Der Mann für (fast) alle Lebenslagen

Saarbrücken. Robert Mertes (42) hört interessiert zu. Sein Gegenüber schildert gerade ein Problem, das er mit der Namensgebung seines neugeborenen Kindes hatte. "Ja", sagt er nach dem Gespräch, "mein Job betrifft alle Lebenslagen der Bürger. Von der Geburt bis zum Friedhof." Seit sieben Jahren ist Robert Mertes Bürgerreferent der Stadt Saarbrücken

 Beantwortet jährlich 600 bis 700 schriftliche Anfragen: Saarbrückens Bürgerreferent Robert Mertes. Foto: Oliver Dietze

Beantwortet jährlich 600 bis 700 schriftliche Anfragen: Saarbrückens Bürgerreferent Robert Mertes. Foto: Oliver Dietze

Saarbrücken. Robert Mertes (42) hört interessiert zu. Sein Gegenüber schildert gerade ein Problem, das er mit der Namensgebung seines neugeborenen Kindes hatte. "Ja", sagt er nach dem Gespräch, "mein Job betrifft alle Lebenslagen der Bürger. Von der Geburt bis zum Friedhof." Seit sieben Jahren ist Robert Mertes Bürgerreferent der Stadt Saarbrücken.Mit Charlotte Britz' Wahl zur Oberbürgermeisterin 2004 änderte sich sein Job im Rathaus. "Zuvor war ich in der Abteilung Öffentlichkeitsarbeit." Eine ihrer ersten Amtshandlungen war es, ein Bürgerreferat einzurichten. Die Wahl fiel auf den 42-Jährigen. Seitdem kümmert er sich um die Anliegen der Bürger. Robert Mertes ist gebürtiger Sulzbacher, hat das Abitur am Theodor-Heuss-Gymnasium abgelegt. Seine berufliche Anspannung kompensiert er in der Freizeit als Radrennfahrer, wie er erzählt.

Doch zurück zum normalen Alltag von Mertes. Eines von vielen Beispielen: Probleme des Bürgers mit dem Friedhof. "Eine Frau hatte die Befürchtung, dass man ihrem verstorbenen Mann über die Füße läuft. Der Weg war ihr zu dicht an der Grabstätte." Die Lösung: Die Stadtverwaltung ließ den Weg verlegen. Nicht immer gelingen Robert Mertes schnelle Lösungen, aber das Wichtigste ist, "dass man Transparenz schafft, dass Entscheidungen der Stadt erklärt werden und die Bürger diese dann nachvollziehen können." Er ist die Schnittstelle von Bürgern und "Chefin", so nennt Mertes die Oberbürgermeisterin. Die Verbindungstür, die von seinem Büro ins Zimmer von Pressesprecher Thomas Blug führt, steht offen. Blugs Tür auch, und da steht Britz und sucht Unterlagen auf ihrem Schreibtisch zusammen. "Wir arbeiten hier sehr eng zusammen", sagt Mertes und blickt rüber. Gerade hat Mertes 110 E-Mail-Beschwerden bearbeitet. 600 bis 700 schriftliche Anfragen beantwortet er jährlich. "110 Mails sind viel und alle betrafen das Handyparken." Dann kramt Mertes ein Schreiben raus. Ein Saarbrücker ärgert sich, dass mit der Umstellung auf den neuen Anbieter die minutengenaue Abrechnung der Parkgebühr entfällt. Mertes' detaillierte Antwort erklärt die Mängel des alten Systems, erläutert, dass der städtische Haushalt mit 40 000 Euro entlastet würde, die minutengenaue Abrechnung kritisch sei, da rechtlich nicht abgesichert. "Vielen Dank für diese Informationen", meldet sich der Schreiber zurück, "die Entscheidung der Stadt kann ich gut nachvollziehen." Und dann muss Mertes grinsen: "Als wir das Handyparken umgestellt haben, war ich Gott sei Dank im Urlaub. Das Telefon klingelte dann den ganzen Tag. Blug vertritt mich, wenn ich im Urlaub bin." Aus dem Nebenzimmer hört man ein Lachen.

Neben E-Mails und Briefen bearbeitet Mertes auch Meldungen, die über den "Mängelreporter" der Saarbrücken-App eintrudeln. Seit Einführung im vergangen September, schätzt er, "waren es zirka 300. Die Mängel betreffen defekte Straßenlampen, wilde Müllablagerung und Schlaglöcher." Außerdem plant er die Stadtteilbesuche und die Bürgersprechstunde, die Britz jeden ersten Donnerstag im Monat abhält. "Da machen wir neun Termine. Von 16 bis 19 Uhr können Bürger ihre Anliegen direkt mit der Oberbürgermeisterin besprechen."

In einem gelben Ordner sammelt der Bürgerreferent die "skurrilen Anfragen". In den vergangen sieben Jahren hat Mertes den Ordner gefüllt. Sauber abgelegt reihen sich Verschwörungstheorien aneinander und "eine Dame hatte die Befürchtung, dass auf ihrer Toilette eine Fotowanze versteckt sei. Da kann ich nicht helfen", sagt Mertes schmunzelnd.

Und dann fällt ihm ein Schreiben eines Luxemburgers in die Hände. "Das war auch witzig." Der Mann hatte sich auf einer Dating-Seite im Internet in eine Saarbrückerin verliebt. Da er nur den Vornamen, Alter und Postleitzahl seiner Angebeteten hatte, sollte Mertes in der "Einwohnerkartei" das "wunderhübsche Mädchen" ausfindig machen. "Er hat sogar ein Foto mitgeschickt." In Liebesdinge will Mertes sich aber dann doch nicht einmischen.

Kontakt: Robert Mertes, Telefon (0681) 905-10 01; E-Mail: buergerreferent@saarbruecken.de

"Mein Job betrifft alle Lebenslagen der Bürger. Von der Geburt bis zum Friedhof."

Robert Mertes,

 Beantwortet jährlich 600 bis 700 schriftliche Anfragen: Saarbrückens Bürgerreferent Robert Mertes. Foto: Oliver Dietze

Beantwortet jährlich 600 bis 700 schriftliche Anfragen: Saarbrückens Bürgerreferent Robert Mertes. Foto: Oliver Dietze

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