Der Liebe auf den ersten Blick wegen nach Österreich

Trieben · 1947 wurde Anneliese Dörr im saarländischen Quierschied geboren. Nach dem Unfalltod des Vaters wuchs sie wohlbehütet mit ihrer Schwester bei der Mutter auf, war als Jugendliche im Quierschieder Sängerbund 1890 aktiv.

 Auf dem Hochzeitsbild ist die gebürtige Quierschiederin mit ihrem ersten Ehemann; Anneliese Angerer heute (rechts). Fotos: privat/Cordier

Auf dem Hochzeitsbild ist die gebürtige Quierschiederin mit ihrem ersten Ehemann; Anneliese Angerer heute (rechts). Fotos: privat/Cordier

Mit dem Chor ging es dann auch 1964 in die Quierschieder Partnergemeinde in der Steiermark. "Ich war gerade 16. Zum ersten Mal alleine weg von zuhause. Meine Mutter hat dem Chorleiter noch gesagt, er solle gut auf mich aufpassen", erinnert sich die heutige Rentnerin und lächelt dabei, "nachdem wir irgendwo in Tirol übernachtet hatten, kamen wir mit dem Bus in Trieben an. Und da war er dann." Er, das war Viktor Gerspbrein. Ein Triebener Junge. Liebe auf den ersten Blick. "Abends war Musik und Tanz. Und es ist halt, wie es ist", erzählt Anneliese weiter, "bei der Abfahrt hat er gewunken, wir haben uns geschrieben. Und plötzlich war ich schwanger." Weil beide noch minderjährig waren, mussten die Eltern erst der Eheschließung zustimmen, die notwendigen Unterlagen auf den Ortsverwaltungen besorgen. Die junge Familie wohnte zunächst in Quierschied, Viktor arbeitete als kaufmännischer Angestellter in Saarbrücken. 1968 folgte der Umzug nach Trieben, wo 1969 die zweite Tochter zur Welt kam. Aber das Glück hielt nicht. Die Beziehung bekam erste Risse, zerbrach dann völlig. "Das ist das Leben", sagt Anneliese, für die eine Rückkehr ins Saarland aber nie infrage kam: "Die Kinder hatten hier ihr Umfeld. Ich hatte meine Arbeit bei der Gemeinde. In Quierschied hätten wir vor dem Nichts gestanden." Wenn sie so erzählt, spricht Anneliese Triebener Dialekt, nur beim genauen Hinhören bemerkt man, wie das ein oder andere Wort der "saarländischen Muttersprache" dazwischenrutscht. Mittlerweile ist sie schon über ein Vierteljahrhundert mit ihrem zweiten Mann Herbert Angerer zusammen. Nach Quierschied kommt sie meistens noch einmal im Jahr, die Schwester besuchen. "Es ist halt schon ein weiter Weg", sagt Anneliese Angerer, "und ich habe hier ja auch mittlerweile meine Enkelkinder und unseren Garten." Was nicht heißt, dass die Angerers nicht gerne verreisen. "Wenn, dann aber ans Meer. Mallorca. Da haben wir fast schon jede Ecke gesehen", sagt sie und irgendwie zeigt das doch die saarländischen Wurzeln, "wissen Sie, wir haben in der Steiermark ein hartes Klima. Lange Winter mit viel Schnee. Darum lieben wir das Meer."

Die Lebensgeschichte der gebürtigen Quierschiederin Anneliese Angerer - eine Geschichte, die zeigt, wie aus einer Gemeindepartnerschaft auch Liebe werden kann.

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