Der größte Kleine von der Saar

Köllerbach · Rolf Lacour ist der erfolgreichste im Saarland geborene Ringer. Heute wird der ehemalige Europameister und Vize-Weltmeister 75 Jahre alt. Seine Ringer-Karriere startete der Fliegengewichtler auf dem Fußballplatz.

Foto: WeisskircherKöllerbach. Mit einem Tag der offenen Tür feiert der einstige Weltklasseringer Rolf Lacour am heutigen Dienstag in Köllerbach, im Gasthaus Hassel, seinen 75. Geburtstag. Lacour hat Sportgeschichte geschrieben: drei Mal war er bei Olympia im Einsatz, belegte 1964 in Tokio Platz vier, 1968 in Mexiko Platz fünf und 1972 in München Platz acht. Er war Vizeweltmeister, zweifacher Europameister und zehn Mal Deutscher Meister.

Lacour kam in Saarbrücken zur Welt, wuchs in Burbach auf. Dass er ein Weltklasseringer wurde, war Zufall. Ansonsten wäre er vielleicht Fußballer geworden. Lacour erzählt: "Als Buben haben wir immer auf einem Bolzplatz Fußball gespielt. Wenn mir einer den Ball abgeholt hat, hab ich angefangen, mit dem zu ringen. Ein Ringertrainer guckte uns mal zu und sagte, wir sollen doch lieber in die Ringerhalle kommen, als auf den Fußballplatz. So hat's angefangen."

1958 wechselte Lacour zum KSV Köllerbach und stieg dort schnell zur Weltspitze auf. Sein größter Erfolg war die Vizeweltmeisterschaft 1965 im griechisch-römischen Stil (Fliegengewicht). Im gleichen Jahr wurde er auch Europameister. Seinen zweiten europäischen Titel holte er sich 1969 im Papiergewicht (bis 48 Kilo). 1972 verließ er Köllerbach, kämpfte zwei Jahre für Mainz 88, ehe er sich 1974 dem AC Heusweiler anschloss, für den er noch bis 1984 auf die Matte ging. Danach war Lacour bis 1994 Trainer bei Adler Burbach.

Lacour ist ein kleiner Mann mit großem Herzen. Das bewies er in seiner beruflichen Tätigkeit als Sperrmeister bei der Stadt Saarbrücken. "Wenn jemand seine Stromrechnung nicht bezahlt hatte, musste ich das Geld eintreiben. Aber wenn jemand gerade mal klamm war, hab ich einen neuen Termin abgemacht. Ich konnte doch einer Familie mit kleinen Kindern nicht den Strom sperren. Meinem Chef hat das gar nicht gefallen. Mit dem hatte ich mehr Krach, als mit der Kundschaft", erzählt er.

Nicht nur sein Herz ist groß, auch vor seiner Schlagfertigkeit muss man sich in Acht nehmen. Zwei Beispiele sind weltberühmt: Von Bundespräsident Heinrich Lübke, der kein Kenner der Sportszene war, erhielt der Köllerbacher das Silberne Lorbeerblatt. Auf die Frage des Bundespräsidenten: "Welche Sportart betreiben Sie denn?", antwortet Lacour: "Stabhochsprung. 1,50 Meter."

Bundeskanzler Ludwig Erhard wurde der kleine Mann als Ringer-Europameister vorgestellt. Der dicke Erhard schaute auf sein schmächtig wirkendes Gegenüber herab und kam zur Erkenntnis: "Aber sicher nicht im Schwergewicht." Lacour ließ Erhard mit der Antwort schmunzeln: "Für Sie langt's noch."

Ob es heute noch "langen" würde, bezweifelt Lacour: "Ich bin nicht mehr so kapitelfest", gibt er zu. Die Nachwirkungen einer Operation machen ihm zu schaffen. "Man sieht's mir nicht an, aber der Schein trügt", so Lacour. Und fügt noch eine Lacour'sche Weisheit hinzu: "Alt zu werden ist schön. Aber alt zu sein, ist nicht so schön."

Wir hoffen, dass Rolf Lacour noch viele Geburtstage feiern kann und gratulieren ihm zusammen mit Ehefrau Hildegard, den Kindern Markus und Sabine Lacour, den Enkeln Sina, Serge und Pierre-Simeon Lacour sowie allen Freunden, Verwandten und Bekannten. "Stabhoch- sprung.

1,50 Meter"

Rolf Lacour zur Frage von Bundespräsident Lübke, welche Sportart er betreibe

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