Der Kamin als Flammenwerfer

Saarbrücken. Plötzlich spuckt der Schornstein Feuer. Meterhoch lodern Flammen in den Himmel. Und wenn die Feuerwehr ihre Arbeit beendet hat, steht ein weiterer Kaminbrand in der Einsatzstatistik. Jürgen Reiber von der Berufsfeuerwehr Saarbrücken hat sie auf SZ-Anfrage nach Kaminbränden durchforstet

 Hier löscht die Feuerwehr in Landsweiler-Reden einen nächtlichen Kaminband. SZ-Archivfoto: Bernhard Schäfer/Feuerwehr Landsweiler-Reden

Hier löscht die Feuerwehr in Landsweiler-Reden einen nächtlichen Kaminband. SZ-Archivfoto: Bernhard Schäfer/Feuerwehr Landsweiler-Reden

Saarbrücken. Plötzlich spuckt der Schornstein Feuer. Meterhoch lodern Flammen in den Himmel. Und wenn die Feuerwehr ihre Arbeit beendet hat, steht ein weiterer Kaminbrand in der Einsatzstatistik.Jürgen Reiber von der Berufsfeuerwehr Saarbrücken hat sie auf SZ-Anfrage nach Kaminbränden durchforstet. 61 Mal löste die Haupteinsatzzentrale (HEZ) der Saarbrücker Berufsfeuerwehr von Oktober 2011 bis zum 15. Februar Alarm aus, weil irgendwo Flammen aus einem Kamin schlugen. Betroffen: die Stadt Saarbrücken, der Regionalverband, der Saarpfalzkreis und der Kreis Merzig-Wadern.

Das sind sieben Brände mehr als vom 1. Oktober 2010 bis zum 15. Februar 2011. Schornsteinfeger Heinz-Detlev Puff, der stellvertretende Landesinnungsmeister, hat die Landeszahlen für 2011: 345 Brände, 30 Prozent mehr als 2010. Und in 845 Fällen stand im vorigen Jahr ein Feuer im Schornstein so kurz bevor, dass nur noch ein kontrolliertes Ausbrennen half.

Wobei Schornsteinfeger Puff und Feuerwehrprofi Reiber hinzufügen, dass es sich bei diesen brisanten Vorfällen genau genommen nicht um Kaminbrände handelt. Reiber verdeutlicht: "Eigentlich muss es ,Rußbrände' heißen, denn nicht der Kamin gerät in Brand, sondern der im Schornstein haftende Ruß entzündet sich."

Ein Heizmaterial sei besonders heikel, fügt Reiber hinzu: "Beim Brennstoff Holz kommt es häufig vor, dass sich im Schornstein sogenannter Glanzruß bildet. Dieser Ruß entsteht, wenn die Rauchgase ständig Teer- und Wasserdämpfe ausscheiden und diese sich wie ein Nebel an den Schornsteininnenwänden - und hier besonders an kälteren Oberflächen - niederschlagen."

Schornsteinfeger Puff nennt den häufigsten Grund für Probleme beim Heizen mit Holz: "Es wird zu oft Material verwendet, das noch nicht lange genug gelagert ist." Holz eben, das damit nicht trocken genug ist. Das Ergebnis ist gefährlicher, weil entflammbarer Glanzruß im Schornstein. Und wenn's hart kommt, dann brennt dieser Glanzruß lichterloh bei weit über 1000 Grad. Wie er sich vermeiden lässt? "Der Feuchtigkeitsgehalt des Holzes sollte unter 15 Prozent liegen", empfiehlt Puff. Und beim Verbrennen müsse die Luftzufuhr stimmen. "Öfen brauchen viel Luft, um Holz zu verbrennen", sagt der Schornsteinfegermeister.

Was im Ernstfall, dem Rußbrand, zu tun ist, weiß Jürgen Reiber. "Setzen Sie alle Feuerstätten außer Betrieb. Das heißt: Schließen Sie alle Türen der Feuerstätten und die Verbrennungsluftzufuhr!" Das Löschen sei Sache der Feuerwehr. Und zwar mit einem vom Keller aus eingesetzten CO2-Löscher. "Das Kohlendioxid verdrängt den Sauerstoff und wirkt zusätzlich kühlend. Hier und da wird auch schon mal der Kamin mit einem Kehrwerkzeug gereinigt, vor allem dann, wenn kein Schornsteinfegermeister zeitnah kommen kann und man ja sicher sein muss, dass nicht noch ein Glutnest vorhanden ist", sagt Reiber.

Er fügt eine eindringliche Warnung hinzu: "Versuchen Sie in keinem Fall, den Rußbrand mit Wasser zu löschen. Wasser verdampft, wenn es sich erhitzt und vergrößert dadurch sein Volumen je nach Temperatur um mehr als das 1600fache. Ein Liter Wasser wird so zu 1600 Litern Dampf. Bei dem Versuch den Rußbrand im Schornstein mit Wasser zu löschen, entsteht ein enormer Druck. Der Schornstein würde auseinandergedrückt."

Einen - allerdings schwachen Trost - hat Reiber aber für Rußbrand-Opfer. "Der Feuerwehreinsatz ist nicht kostenpflichtig, es sein denn, es wird dem Betreiber grobe Fahrlässigkeit nachgewiesen."

Stichwort

Tipps gegen Rußbrände von Feuerwehrmann Reiber: Holz mindestens zwei Jahre trocknen. Bei Ölöfen nicht zu viel Öl in den Brennraum laufen lassen, speziell beim Anzünden. Bei Glanzruß in der Feuerstätte oder im Schornstein sofort den Schornsteinfeger informieren. red

schornsteinfeger-

 Blick von oben in den Kamin: Dort glüht die dicke Rußschicht an der Innenseite. SZ-Archivfoto: Dirk Schaefer/Feuerwehr Oberthal

Blick von oben in den Kamin: Dort glüht die dicke Rußschicht an der Innenseite. SZ-Archivfoto: Dirk Schaefer/Feuerwehr Oberthal

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