Serie „Hoch hinaus“ zu Bergen, Burgen, Halden und Sehenswürdigkeiten Darum lohnt sich ein Ausflug zum „Monte Schlacko“ in Püttlingen

Serie | Püttlingen · Sie ist legendär. Sie ist ein bedeutendes Denkmal des Steinkohlenbergbaus im Saarland. Sie hat dem größten Rockfestival des kleinen Bundeslandes seinen Namen gegeben. Und sie ist heute ein beliebtes Ausflugsziel: Die Halde Viktoria in Püttlingen, liebevoll „Monte Schlacko“ genannt.

Die Bergehalde Viktoria in Püttlingen ist ein beliebtes Ausflugsziel
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Spannender Ausflug zum Monte Schlacko in Püttlingen

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Foto: Thomas Reinhardt

Auch Bergbaukenner und Buchautor Delf Slotta schwärmt von dem gut 400 Meter hohen Spitzkegel im Köllertal: „Püttlingen kann sich glücklich schätzen, mit der Halde Viktoria eine der grandiosesten Landmarken des Industriezeitalters an der Saar zu besitzen“, schrieb er in dem großen Bildband „Gruben und Bergbaulandschaften im Saarland“, der vor genau zehn Jahren zum Ende des Steinkohlenbergbaus im Saarland erschienen ist.

Wertschätzung für den Püttlinger Hausberg

Die Bezeichnung „Monte Schlacko“ werde der bergbaulichen Herkunft der Halde zwar nicht gerecht, schreibt Slotta. Denn die Püttlinger Halde sei nicht aus Schlacken aufgebaut, den Rückständen des Verhüttungsprozesses, sondern aus Berge, also dem nicht verwertbarem Gestein, das bei der Kohlengewinnung anfällt. „Dennoch belegt die Wortwahl die Wertschätzung, die die Püttlinger ihrem Hausberg zukommen lassen“, so der Bergbauexperte. Bis heute identifizieren sich die Menschen in Püttlingen mit ihrer Halde, zu alle Jahreszeiten trifft man hier auf Spaziergänger und Wanderer. Übrigens: Das Rockfestival „Rocco del Schlacko“ fand von 1999 bis 2003 auf dem Gelände des HSV Victoria 1969 Püttlingen in der Nähe der Halde statt.

80.000 Junggehölze wurden gepflanzt

Die Grube Viktoria war am 1. Juni 1963 stillgelegt worden. Zuvor war die Halde über Schrägaufzüge, auf denen Kipploren bergauf fuhren, beschickt worden. So entstand ein Kegelsturz, der das natürliche Relief des Geländes um bis zu 100 Meter überragte. 1972 ging die Halde in das Eigentum der Stadt Püttlingen über, anschließend wurden die ersten Fußwege geschaffen. 1976 startete ein großes Begrünungsprogramm. Die Steilhänge wurden mit zirka 80.000 Junggehölzen bepflanzt, mit Ahornen, Kiefern, Ebereschen, Linden, Weiden, Roterlen, Pappeln und Wildrosen. So ist die Halde heute, bis auf das später geschaffene Gipfelplateau mit dem hohen Kreuz komplett rekultiviert. Und zeigt, je nach Jahreszeit, unterschiedliche Gesichter: Im Frühling und Sommer dominiert Grün, im Herbst wird der Kegel herrlich bunt, im Winter kommen durch die meiste kahlen Bäume die grauen Berge verstärkt zum Vorschein.

Vom Schlammweiher zum wertvollen Biotop

Auch dem ehemaligen Schlammweiher zu Füßen des Südhanges der Halde wurde auf die Sprünge geholfen. Hier wurden Mitte der 1980er-Jahre etwa 20.000 Pflanzen eingebracht. So entstand ein wertvolles, artenreiches Feuchtbiotop. Die Halde, der Weiher und der Espenwald, insgesamt zirka 33,5 Hektar wurden 2004 zum Naturschutzgebiet erklärt. Bei meinem Besuch konnte ich am Wasser, im hohen Schilfgürtel und den Bäumen diverse Vögel beobachten, darunter auch den Eisvogel und Graureiher. Auch Wasserralle und Teichrohrsänger sollen hier im Erholungsgebiet Espenwald anzutreffen sein.

Großartige Ausblicke vom Gipfelplateau

Die eindrucksvolle Bergbaufolgelandschaft wird von Wanderwegen erschlossen. Sie liegt auch am insgesamt 45 Kilometer langen Haldenrundweg durch den Saarkohlenwald. Der einfachste Weg zum Gipfelplateau des Monte Schlacko startet am Fuß der Halde in Höhe der Straße Kalklöcher (zwischen dem Sportplatz DJK Püttlingen und dem Tennisgelände des TC Rot-Weiss). Hier finden Interessierte Parkplätze und hier steht auch eine Info-Tafel. Der Weg führt bergauf in einer großen Schleife Richtung Osten und dann hoch zum Plateau. Von dort bietet sich ein großartiger Rundumblick, je nach Wetter unter anderem bis zum Winterbergkrankenhaus in Saarbrücken, zum Saarpolygon in Ensheim oder zur Dillinger Hütte.

Halde Viktoria, Zur Bergehalde, 66346 Püttlingen

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