Der Mauerfall als Kunst-Stoff

Homburg. "Vom Erzähl-Stoff zum Kunst-Stoff" nennt sich ein Kunstprojekt der Freien Kunstschule Saarpfalz Artefix, das zum 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer initiiert wurde. Schülerinnen und Schüler der Grundkurse Kunst der elften Klassenstufe des Saarpfalz-Gymnasiums nehmen derzeit daran teil

Homburg. "Vom Erzähl-Stoff zum Kunst-Stoff" nennt sich ein Kunstprojekt der Freien Kunstschule Saarpfalz Artefix, das zum 20. Jahrestag des Falls der Berliner Mauer initiiert wurde. Schülerinnen und Schüler der Grundkurse Kunst der elften Klassenstufe des Saarpfalz-Gymnasiums nehmen derzeit daran teil. Kunstlehrer JNR Wiedemann stellt seine Stunden für dieses fachübergreifende Projekt zur Verfügung. Unter Anleitung von Organisatorin Carola Stahl und Andrea Rauscher von Artefix haben die Schüler die Möglichkeit, historische Informationen rund um den Mauerfall zu verarbeiten und erlebbar zu machen. Infos aus erster Hand erhalten sie von Thomas Schiffmacher, welcher vor, während und nach dem Fall der Mauer in Berlin lebte und als Zeitzeuge mit interessanten Daten und Ereignissen aufwarten kann. So hatte der in Mannheim geborene Theatermacher, welcher das Kunstprojekt mit entwickelt hat, als fünfjähriges Kind den Bau der Mauer erlebt. Daher konnte er den Schülern der Kunstklasse hautnah über die historischen Ereignisse von 1961 bis 1989 sowie über seine persönlichen Erlebnisse berichten. Es sei ein Projekt aus "Erzähltheater und Annäherung in textiler Gestaltung", so Carola Stahl. So fertigten die Schüler mit Andrea Rauscher mit vorgeschnittenen Bahnen aus Tyvek (Werkstoff zwischen Papier und Stoff) die so genannte Mauerkleidung an. Den gut gefütterten Mantel hatten die Personen an, die 1989 an kalten Novembertagen an der Mauer Wache hielten, berichtete Schiffmacher. Der Werkstoff wurde mit Gesprächsnotizen, Schlagwörtern und Gedanken zur Freiheit, aber auch Angst vor der Gewalt sowie Skizzen versehen. Durch neue Schnittmuster veränderte sich das Kleidungsstück und die Worte bekamen eine andere Bedeutung. "Der Dialog ist ganz wichtig", erklärte Stahl. Darüber hinaus wurden Innentaschen eingenäht, in denen Essen, Trinken, aber auch Werkzeuge Platz fanden. Im letzten Schritt sammeln die Schüler Spuren der Auseinandersetzung, wie Stoffreste, Fotos, Arbeitsmaterialien oder Gegenstände, die in den Familien in der Zeit des Mauerfalls von Bedeutung waren. Damit werden 120 Plexiglaskästen bestückt und im Rahmen einer Ausstellung vom 26. Mai bis 6. Juni in der Saarländischen Landesvertretung in Berlin zu einer transparenten "Berliner Mauer" aufgeschichtet, wo sie gemeinsam mit der Mauerkleidung zu sehen sind. Den Schülern am Saarpfalz-Gymnasium macht das Projekt großen Spaß. "Es ist ein ganz anderer Kunst- und Geschichtsunterricht, an dem man sich auch handwerklich beteiligen kann", meinte Max Bauer, dem die Arbeit mit der Nähmaschine gut gefallen hat. "Es macht Spaß, eigene Mode zu entwerfen und die eigene kreative Ader zu entdecken", betonte Nadine Tomanek. "Es macht Spaß, die eigene kreative Ader zu entdecken."Nadine Tomanek

Auf einen BlickDas Projekt "Vom Erzähl-Stoff zum Kunst-Stoff" geht auf eine Idee der Freien Kunstschule Artefix zurück. Entwickelt wurde es von Organisatorin Carola Stahl und dem Theatermacher Thomas Schiffmacher, der als Zeitzeuge zur Verfügung stand. An dem Projekt nahmen Schülerinnen und Schüler des Saarpfalz-Gymnasiums in Homburg, des Von-der-Leyen-Gymnasiums in Blieskastel und des Albert-Magnus-Gymnasiums in St. Ingbert teil. Höhepunkt des Projektes ist eine Ausstellung vom 26. Mai bis 6. Juni in der saarländischen Landesvertretung in Berlin. re

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