Der Kaiser war Taufpate: Wilhelm "Fritz" Loris wird heute 100

Riegelsberg. Taufpate von Wilhelm Loris ist Kaiser Wilhelm II. Und das ist nichtmal ungewöhnlich, denn ab dem zehnten Kind übernahm der Kaiser die Patenschaft, zeigt eine Urkunde des damaligen Bürgermeisteramtes. Wilhelm Loris (Foto: SZ) kam heute vor genau 100 Jahren auf dem Hixberg in Riegelsberg zur Welt, als elftes Kind von Johann und Regina Loris, geb. Texter

Riegelsberg. Taufpate von Wilhelm Loris ist Kaiser Wilhelm II. Und das ist nichtmal ungewöhnlich, denn ab dem zehnten Kind übernahm der Kaiser die Patenschaft, zeigt eine Urkunde des damaligen Bürgermeisteramtes. Wilhelm Loris (Foto: SZ) kam heute vor genau 100 Jahren auf dem Hixberg in Riegelsberg zur Welt, als elftes Kind von Johann und Regina Loris, geb. Texter. Das heißt, eigentlich war es gar nicht so "genau", sondern drei Tage vorher, am 15. Juni. So jedenfalls, berichtet Sohn Wolfgang Loris, habe es immer Frau Schulze, eine Nachbarin, erzählt: Johann Loris, der ja schon neun Söhne und eine Tochter hatte, habe vor lauter Landwirtschaft, Jagd und Beruf wohl das Datum nicht mehr genau gewusst und beim Amt einfach den Tag der Anmeldung eingetragen.

1909 wurden in Deutschland die ersten Motorflüge absolviert, das erste Gesetz über Kraftfahrzeugverkehr wurde erlassen, und in London wurde die erste Dauerwelle kreiert.

Fürs Spielen blieb in Wilhelms Kindheit kaum Zeit: In der Nebenerwerbslandwirtschaft des Vaters, hauptberuflich Wächter der Grube Von der Heydt, "mussten wir alle mithelfen, damit wir überleben konnten", erzählt er. Nach dem Schulbesuch begann er Mitte der 20er Jahre eine Lehre in einer Riegelsberger Elektro-Installationsfirma. Nun gab es da aber bereits einen Wilhelm, und so wurde aus Wilhelm Loris "Fritz" (abgeleitet vom zweiten Vornamen Friedrich), wie er auch heute noch von vielen alten Bekannten genannt wird.

Später arbeitete er als Techniker im Saarberg-Wasserwerk, dann leitete er die Werkstatt für Elektromechanik der Schwachstromabteilung in Saarbrücken. In den 50ern, als die "Mines de la Sarre" wieder auf Saarbergwerke umgestellt wurden, war er maßgeblich an der Entwicklung eines Relais beteiligt, das in der Grube Maybach erstmals getestet und für gut befunden wurde. Für seine Verdienste wurde ihm auch das Ehrenhäckel der Saarbergwerke verliehen. 1933 heiratet er Hedwig Maurer (verstorben im Mai 2001), 1934 kommt die Tochter, 1944 der Sohn zur Welt.

Das Jahr 1968 bedeutet für Loris' Berufsleben eine Zäsur, er geht in den Ruhestand.

Viele selbst gemalte Hinter-Glas-Bilder sieht man in seiner Wohnung, in der er sich selbst Frühstück und Abendessen zubereitet. Zu seinen leidenschaftlichen Hobbys gehören noch heute Bauernmalerei und Ölmalerei auf Holztafeln. Er zeigt das Bild einer Schwalbe und schildert verschmitzt: "Die wohnen jetzt schon 70 Jahre bei mir. Als das Haus verputzt wurde, hat ein Arbeiter gefragt, ob er das Loch zu machen soll. ,Wenn Du das tust', hab' ich gesagt, ,dann schubs' ich Dich vom Gerüst." Und wie verabschiedet sich ein 100-Jähriger, wollen wir abschließend wissen? "Bis in zehn Jahren . . .", sagt Wilhelm Loris.mr

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