oder kleinen Bühnen?

Krumbiegel: Der Vorteil ist: Ich kann das eine tun, ohne das andere zu lassen. Mit den Prinzen sind wir nach wie vor unterwegs. Im Herbst hatten wir gerade wieder eine ausverkaufte 30-Städte-Tour, wir werden nach wie vor zu Riesenkonzerten eingeladen - das ist natürlich der Hammer. Aber wenn ich dann wieder vor 100 oder 200 Leuten im kleinen Club bin, fühle ich mich wunderbar geerdet - wie gesagt, ich hab beides und das ist ein Privileg.

Was haben wir noch von Herrn Krumbiegel zu erwarten, gibt es Traum-Projekte?

Krumbiegel: Am liebsten würde ich mal ein gemeinsames musikalisches Projekt mit John Lennon oder Freddie Mercury machen, aber da muss ich hoffentlich noch sehr lange drauf warten. Im Sommer spielt Udo Lindenberg ein paar Stadionkonzerte. Er fragte mich, ob ich als Gast, als "Freund der Familie", dabei sein will. Das wird für mich garantiert ein echtes Highlight!

Worauf dürfen sich die Fans in der Breite63 freuen? Auch auf Prinzen-Songs?

Krumbiegel: Ich arbeite gerade an meinem vierten Album ohne die Prinzen, das heißt, es gibt mehr als genug Material. Ganz abgesehen davon: Ich würde es auf eine Weise auch unanständig finden, wenn ich bei meinen Solokonzerten mit Prinzen-Hits aufwarten würde. Solange es die Band noch gibt, sollen die Leute zu den Prinzen kommen, wenn sie Prinzen-Hits hören wollen. "Solo am Piano" ist ein sehr spezieller Abend. Wenn ich nach drei Stunden Konzert noch mit den Leuten zusammensitze, sind, so glaube ich, alle sehr zufrieden - sowohl der Sänger als auch sein Publikum. Und darum geht es doch unterm Strich, oder?

Freitag, 17. Januar, Breite63, 20 Uhr: Sebastian Krumbiegel "Solo am Klavier". Der Eintritt ist frei.

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