Bundestagswahl Der Kampf um die Erststimme

In den vier Wahlkreisen im Saarland kämpfen am 24. September 36 Kandidaten um die Erststimmen der 800 000 Wahlberechtigten. Seit 1961 sind alle Wahlkreise entweder von CDU oder SPD gewonnen worden. SZ-Redakteur Daniel Kirch stellt die aussichtsreichen Kandidaten vor.

 Die vier saarländischen Wahlkreise bei der Bundestagswahl am 24. September  2017.

Die vier saarländischen Wahlkreise bei der Bundestagswahl am 24. September 2017.

Foto: Saarbrücker Zeitung/SZ/Infografik

  Wahlkreis 296

  Saarbrücken

Dieser Wahlkreis war jahrzehntelang eine rote Hochburg. Zu den Siegern zählten in der Vergangenheit Hajo Hoffmann, Oskar Lafontaine und Elke Ferner. Durch die neue Konkurrenz der Linken verlor die SPD jedoch 2009 und 2013 den Wahlkreis knapp an die CDU-Politikerin Anette Hübinger. Ferner und Hübinger treten nicht mehr an. Die besten Chancen auf das Direktmandat haben der CDU-Landtagsabgeordnete Bernd Wegner (60), Schuhmachermeister aus Riegelsberg und Präsident der Handwerkskammer, und die Saarbrücker SPD-Politikerin Josephine Ortleb. Die 30-Jährige, die sich gegen zwei innerparteiliche Konkurrentinnen durchsetzte, ist Fachwirtin im Gastgewerbe und gewerkschaftlich aktiv. Zuletzt war sie Mitarbeiterin von Elke Ferner. Wegner kann auf den Bundestrend hoffen, Ortleb auf die Tatsache, dass die SPD hier stets deutlich besser abschneidet als im Bundestrend. Auch diesmal ein knappes Rennen.

  Wahlkreis 297

  Saarlouis

Das spannendste Duell im Saarland. Es ist bundesweit der einzige Wahlkreis, in dem zwei Bundesminister aufeinandertreffen, entsprechend groß ist das bundesweite Interesse. Bei den Bundestagswahlen 1990 bis 2005 holte der inzwischen verstorbene SPD-Sozialpolitiker Ottmar Schreiner den Wahlkreis stets direkt. Als die Linke aufkam und der SPD Stimmen wegnahm, jagte CDU-Mann Peter Altmaier Schreiner den Wahlkreis ab. Der 59-Jährige aus Rehlingen gehört dem Bundestag seit 1994 an. Er ist ein enger Vertrauter von Kanzlerin Angela Merkel und seit 2013 Chef des Kanzleramts. Sein Gegenkandidat Heiko Maas (50), mit dem Image des dreifachen Landtagswahl-Verlierers 2013 nach Berlin gegangen, hat als Justizminister an Statur gewonnen; der Saarlouiser zählt zu den bekanntesten SPD-Ministern in Berlin.

  Wahlkreis 298

  St. Wendel

Der Wahlkreis war bei den zurückliegenden Wahlen dank schwarzer Hochburgen im St. Wendeler Land eine sichere Bank für die CDU. Die Tholeyerin Nadine Schön will ihr Direktmandat verteidigen und geht als klare Favoritin ins Rennen. Die 34-jährige Juristin ist seit 2013 stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Fraktion und gilt als Hoffnungsträgerin der Saar-CDU mit Ambitionen auch in der Landespolitik. Ihr Gegenkandidat ist SPD-Mann Christian Petry (52) aus Illingen, der seit 2014 im Bundestag sitzt. Petry, einst Verwaltungsbeamter im Innenministerium, ist in der Kommunalpolitik verwurzelt, unter anderem als Beigeordneter der Gemeinde Illingen und Ortsvorsteher von Welschbach. Er will an die Wahlen 1990 bis 2005 anknüpfen, als die SPD den Wahlkreis gewannen.

  Wahlkreis 299

  Homburg

Jahrzehntelang war der Wahlkreis eine klare Sache für die SPD. Doch sie litt auch hier unter dem Erstarken der Linkspartei, so dass 2009 mit Alexander Funk erstmals seit 40 Jahren ein CDU-Mann das Direktmandat holte. Funk profilierte sich als Gegner der Euro-Rettungspolitik Angela Merkels und verteidigte 2013 das Direktmandat. Seit 2017 sitzt er im Landtag. Rechtzeitig vor der Bundestagswahl hat er Platz für Nachrücker Markus Uhl (37) aus Homburg gemacht, damit dieser sich als Direktkandidat in Stellung bringen kann. Der Diplom-Kaufmann und Ex-JU-Landeschef war zuletzt Referatsleiter in der Staatskanzlei. Sein SPD-Kontrahent ist ebenfalls ein bundespolitischer Neuling:  Esra Limbacher (28) aus Kirkel. Der Jurist hatte sich parteiintern gegen die Bundestagsabgeordnete Heid­trud Henn durchgesetzt. Einen klaren Favoriten gibt es nicht.

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