"Der Dschungel, den ihr Schule nennt"

Saarbrücken. Inklusion: Ein kompliziertes Wort, das Wichtiges ausdrückt. Lehrer sollen geistig und körperlich behinderte Kinder - unabhängig von Art und Ausmaß ihrer Behinderung - mit nicht-behinderten Kindern unterrichten. Was heute noch die Ausnahme in Deutschland ist, soll bald die Regel sein

Saarbrücken. Inklusion: Ein kompliziertes Wort, das Wichtiges ausdrückt. Lehrer sollen geistig und körperlich behinderte Kinder - unabhängig von Art und Ausmaß ihrer Behinderung - mit nicht-behinderten Kindern unterrichten. Was heute noch die Ausnahme in Deutschland ist, soll bald die Regel sein. Die Uno hat mit der seit März 2009 geltenden Behindertenkonvention ein Vertragswerk geschaffen, das von den Mitgliedstaaten eine Eingliederung Behinderter in sämtliche Lebensbereiche verlangt - auch in der Bildung."Inklusion gibt es aber nicht zum Nulltarif", erklärt Maria Kaminski, Bundesvorsitzende vom Verband "Autismus Deutschland". Sie wird heute in Saarbrücken die Fachtagung des Landesverbandes "Autismus Saarland" und des Autismus-Therapie-Zentrums Saar begleiten. "Autismus und inklusive Beschulung oder: vom Gelingen des Umgangs mit Verschiedenheit", lautet der Themenschwerpunkt.

Die Bundesvorsitzende ist selbst Mutter eines mittlerweile erwachsenen Autisten. Die Probleme der beiden autistischen Kinder Felix und Jan, über die die Saarbrücker Zeitung in den vergangenen Wochen wiederholt berichtete, sind ihr vertraut. Probleme, die sich bei der Integration autistischer Kinder stets wiederholten. Das Behinderungsbild Autismus sei vielschichtig, beim Bedarf eines Kindes müsse daher nach individuellen Lösungen gesucht werden. Und die kosteten Geld. Ein Beispiel zeigt sie auf: "Es muss klar sein, dass Autisten bei Eingliederungshilfen nicht mit Billigkräften abgespeist werden können, sie brauchen ausgebildete Fachkräfte." Erst wenn Politik das vielschichtige Behinderungsbild versteht, könne Integration oder aber auch das neue Ziel der Bildungspolitik, Inklusion, gelingen.

"Der Dschungel, den ihr Schule nennt - mein Weg durch die Schule", heißt bei der Fachtagung das Referat von Dr. Christine Preismann, die als Asperger-Autist über ihre Erfahrungen sprechen wird. Ihr Vortrag soll mit dazu beitragen, das Thema Inklusion kritisch unter die Lupe zu nehmen. "Viel zu häufig müssen Schüler, Eltern, Schulsystem, allein gelassene Lehrkräfte schmerzlich erfahren, dass der autistisch behinderte Mensch im Saarland in fast allen schulischen Fördersystemen leider immer noch keinen selbstverständlichen Platz innehat", heißt es in der Einladung zu der heutigen Fachtagung. Foto: BV Autisten

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