„Der Herr Karl“ meint es ernst, und das Publikum lacht

Saarbrücken · Mit großen, stechend blauen Augen starrt Albert Frank das Publikum an. Er steht als „Der Herr Karl“ in einem Lagerraum, in dem er eigentlich Ordnung schaffen sollte.

Stattdessen erzählt der alte Mann dem Publikum nun seine Lebensgeschichte, gibt seine "Erfahrungen" weiter. Der Monolog von Helmut Qualtinger und Carl Merz aus dem Jahr 1961 hatte am Freitagabend Premiere im Theater im Viertel, Regie führte Bob Ziegenbalg.

"Es war eine schwierige Zeit früher, man wusste nie welche Partei die stärkere ist, welcher man sich zuwenden muss". Von Anfang an zeigt sich, dass der Wiener Herr Karl ein Mitläufer ist. Er jubelt zunächst über Franz Josef, dann ist er Sozialist, später wendet er sich den Schwarzen zu. Als Demonstrant lässt er sich von den Parteien bezahlen. Auch von Hitlers Machtübernahme 1938 ist er begeistert: "Endlich hat der Wiener wieder Freude gehabt!" Dann marschieren die Russen ein, und Herr Karl zertritt sein Hitler-Bild direkt vor den Füßen der neuen Kameraden. So macht er sich das Leben einfach, betont dabei aber immer, dass man es im Leben nicht leicht habe. Als Österreich mit dem Staatsvertrag von Belvedere befreit wird, sagt er stolz von sich: "Österreich ist frei, das hast auch du geschafft!".

Albert Frank bleibt bei seinem Monolog in starkem Wienerisch stets ernst, das Publikum ist hingegen zunehmend amüsiert. Ernst nehmen kann es diesen Mann, der schon mal mit heruntergelassener Hose dasteht und erklärt, er hätte "heute eine gewisse Reife", natürlich nicht. Albert Frank verschmilzt dabei so stark mit seiner Figur, dass er regelrecht in ihr zu leben scheint. Höhepunkt der Vermessenheit ist, als Herr Karl am Schluss behauptet: "Man hat sein Leben nicht umsonst gelebt. Das ist das worauf es ankommt. Sie werden noch oft an mich zurückdenken." Das Publikum ist begeistert.

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