Der Hausherr zähmt sein Chaos

Ottweiler. Oben war es Gerhard Koepke zu einsam. Den Superintendenten des evangelischen Kirchenkreises Saar-Ost zog's in seinem Dienstsitz, dem historischen Stengel-Pavillon in der Ottweiler Bliesstraße, nach unten ins Erdgeschoss. Damit hat sich der 59-Jährige zugleich vergrößert und verkleinert. Und er hat Gesellschaft

Ottweiler. Oben war es Gerhard Koepke zu einsam. Den Superintendenten des evangelischen Kirchenkreises Saar-Ost zog's in seinem Dienstsitz, dem historischen Stengel-Pavillon in der Ottweiler Bliesstraße, nach unten ins Erdgeschoss. Damit hat sich der 59-Jährige zugleich vergrößert und verkleinert. Und er hat Gesellschaft.Gerhard Koepke teilt sich jetzt ein großzügiges, helles Zimmer mit Petra Schonard, Verwaltungsleiterin der Superintendentur. Vier Meter Raumhöhe, Stuck an der Decke, aufragende Flügeltüren, doppelte Fenster, Parkettboden. Es dominieren die Farben Grau und Lindgrün. "Die Wahl der Leiterin", sagt Gerhard Koepke. "Sie hat mir drei Farben vorgeschlagen. Lindgrün hat ihr am besten gefallen. Da habe ich mich angeschlossen." Mit dem Abschluss der aufwändigen Renovierung des denkmalgeschützten Stengel-Pavillons ist im Vorjahr auch der Raum neu möbliert worden.

Am großen Winkelschreibtisch sitzt Petra Schonard, am kleinen Arbeitsplatz im Eckchen der Superintendent: "Jetzt können wir gut kommunizieren", sagt Koepke. Und die Zimmergenossin habe auch einen erzieherischen Einfluss auf seinen Arbeitsstil: "Ihr Schreibtisch ist abends immer geordnet. Ich bin am kreativsten im Chaos." Aber man fühle sich dann ja doch verpflichtet: "Also versuche ich, mich anzugleichen." Allzu oft arbeiten die beiden aber auch nicht im gleichen Raum. Koepke: "Ich bin vielleicht ein Drittel meiner Arbeitszeit hier. Die andere Zeit unterwegs auf Terminen." In seinem kleinen Büro die Treppe hoch sitzt jetzt tageweise Petra Presser, die wichtige Frau von der Kirchensteuerverteilungsstelle. Koepke: "Eigentlich bin ich nur noch hier oben, wenn ich mich in Ruhe zu einem Zweier- oder Dreiergespräch zurückziehen will."

Funktional also die Dienstzimmer-Lösung, stilvoll der Dienstsitz im lauschigem kleinen Park. Schon manches "Ooh" und "Aah" hat das Haus Gäste von außerhalb entlockt. "Ich antworte dann immer: Standesgemäß", lacht Koepke. Zumindest eine schöne Atmosphäre, um sich in diesen unruhigen Kirchenzeiten Herausforderungen wie demografische Entwicklung und Spardruck zu stellen. Bis 2030 müsse Koepkes Kirchenkreis mit der Hälfte der heutigen Finanzkraft und etwa einem Drittel weniger Gemeindeglieder rechnen, sagen interne Berechnungen voraus.

 Der Stengel-Pavillon in der Ottweiler Bliesstraße steht unter Denkmalschutz. Foto: Hoffmann

Der Stengel-Pavillon in der Ottweiler Bliesstraße steht unter Denkmalschutz. Foto: Hoffmann

Den Pavillon hat Fürst Wilhelm Heinrich von Nassau 1758-59 nach Plänen von Friedrich Joachim Stengel errichten lassen. Das Gebäude diente ihm als Jagd- und Lustschloss. 1987 zog die Verwaltung des evangelischen Kirchenkreises Ottweiler in das barocke Bauwerk. 2010 konstituierte sich dann der evangelische Kirchenkreis Saar-Ost. Er reicht von St. Wendel über Ottweiler und Neunkirchen bis ins Sulzbach- und Fischbachtal und nach Dudweiler. Zu ihm gehören 16 Kirchengemeinden mit etwa 60 000 Protestanten. Eine Sondersynode entschied, dass der Stengel-Pavillon in Ottweiler Sitz der Superintendentur im neu formierten Kirchenkreis bleibt und saniert wird. Für 200 000 Euro folgte die Renovierung von Dach sowie Innen- und Außenfassade des Ottweiler Wahrzeichens - finanziert von Land, Landkreis und Kirchenkreis mittels Spenden.

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