"Der eine kann nicht, und der andere will nicht. Ich bin verzweifelt"

Fischbach-Camphausen. Wenn man vor zwei Jahren eine Herzoperation hatte, 80 Prozent schwerbehindert und seit vier Monaten alleinstehend ist, wäre man froh, man hätte wenigstens Telefonanschluss. "Ich bin seit sechs Wochen ohne Telefon", berichtet uns Leserreporter Werner Groß aus Fischbach-Camphausen

Fischbach-Camphausen. Wenn man vor zwei Jahren eine Herzoperation hatte, 80 Prozent schwerbehindert und seit vier Monaten alleinstehend ist, wäre man froh, man hätte wenigstens Telefonanschluss. "Ich bin seit sechs Wochen ohne Telefon", berichtet uns Leserreporter Werner Groß aus Fischbach-Camphausen. Dabei war der 79-Jährige zufriedener Kunde der Telekom, wurde aber im Oktober dieses Jahres von der Schlau.com abgeworben. "Das war eigene Dummheit", sagt Groß verärgert, denn der Anschluss über Schlau.com konnte nicht gelegt werden: "Wir bedauern, dass wir Ihren Fall nicht bearbeiten können, die Deutsche Telekom stellt uns die Teilnehmeranschlussleitung nicht zur Verfügung", heißt es in einem Schreiben an Groß.

"Man hat mir einen Anschluss verkauft, ohne zu wissen, dass die Leitungen in Camphausen nicht verfügbar sind", erklärt der Rentner, der noch von weiteren fünf benachbarten Haushalten weiß, die zu Schlau.com wechselten. Zu Recht räumte man Groß darauf- hin ein Sonderkündigungsrecht ein, was dem Witwer erlaubte, wieder zur Telekom zu wechseln. "Wissen Sie, ich brauche den Telefonanschluss. Ich habe fünf Telefone im Haus, damit ich immer jemanden anrufen kann, wenn es mir nicht gut geht", so Groß, der kürzlich auf sein Handy angewiesen war, als er im Keller seines Hauses stürzte. "Ich hätte Zugriff auf mein Telefon gehabt, als ich eine Stunde auf dem Boden lag, leider hab ich hier in Camphausen kaum Netzempfang", berichtet uns Groß, der über 150 Euro Handykosten tragen muss, weil das Telefon nicht geht. Doch die Telekom macht es Werner Groß nun auch nicht leichter: Trotz der eingeleiteten Neuanmeldung wurde die Nummer noch nicht freigeschaltet. "Die Schlau.com muss die Nummer von Herrn Groß uns erst zurückportieren", erklärte Mc. Kinney, Pressesprecher der Telekom Frankfurt vor zwei Wochen gegenüber unserer Zeitung. Doch diese Rückgabe der Nummer gestaltet sich als Pingpong-Spiel: "Erst hat die Schlau.com ewig nicht zurückportiert, jetzt gibt die Telekom die Nummer nicht frei: dabei war es am 5. November einem Techniker der Telekom trotz nicht zurückgegebener Nummer schon möglich, innerhalb von zehn Minuten die Leitungen zu öffnen", erklärt unser verzweifelter Leserreporter.

Doch der Anschluss wurde nach zehn Minuten wieder gekappt. "Die Telekom hatte gemerkt, dass ich noch nicht wieder offiziell Kunde geworden bin. Aber technisch hat das Umschalten doch geklappt. Der eine kann nicht und der andere will nicht, inzwischen bin ich verzweifelt" sagt Groß, der einen Rechtsbeistand eingeschaltet hat.

Groß wurde inzwischen schriftlich von der Schlau.com bestätigt, dass seit 26. November die Nummer wieder an die Telekom abgegeben wurde, doch: "Ich war schon mehrere Male im Telekom-Shop, aber die Telekom hat meine Leitungen immer noch nicht freigeschaltet", so Groß, der die meisten Handykosten in die Warteschleifen beider Anbieter investiert hat . "Das ist eine schwierige Konstellation, sechs Wochen ist wild, da müssen wir was tun", meint Pressesprecher Mc. Kinney zur neuen Sachlage. Man darf für Werner Groß hoffen, dass er nicht wieder stürzt und er wenigstens zu Weihnachten wieder anrufen kann.

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