Der Mord am Förster Roth

Bildstock/Neunkirchen. Der Wanderer, der heutzutage vom alten Bildstocker Forsthaus zum Hoferkopf unterwegs ist, entdeckt an einem schmalen Weg neben der Hochspannungs-Trasse völlig unerwartet ein imposantes steinernes und von Gehölz umgebenes Denkmal. Auf dem Obelisken aus grau-blauem, zum Teil poliertem Granit steht geschrieben: "Hier fiel am 27

 Revierförsterin Nina Dielschneider, zuständig für das Regionalparkrevier LIK Nord zwischen Schiffweiler, Neunkirchen und Friedrichsthal, am Denkmal ihres ermordeten Kollegen Theodor Roth. Foto: Fred Kiefer

Revierförsterin Nina Dielschneider, zuständig für das Regionalparkrevier LIK Nord zwischen Schiffweiler, Neunkirchen und Friedrichsthal, am Denkmal ihres ermordeten Kollegen Theodor Roth. Foto: Fred Kiefer

Bildstock/Neunkirchen. Der Wanderer, der heutzutage vom alten Bildstocker Forsthaus zum Hoferkopf unterwegs ist, entdeckt an einem schmalen Weg neben der Hochspannungs-Trasse völlig unerwartet ein imposantes steinernes und von Gehölz umgebenes Denkmal.Auf dem Obelisken aus grau-blauem, zum Teil poliertem Granit steht geschrieben: "Hier fiel am 27. Mai 1902 in treuer Ausübung seiner Berufspflicht der königliche Forstaufseher Theodor Roth". Buchsbaum und anderes Ziergehölz lassen darauf schließen, dass die kleine Anlage um das Denkmal herum vor geraumer Zeit noch gepflegt wurde.

Was ereignete sich vor 110 Jahren in dem Waldstück bei Bildstock? Spaziergänger kannten zwar das "Rothsche Denkmal", sie konnten aber nur vage Angaben zu den Hintergründen machen. Eine Nachfrage beim Forst-Landesbetrieb in Von der Heydt brachte ebenfalls nur vage Angaben. Es hieß aber, dass ein früherer Forstbediensteter ein Buch über Förstermorde geschrieben habe. Weiterhelfen konnte schließlich Christian Jung von der Verwaltung in Friedrichsthal. Der Pressesprecher fand im Stadtarchiv die Darstellung der Vorgänge in dem Buch "Wilddieberei und Förstermorde" von Kriminaldirektor Otto Busdorf und neu herausgegeben vom Oberlandforstmeister Fritz Vorreyer.

Die Geschichte vom Mord eines Wilderers aus Bildstock an dem Forstmann Roth liest sich so spannend wie ein moderner Thriller. An jenem 27. Mai waren der Forstaufseher der Oberförsterei Neukirch, Roth, ein Forstmeister sowie ein Lehrling in besagtem Wald unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen. Nachdem ein Schuss gefallen war, machten sich die drei auf verschiedenen Wegen auf die Suche nach dem Schützen.

Nach kurzer Zeit fielen zwei weitere Schüsse aus der Richtung, in die Roth gegangen war. Der Forstmeister fand den Beamten schwer verwundet in einer zwei Meter tiefen Schlucht am Boden liegend und vor Schmerzen stöhnend. Die Füße lagen im Bachbett, Hut und durchlöchertes Fernglas daneben und ein Stück weiter weg ein mit Kugelschuss erlegter Rehbock.

Der Forstaufseher, der noch sein abgeschossenes Gewehr in den Händen hielt, konnte laut späterer Zeugenaussage des Forstmeisters nur noch stammeln: "Er war stärker als ich." Roth erlag auf dem Weg in die Klinik seinen Verletzungen. Neben den Gegenständen des Ermordeten wurde am Tatort auch noch eine Pistole gefunden, die später auf die Spur des Täters führte.

Zwischen Roth und dem Wilderer hatte es einen Zweikampf gegeben, in dessen Verlauf Letzterer den tödlichen Schuss abgab und in dem er auch mit einem Messer auf sein Opfer einstach. Dank der exakten Ermittlungen des Friedrichsthaler Polizei-Wachtmeisters Wolf konnte ein 24-jähriger Bergmann aus Bildstock nach wenigen Wochen der Tat überführt werden. Der Mann wurde wegen vorsätzlicher Tötung und wegen gewerbsmäßigem und unberechtigtem Jagen zu insgesamt 14 Jahren Zuchthaus verurteilt. Ein Bekannter des Wilderers erhielt wegen Beihilfe sieben Monate Gefängnis.

Roths Försterkollegen sammelten Spenden zur Errichtung des Denkmals, das heute noch an die Zeit erinnert, als die Wilderei in den Wäldern noch an der Tagesordnung war.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort