Der Fotograf, der Bilder verschwinden lässt

Saarbrücken. Für einen, der gerne das Bild verschwinden lässt, ist es fast folgerichtig, selbst zu verschwinden. Mehrere Jahre hat der in Saarbrücken lebende Fotograf Ehrenhold Beck nicht mehr ausgestellt. Jetzt kehrt er mit 30 Fotografien auf eigene Faust in die Galerie N.N. (Nauwieser Straße 19) zurück, um Bilder vom Verschwinden zu zeigen

Saarbrücken. Für einen, der gerne das Bild verschwinden lässt, ist es fast folgerichtig, selbst zu verschwinden. Mehrere Jahre hat der in Saarbrücken lebende Fotograf Ehrenhold Beck nicht mehr ausgestellt. Jetzt kehrt er mit 30 Fotografien auf eigene Faust in die Galerie N.N. (Nauwieser Straße 19) zurück, um Bilder vom Verschwinden zu zeigen."Verschwinden machen, das mach' ich gern", erklärt Ehrenhold Beck seine Vorliebe fürs Kratzen und Scheuern auf Bildoberflächen. Mancher mag sich noch an seine zerkratzten Aufnahmen längst verschwundener Dinge - wie den Kühltürmen des Kraftwerks in Völklingen-Wehrden - erinnern. Oder an die abgeschmirgelten Fotografien, die am Ende wie eine Radierung wirkten. Konsequenterweise hat Ehrenhold Beck nun gleich so fotografiert, dass es wie eine Radierung aussieht. Sein bevorzugtes Motiv ist Gras, insbesondere das gefrorene. Diese Bilder sehen aus wie gekratzt, sind aber fotografiert. "Es geht mir um die Strukturen, den Aufbau und die Komposition einer Aufnahme", meint Beck dazu und weiß daher genau, war er will: "Bloß kein traditionelles Bild." Sondern eins mit Dingen wie ein schmales Bäumchen auf einer Wiese und "eine einsame, vergammelte Terrasse", die ihn beide gleichermaßen faszinierten, dass er sie dauerhaft in den Blick nahm. Diese Ansichten hat er zu einem Bildermosaik arrangiert, wie die meisten seiner Aufnahmen von Gras oder Blättern. Um die Serie, die zeitliche Folge geht es ihm dabei nicht, stellt er klar, auch wenn seine aktuelle Ausstellung "Seasons" (Jahreszeiten) heißt. Viel mehr soll ein Foto alle Aspekte, verschiedene Lichtstimmungen, ein die Szene veränderndes Element - zum Beispiel einen Dachziegel - und wechselnde Perspektiven fassen, auch die Draufsicht. Doch dieses Miteinander verträgt auch einfarbige Flächen in Grün und Weiß. Ehrenhold Beck nennt diese Einsprengsel "Sehpausen", für die er Fotos mit Farbe übermalt oder mit Grau endgültig ausgelöscht hat. Dann bleibt nur noch der Ausschnitt einer Streuobstwiese oder des Himmels. "Wenn man so viele Bilder sieht, will man irgendwann nicht mehr sehen", erklärt er diesen Schritt. Ein Widerspruch für einen, der Bilder macht. Aber nicht für Ehrenhold Beck, dem Bilder kostbar sind. Für ihn heißt das, "die Bilder zu retten, durch ihr Verschwinden." sg

Vernissage heute, Dienstag, 19. Juni, 19 Uhr, in der Galerie N.N., Nauwieserstraße 19. Ausstellung bis zum 24. Juni. Öffnungszeiten täglich von 11 bis 18 Uhr.

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