Der Feind auf vier Pfötchen

Saarbrücken. Unter unseren Städten im Kanalsystem, wohin sich nur selten ein Mensch verirrt, beginnt das Reich der Ratten. Im Kanal, aber auch auf Müllhalden, in Kellern und Lagerhäusern finden die bis zu 30 Zentimeter langen graubraunen Nager ein reichhaltiges Nahrungsangebot

Saarbrücken. Unter unseren Städten im Kanalsystem, wohin sich nur selten ein Mensch verirrt, beginnt das Reich der Ratten. Im Kanal, aber auch auf Müllhalden, in Kellern und Lagerhäusern finden die bis zu 30 Zentimeter langen graubraunen Nager ein reichhaltiges Nahrungsangebot. "Gerüchteweise gibt es drei bis vier Ratten pro Bürger in Deutschland," erzählt Roland Schneider, Vorsitzender des Deutschen Schädlingsbekämpferverbandes Südwest. "Fundierte Zahlen wie viele Ratten es wirklich sind, gibt es nicht. Die Schätzungen gehen weit auseinander", berichtet der Verbandschef.Auch für die saarländischen Kommunen ist die Ratte ein Problem. Zwar gibt es im Saarland derzeit keine Rattenplage, doch der allesfressende Nager gilt als Nahrungsschädling, der Lebensmittel mit Kot und Urin ungenießbar macht und als Verbreiter von Krankheitserregern. Um die Zahl der Ratten in und unter den Städten gering zu halten, greifen die Kommunen ein.

In Saarbrücken ist der Zentrale Kommunale Entsorgungsbetrieb (ZKE) für die Rattenbekämpfung zuständig. Wie viele Ratten genau im Kanalsystem unter der Stadt und in den Grünanlagen hausen, weiß man dort nicht. Im Gegensatz zu anderen saarländischen Städten gibt es hier auch keine regelmäßigen Vorsorgemaßnahmen. "Wir führen Rattenbekämpfungsmaßnahmen in einzelnen, aktuell befallenen Kanälen durch, wenn vom Gesundheitsamt dazu aufgefordert wird", sagt ein ZKE-Sprecher. Getötet werden die Ratten durch Giftköder. Einsätze gegen Ratten gab es in der letzten Zeit in Altenkessel, aber auch oft in der Saarbrücker Innenstadt, vor allem in der Richard-Wagner-Straße. Im Klärwerk Burbach, wo die Saarbrücker Abwässer gereinigt werden, finden Mitarbeiter des Entsorgungsverbands Saar täglich zwei bis drei angespülte Rattenkadaver.

7700 Euro hat sich die Stadt Völklingen 2011 ihren Kampf gegen die Ratten kosten lassen. "Große Probleme gibt es zur Zeit nicht", sagt ein Stadtsprecher, "nur vereinzelt tauchen Ratten in der Innenstadt auf." Auch in Völklingen werden in den Kanälen Giftköder ausgelegt. Im Jahr 2000 hatte die Stadt ein größeres Rattenproblem. Durch Bauarbeiten an einem Kanal an der Saar flüchteten Ratten in Scharen in die Innenstadt und kamen auch an die Oberfläche.

In jedem Frühherbst führt die Stadt Saarlouis einen Rattenaktion in ihrem Kanalnetz durch. In jedem zweiten Schacht werden Giftköder ausgelegt. Kostenpunkt: 5000 bis 6000 Euro im Jahr. "Aber auch in der Innenstadt mit ihren Imbissbuden und im Bereich des Saar-Altarms tauchen Ratten auf und werden bekämpft", sagte ein Sprecher der Stadt.

Die Stadt Merzig hat nach eigenen Angaben eine Fachfirma mit der Rattenabwehr beauftragt. Diese legt Köder in den Kanälen und an Bachläufen aus und kontrolliert diese Bereiche. Die Kosten betragen 7500 Euro im Jahr.

Auch in Neunkirchen arbeitet die Stadt mit einer Fachfirma zusammen. Auch hier gibt es regelmäßige Aktionen gegen Ratten, die die Stadt nach eigener Auskunft 10 000 Euro im Jahr kosten. Im Kanalnetz und an Uferböschungen werden Giftköder ausgelegt.

Spitzenreiter bei der Rattenbekämpfung ist die Stadt Homburg. Gleich zwei Mal im Jahr werden hier 3000 Giftköder im gesamten Kanalnetz ausgelegt. 14 000 Euro lässt sich die Stadt die Maßnahmen kosten. "Zur Zeit haben wir keine sichtbaren Rattenbestände in der Stadt," so die Erfolgsmeldung des Stadtsprechers. "Gerüchteweise gibt es drei bis vier Ratten pro Bürger"

Roland Schneider, Vorsitzender Deutscher Schädlingsbekämpferverband Südwest

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